Jahrzehntelang wurden Straßen auf Teufel-komm-raus immer weiter ausgebaut - Schienen wurden zeitgleich abgebaut. Der Erhalt der Straßen wurde dabei völlig vernachlässigt. Warum jetzt auf Erhalt, insbesondere von Brücken, gesetzt werden muss - und eben nicht auf Neubau:
Denn es gilt, was wohl alle nachempfinden können, aber eben auch belegt ist: Verlust wird höher bewertet als Gewinn. Das Prinzip gilt auch bei der Verkehrsinfrastruktur, so Prof. Kai Nagel von der @TUBerlin in unserem Fachgespräch.
Über 4000 Brücken im Netz der Bundesfernstraßen sind dringend sanierungsbedürftig. 400 pro Jahr müssen geschafft werden. Im Jahr 2022 wurden immerhin 195 Brückenteilbauwerke durch Ersatzneubauten und Verstärkungen modernisiert.
Für 2023 plant dje Autobahn GmbH die Modernisierung von etwa 220 Brücken - ein Hochlauf, aber bei weitem nicht ausreichend.
Wir müssen aber schneller werden, um alle sanierungsbedürftigen Brücken zu erhalten und Teil- oder #Vollsperrungen zu vermeiden.
Doch die #Kapazitäten sind begrenzt: Baustoffe sind knapp. Projekte werden immer teurer. Allein das Material für Bau und Erhalt von Brücken ist heute 30 Prozent teurer als noch im letzten Jahr, sagt Tim Oliver Müller vom Verband der Bauindustrie, @dtbauindustrie.
In den Ingenieurbüros sitzen aktuell noch ausreichend Fachleute, doch auch hier drohen Engpässe in den nächsten Jahren, so Sascha Steuer vom Verband Beratender Ingenieure. Beschleunigungspotenzial kann bei der Ausschreibungspraxis gehoben werden.
Ein Wegfall der Planfeststellung würde Projekte zumeist eben nicht beschleunigen, sondern eher verkomplizieren, erklärt die Umwektrechtlerin und Anwältin Ursula Philipp-Gerlach.
Zu Verzögerungen führen oft zu #Personalengpässen bei den zuständigen Behörden. Abstriche beim Umwelt- und Klimaschutz oder bei der Beteiligung helfen bei der Beschleunigung nicht, so Ursula Philipp-Gerlach.
Es muss also sinnvoll priorisiert werden, welche Bauprojekte wir jetzt in hohem #Tempo angehen wollen. Das bedeutet wir müssen die knappen Ressourcen auf den Erhalt konzentrieren und jeden Neubau für Bundesfernstraßen kritisch prüfen.
Viele Planungen aus der Vergangenheit, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen, sind völlig aus der Zeit gefallen, so auch der Planung zur Sanierung und Erweiterung des Tausendfüßler durch #Bonn, berichtet Kaja Dörner @katjadoerner.
Bei der Bewertung von Straßenbauprojekten wurde in der Vergangenheit der #Schaden für Klima, Mensch und Umwelt kaum mit eingerechnet, erklärt Prof. Kai Nagel, @TUBerlin.
Um #Engpässe auf der Straße zu vermeiden, hilft es nicht, immer mehr Straßen zu bauen. Das volkswirtschaftlich sinnvollste Modell wäre eine Bepreisung bei knappem Angebot, so Kai Nagel.
Viele gute Gründe, um bei Neubauprojekten im Rahmen der Bedarfsplanüberprüfung neu zu berechnen. Projekte, deren Schaden größer ist als ihr Nutzen müssen gestrichen werden. #Verkehrswende
Fazit
1. Fokus auf Brücken, weil Achillesferse 2. Sanierung und Erhalt priorisieren, um knappe Ressourcen optimal zu nutzen 3. Exzellentes Projektmanagement, auch zB bei Ausschreibungen, um schneller zu werden 4. Schleifen von Umweltstandards sparen keine Zeit 5. Personal!
Wer alles wichtig findet und nicht priorisiert ist langsam - wie seit Jahren festzustellen ist.
Priorisieren und entscheiden ist Kern von guter Politik!
Das gilt so auch und gerade bei den Verkehrsinvestitionen.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Was ist da gestern passiert in #Pankow? Ein Thread über einen krassen Vorgang - und die notwendigen Konsequenzen.
Was ist passiert? Nach der Wahl sind die Bündnisgrünen mit 16 Stimmen vor Linken (12) und SPD (11 Stimmen) stärkste Kraft geworden. Rot-rot hat eine Zusammenarbeit mit Grün abgelehnt. Der bisherige Bürgermeister #Benn wurde von rot-rot als neuer BM vorgeschlagen.
Das Bezirksparlament (BVV) hat 55 Mitglieder, die Mehrheit liegt bei 28. Es gibt nach Berliner Recht nur einen Vorschlag für die BM-Wahl, die stärkste Fraktion oder eine größere Zählgemeinschaft hat das Vorschlagsrecht.
#Klimaschutz - aber sozial? Wie Olaf #Scholz weder das eine noch das andere (ge)macht (hat), zeigt seine Bilanz nach vier Jahren als Finanzminister und Vizekanzler. Ein Thread in 8 Akten.
1. Scholz will #Kohleausstieg erst ab 2038. Er trägt einen Milliarden-Deal mit Konzernen wie #RWE auf Kosten der Steuerzahlenden. Laut #IPCC Bericht haben wir dann schon längst eine Erderwärmung von +1,5°. Für "Tempo" beim Klimaschutz ist es dann zu spät.
2. Selbst Bundesrechungshof & Automobilhersteller werfen Scholz Untätigkeit vor: So entgehen dem Bundeshaushalt jährlich 7 Milliarden € durch klimaschädliche #Diesel-Subventionen von denen Besserverdienende besonders profitieren presseportal.de/pm/30621/45985…