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Johannes Becker @YohannesBecker
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Ein paar Anmerkungen zu @PatrickBernau's „Steuerflucht von multinationalen Unternehmen ist nicht so schlimm wie gedacht“-Post vom Anfang der Woche.

blogs.faz.net/fazit/2018/06/…
Vor allem zu 2 Punkten: 1) Apple habe rund 25 Prozent auf seine Gewinne gezahlt, schreibt Patrick. Das ist falsch. 2) Die Studien zur Steuervermeidung rechneten die Steuerflucht künstlich groß. Dieser Punkt beruht auf einem Missverständnis, ist tautologisch und damit sinnlos.
1) Apple zahlt nicht 25 Prozent. Die Zahl kommt aus Apples Financial Statement und enthält auch die zukünftig fälligen Steuern – also auch den nun abgeschafften Repatriierungssteuern, die Apple sowieso nie zu zahlen beabsichtigt hatte.
Apple zahlt brav seine Steuern in den USA, vermeidet aber große Teile seiner Steuern im Ausland. Ein Aufschlüsselung findet sich z.B. hier.
medium.com/@javiergb_com/…
Dort findet sich auch diese Grafik, die nahelegt, dass die effektive Steuer auf Auslandsgewinne irgendwo in der Nähe von 5 Prozent liegt, wenn man davon ausgeht, dass die 'deferred taxes' gar nicht anfallen (bzw. höher, wenn Teilzahlungen anfallen).
Wie macht Apple das? Nicht leicht zu verstehen, siehe aber z.B. hier ("That way, the entire structure “produces a very low effective tax rate, approximately 5% to 7%.”") icij.org/investigations…
2) Patrick behauptet, Torslov/Wier/Zucman rechneten die Steuerflucht von multin. Unternehmen groß. Hier sind Paper und Daten:
gabriel-zucman.eu/missingprofits/
Wer das Ausmaß von Gewinnverschiebung ermitteln will, braucht einen Referenzmaßstab: wie sähe die Welt ohne Gewinnverschiebung aus? Das ist schwerer als man denkt, aus zwei Gründen.
i) Es ist unmöglich, zweifelsfrei zu ermitteln, wo die Wertschöpfung im Unternehmen tatsächlich passiert. (ii) Da sich Apple und Co an die Regeln halten, können sie argumentieren, dass ihre Gewinnverteilung regelkonform also unmanipuliert ist.
Zucman et al schlagen vor, als kontrafaktischen Maßstab die Gewinne dort anzusiedeln, wo die Arbeitnehmer sind (also eine Art Formelaufteilung nach Lohnkosten). Scheint willkürlich, bei realen Wirtschaftsgütern wären die Ergebnisse aber ähnlich.
Doch natürlich ist so ein Maßstab offen für Kritik - vor allem wenn man eine bessere Alternative hat. Patrick schlägt einen alternativen Maßstab vor: das aktuelle Steuersystem.
Das aber lässt nach einhelliger Meinung zu viel Gewinnverschiebung zu – und lässt damit eben nicht zu, Gewinnverschiebung festzustellen! Das Argument ist tautologisch und letztlich sinnlos.
Apple hält sich formal an die Regeln, es sind also die Regeln selbst, die in der Kritik stehen. Regelkonformität kann also kein Benchmark sein, um das zu messen, was kritisiert wird.
Abschließend: Gut möglich, dass Steuerflucht kleiner ist als häufig behauptet. Oberflächliche Lektüre reicht aber vielleicht nicht aus, um einer ganzen Literatur basale konzeptionelle Fehler nachzuweisen.
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