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Melanie Pfändler @M_Pfaendler
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Ich will nicht alle Statistiken und Studien infrage stellen, die Prof. Hollstein in der @bazonline zitiert. Aber dieser @EBG_BFEG_UFU-Bericht zu häuslicher Gewalt zeichnet doch ein sehr anderes Bild.
(1/#VeryLongThread)

ebg.admin.ch/dam/ebg/de/dok…
Hier einige Auszüge, basierend auf der Polizeilichen Kriminalstatistik (@StatSchweiz, KKJPD):

2016 starben [in der Schweiz] 19 Menschen infolge häuslicher Gewalt, davon 95% Frauen. (...) Die 19 vollendeten Tötungsdelikte wurden von 20 Beschuldigten verübt, davon 90% Männer.
2016 gab es 10‘040 geschädigte Personen. Davon waren 73% Frauen.

2016 gab es 9‘578 beschuldigte Personen. Davon waren 76% Männer.

1% der bestehenden Partnerschaften, in denen sich häusliche Gewalt ereignet hatte, waren homosexuelle Beziehungen.
52% der geschädigten Personen waren Schweizer/-innen, 42% Ausländer/-innen der ständigen Wohnbevölkerung.

46% der beschuldigten Personen waren Schweizer/-innen, 46% Ausländer/-innen der ständigen Wohnbevölkerung.
2016 wurden 1‘040 Personen polizeilich registriert, welche ihre eigenen Kinder geschädigt haben. Davon waren 72% Männer und 28% Frauen.

407 Personen wurden pol. reg., welche gegen ihre eigenen Eltern Gewalt angewendet haben. Davon waren 74% männliche und 26% weibliche Personen.
Frauen der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung werden doppelt so häufig Opfer eines Tötungsdelikts in der Partnerschaft als Schweizerinnen. Ausländische Männer sind doppelt so häufig Tatverdächtige als Schweizer.
Bei innerfamiliären Tötungsdelikten hingegen decken sich die Raten der beiden Bevölkerungsgruppen.

Bei allen Tötungsdelikten der Jahre 2009-2016 standen 34% der Opfer in einer häuslichen Beziehung zur tatverdächtigen Person.
Versuchte oder vollendete Tötungsdelikte finden mehrheitlich in der Trennungsphase einer Partnerschaft statt.
Jugendliche, die selbst bzw. deren Eltern Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe beziehen, berichten doppelt so häufig davon, schwere elterliche Gewalt erlebt zu haben (37,5% gegenüber 19,0%).
10,9% der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund berichten vom Erleben schwerer elterlicher Gewalt, bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt dieser Anteil mit 32,1% dreimal so hoch.
Stellen wir also den «Bezug zur Wirklichkeit» her.

Der Autor schreibt, Männer seien deutlich häufiger Opfer von Gewalt als Frauen. Stimmt, aber nicht im Falle der häuslichen Gewalt.
Diese ist (zumindest hierzulande) in keiner Weise «gleich verteilt zwischen Männern und Frauen.»
Ausländische Männer verüben mehr Gewaltdelikte als Schweizer Männer. Stimmt – aber nicht im Falle der häuslichen Gewalt, dort ist der Anteil ist exakt gleich hoch. Jugendliche in Migrantenfamilien erleben allerdings deutlich häufiger schwere Gewalt.
Ich schliesse mit einem Zitat von Herrn Hollstein:
«Es wäre einfach sinnvoll, sich erst einmal bei den empirischen Erkenntnissen umzusehen – bevor grossmundig Unsinn verzapft wird.»
Nicht alles, was in dem Artikel steht, ist Unsinn. Aber etwas grossmundig scheint er mir durchaus.
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