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Hier mein vorläufiges Fazit (thread) zur Podiumsdiskussion vom 17.1.19 zum Seminar „Denken und Denken Lassen“ von Prof. #Schönecker. Die Diskussion war offen & ehrlich, kritische Positionen sind sehr deutlich formuliert worden. #Schönecker hat sich weitestgehend wiederholt...
Schönecker beharrte auf seiner Position: seine Wissenschaftsfreiheit wurde durch Streichung von Mitteln eingeschränkt, Forderungen das Seminar abzusagen waren falsch. Er hat das Recht solch ein Seminar plus Vorlesungsreihe auszurichten...
… Schönecker fragt, warum er von kritischen Kollegen nicht verteidigt wurde, wirft ihnen politisch einseitige Positionierung vor. Sagt, Seminar war wissenschaftlich und kritisch auch gegenüber vielen schlechten Vorträgen / Vortragstexten...
… meine Ansicht: es muss in der Universität die Möglichkeit einer Diskussion über Wissenschaftlichkeit geben dürfen. Bei Schönecker’s Seminar handelt es sich - so wurde es auch inszeniert - als Grenzfall und Provokation, daher muss Diskussion möglich sein...
… ich persönlich habe Schönecker nicht verteidigt, weil ich an der Wissenschaftlichkeit des Seminars ersthaft gezweifelt habe - auch aufgrund der politischen Ausrichtung des Seminars („dezidiert rechte Denker“)...
… die Forderung von Kritikern, das Seminar abzusagen ist kein Einschnitt in Schönecker’s Wissenschaftsfreiheit - ich habe dazu nicht die Mittel, und das ist gut so -, sondern führt zur rechtlichen Klärung, die ja stattfindet, und das Seminar konnte stattfinden...
… die Vorlesungsreihe hat leider meinen Verdacht der mangelnden Wissenschaftlichkeit bestätigt. Viele Halbwahrheiten, Übertreibungen und auch glatte Lügen stehen ohne Widerspruch im Raum. Das hilft nur Sarrazin, Jongen und co., nicht der Wissenschaft...
… daraus ergeben sich für mich 3 Fragen / Erkenntnisse: 1. Wie geht man, wie @bumatic gestern gefragt hat, mit Leuten um, die nicht an einem Diskurs der Wahrheit - Grundlage der Universität interessiert sind? Die sogar, wie Prof. Kutzner betonte, mit Wissenschaft kokettieren?...
… sie in einem Rahmen wie Schönecker’s Seminar sprechen zu lassen kann nicht die Antwort sein. Die Universität muss andere, robustere Antworten finden. Und ja: Rassisten auch mal lieber nicht einladen… ihnen anders entgegnen...
2. Eine Philosophie soll natürlich frei Denken und Spekulieren dürfen. Aber: sie sollte sich in der Universität nicht der Frage entziehen dürfen, welche Konsequenzen gerade eine unvorsichtige Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen „Thesen“ mit sich bringen...
… es kann nicht nur um Prinzipien gehen, bzw. muss auch eine prinzipielle Verteidigung von Wissenschaftsfreiheit eine Antwort darauf haben, wie mit der Performanz der Rede und mit der Verantwortung der Universität im politischen Raum umgegangen wird...
3. Der Diskurs der Meinungsfreiheit kürzt die Diskussion dabei zu sehr ab. Es ging in Siegen nie darum, andere Meinungen zu verbieten. Es ging immer darum, Rassisten & Rechtsradikalen keinen Einlass in die Universität zu bieten, sie wissenschaftlich zu legitimieren...
…hier muss man über Grenzen reden dürfen. Wer sagt, es gebe einen gefährlichen „chilling effect“ (wie @PBahners) sollte auch fragen, wie rechtsradikale Aussagen und Taten auf geflüchtete Menschen & Menschen mit Migrationshintergrund u.a. wirken. „Chilling“ ist da untertrieben...
… auch hier ist gerade die Universität gefordert - die Migrationsforschung, die Rassimusforschung, und ja, auch die Gender Studies, etc. - um darzulegen, wie Rassismus, Sexismus, etc. heute funktioniert, operiert, wirkt...
FAZIT: Gerade diese Einsicht scheint #Schönecker nicht zu teilen, wenn er ganz zum Schluss als Beispiel Finnis verteidigt - cf. - weil er für seine Meinung angegriffen wird...
… nur: Finnis schreibt, Homosexualität sei „repudiated“, also abgelehnt/widerlegt. Ist das wissenschaftlich, „strictly philosophical"? Genau da ist der Knackpunkt: darf Philosophie auch menschenverachtende Standpunkte vertreten, und alle müssen das akzeptieren? Ich glaube nicht.
#Schönecker warnt davor, dass, wenn die Kritiker/Linken jetzt Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit einschränken, dann machen die Rechten (AfD und co.) das auch, wenn sie an der Macht sind. Wer glaubt denn, das sie es nicht tun, wenn wir uns jetzt nicht wehren? Ich nicht.
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