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#interviewdings Ja, liebe_r Bewerber_in:
Bitte check die Website des Unternehmens, die komplette (!!!) Jobbeschreibung / Ausschreibung, und bitte bezieh dich nicht nur im Anschreiben, sondern auch im Lebenslauf darauf. Stell im CV/LL Dinge heraus, die für DIE Stelle passen.
Kommst du aus einer komplett anderen Branche? Für uns kein Ding. Aber:wir müssen anhand Lebenslauf erkennen, dass eine Nähe/Affinität besteht.
Hast du vorher bei McDonalds gearbeitet? Schwierig. Aber: schnelle Reaktionszeit, Beschwerdenmanagement, Teamarbeit wären dann Punkte :)
Jedoch: bitte nicht bullshitten. Wenn du einmal nem Kollegen etwas erklärt hast, heißt das nicht, dass du Trainingserfahrung hast. Und ja, InterviewerInnen werden genau auf solche Punkte anspringen. Es muss logisch und durch dich erklärbar sein.
Kommen wir zum Interview :D
Ja, jede*m kann es passieren, zu spät zu kommen. Ruf doch bitte an, soweit möglich. Eine gute Firma mit Interesse an dir wartet, solange sie wissen, dass du auch wirklich kommst.
Wenn du doch nicht magst: Bitte sag auch Bescheid. >>
Du weißt nie, wer wen kennt. Und vielleicht bewirbst du dich später wieder mal. Und dann ist "Ach, Person X kam das letzte mal schon nicht." der Grund, warum du keine Antwort bekommst.
Übrigens: verschiebt die Firma den Termin ständig... lauf weg. Respekt sollte beidseitig sein.
Der Vorraum / Warten auf Interview: unsere Rezeptionistin gibt nen flying fuck, wie du sitzt, oder ob du dir ein Wasser holst. Sie wird uns jedoch jederzeit informieren, wenn du unhöflich zu ihr warst. Egal wie gut du qualifiziert bist: dann biste raus. Rezeptionistin = Göttin.
Apropos erster Eindruck: schmöker ein bisschen auf der Internetseite der Firma oder gar den LinkedIn Profilen herum (machen wir ja auch nicht anders ôo). Ist die Firma eher leger, ist Jeans absolut okay (heil, gewaschen ôo). Ist es eher Bank mit Kundenkontakt: Anzug (leihen).
Wir sind da eher unkompliziert :D siehe meine Shirtstory von gestern.
"Omg, wie viele Personen sitzen denn da?"
Eine Person: eher schwierig. Du kommst eventuell mit Bullshitten durch, oder läufst komplett gegen eine Wand, weil die Person dich nicht mag.
Zwei Personen: okay. Bullshitten eher meh. Aber das Rausfliegen wegen Nichtmögen ist eher gering
Drei+ Personen: Ehrlichkeit wins. Komm bloss nicht auf die Idee, zu bullshitten. Keine ausgedachten Anekdötchen oder sonstwas. Wirklich. Keine Chance, damit durchzukommen. Absolut nicht. Ich kann es wirklich nur betonen: TU ES NICHT. Eine*r der 3 sieht es 100%.
Setting: es gibt immer Aufwärmfragen / Kommentare. Hier gerne (natürlich :D) das Wetter. Wir lieben es, uns über das irische Wetter zu beschweren, aber wirklich: es hat Grenzen. Ein 5 Minuten Lamento dass früher der Regen aus Gold war => nicht der richtige Moment.
Settingfragen / Kommentare ist immer schwierig. Wenn du nämlich wiederum einsilbig was sagst ("Krasser Regen heute, muss die Fahrt hierher schon schwierig gemacht haben" - "Ja.") dann ist ein Job, in dem Kommunikation wichtig ist, ein wenig weggerückt.
Standardfrage: was wissen Sie über unser Unternehmen?
OMG BITTE bete nicht die Webseite oder den Wikipediaartikel runter o_O oder hau uns unseren Slogan um die Ohren.
Kurz und Knackig "euch gibt es seit 100 jahren und ihr baut Kartoffeln an" passt. Oder...
