Thread by @CanGulcu

Warum sehen MigraBoys aus, als kämen sie gerade ausm Friseur, Gym, Mall und benehmen sich oft wie unverwundbare Macker? Kulturell bedingte Männlichkeitsbilder? Eine Ergänzung aus anekdotischer Evidenz als Thread. #MeinBraunerMännerkörper

Hat die Mutter eines besten Freundes euch mal „Jetzt schaust aus aber wie ein richtiges Türkerl“ gesagt, weil ihr mit 16 nicht 1 kg Gel in den Haaren nach dem Duschen hattet, sondern sie euch einmal, das erste Mal, mit Locken gesehen hat?

Hat eine Lehrerin sich über euren ersten Bartflaum mit 14 lustig gemacht? Und das verbunden mit Ausführungen zur frühen Pubertät von Jugendlichen ausm Süden, Kinderhochzeiten und Sexualtrieb etc.? Und damit weitergemacht, als ihr den bereits am nächsten Tag abrasiert hattet?

Haben eure MitschülerInnen über eure „Monobraue“ gewitzelt, über rassige Orientalen, männlich wie weiblich und ihre Körperbehaarungen? Euren einsetzenden Bartwuchs dementsprechend kommentiert, eure Schambehaarung, die ersten Achsel- und Brusthaare?

Hat ein Sportlehrer euch mal über eure schlanke Figur angesprochen, da der typische Türke ja immer irgendwann blad werden würde und anschließend über das außergewöhnliche Talent von Nicht-Weißen für Sport referiert?

Musstet ihr mal mit einem Lehrer ein Gespräch ausm Nichts über die Beziehung von Mundgeruch und Knoblauchkonsum von Türken führen? Und aßt danach jahrelang kein Knoblauch und geht seither nicht ohne Kaugummi oder Zuckerl in der Tasche aus dem Haus?

Hat euch ausnahmslos jede Frau, die ihr beim Fortgehen angesprochen habt, als erstes gefragt, woher ihr kommt und das mit Stereotypen verbunden? Und habt ihr deswegen permanent versucht, möglichst nicht zu sehr so auszusehen, dass ihr von woanders kommt?

Haben eure Mitschüler_innen über euren beschnittenen Penis und seine Funktionalität so gesprochen und gewitzelt, als ob euch ein Körperteil gänzlich fehlen oder missgebildet sein würde?

In welche Körper waren und sind die Idealbilder von „normalen“ Männern verpackt? Welche in jene der Delinquenten und Underdogs? Hattet ihr das Bedürfnis, auch mal als „normal“ anerkannt zu werden? Und habt mit Delinquenz reagiert, als das trotz allen Bemühungen nicht gelang?

Hattet ihr dementsprechend jahrelang ein gestörtes Körper- und Selbstbild? Habt eure Unsicherheit und angebliche Minderwertigkeit mit wechselweise Anpassung, Unsichtbarkeit, Mimikry oder Überbetonung der Männlichkeit und gespielter Arroganz „behandelt“?

Der bis ins Lächerliche gepflegte braune Männerkörper ist mitnichten eine Kulturerscheinung. Er ist auch eine „Technologie des Selbst“, um Rassismus und Exotisierung auszuweichen.

Und ja, sie ist nicht selten ausgrenzend, sexistisch und ableistisch, sie ist gerade antiemanzipatorisch, aber welche männliche „Technologien“ im Patriarchat sind es das nicht?