(bei uns vollkommen legitim): "Ich hab eure Website gelesen. Alles ganz interessant, aber ich hab nicht den Hauch einer Ahnung, was ihr eigentlich macht." Wenn du was findest (auf deinen Job bezogen) was du nicht verstehst, gleich den Ball zurückspielen. In nett natürlich.
Dann kann das klassische "Gehen wir mal den Lebenslauf durch" kommen: wie vorher schon: bezieh es auf die ausgeschriebene Stelle oder geh durch und sag dann, dass du gerne in einen anderen Bereich möchtest. Starte nicht beim Urschleim o_O
Ggf, wenn dein Lebenslauf eher lang ist: einleiten mit "Ich geh ein paar Highlights durch." und abschließen mit "Wie Sie in meinem CV gesehen haben, gab es auch andere Stellen."
Wenn es Jahre ohne Tätigkeit gab, selber drauf eingehen: Pflege, Reise, Arbeitslos, whatever...
Die fragen eh nach. Ein guter Arbeitgeber macht Einstellung nicht von Nicht-Arbeitszeiten abhängig, wohl aber vom Bullshitten.
Ein schlechter Arbeitgeber... den wollt ihr nicht. Punkt.
Szenarios: wer gruselt sich nicht. Jetzt komm ich komplett ins Spiel, ich bin das Abklopfhäschen :D
Frage 1: Was war die größte Fehlvorstellung (misconception ôo gibt es da ein gutes deutsches Wort?) deiner KollegInnen über dich und warum hatten die KollegInnen diesen falschen Eindruck?
Solche oder ähnliche Fragen haben einen Grund: bist du in der Lage,
a.) zu reflektieren
b.) Empathie aufzubringen
c.) Kritik anzunehmen oder aber berechtigt abzuweisen.
Warum du da bei mir rausfliegen könntest:
"Humblebragging", also z.B. "Meine KollegInnen dachten, ich hab kein Privatleben, aber das war nur, weil ich 20 von 24 Stunden im Büro war."
Lol ernsthaft? Mag vielleicht an der Wallstreet funktionieren, aber nicht Firma XY.
Oder natürlich das beliebte (paraphrasiert): "Meine KollegInnen sagten, Ich sei das Arschloch, dabei sind sie alle Arschlöcher". Sweety... wenn alle um dich herum Arschloch sind, dann... den Rest kannste googlen.
Es geht NICHT darum, ehemalige KollegInnen in die Tonne zu hauen!!!
Gute Antwort z.b: "Meine KollegInnen haben das Gefühl, ich wäre zu ernst / zu emotional. Ich denke, das ist aufgrund BLABLA. Ich arbeite daran / ich bin halt so."
Mir geht es nicht darum, über dich zu lachen!
Es geht wirklich darum, wie du mit Menschen umgehst: For all I care kannst du sagen "Leute denken, dass ich einen Scheiß darum gebe, was sie über mich denken. Und ja. Ich geb einen Scheiß" (also in freundlich ausgedrückt)
Okay. Danki. Ehrliche Antwort. Passt ins Team oder nicht
Es geht hier darum, dass ich einen Eindruck bekomme, ob du kritikfähig bist, und ob du ins Team passt. Wenn der Teamton etwas rauer ist, kann ich nicht ruhigen Gewissens jemanden reinplatzieren, der sich da unwohl fühlt.Wenn das Team eher ruhig ist, ist ein Entertainer schwierig.
Und wenn du denkst, dass alle anderen im Unrecht sind, und du allein das goldene Kind bist... nunja. *hust* Nein.
Zweite Frage von mir: "Hast du jemals eine Deadline verpasst? Wie bist du damit umgegangen."
Seien wir ehrlich: ist jedem (!) schon passiert, egal ob in kleinem Maßstab oder in großem.
Hier geht es um: Ehrlichkeit dir selbst ggü, mir ggü, und anderen ggü.
Wenn mir jemand sagt "Nö. Ich arbeite perfekt", ist der einzige Gedanke bei mir: "Ja. Nee.",
BTW: glaub mir, du wirst im Interview das Gefühl haben, deine Antwort wäre perfekt gewesen. Auch wenn es die obige ist.
Also: offene Karten: Ich hab Deadline in XY verpasst, ich habe es adressiert und repariert. => Supi.
Ich habe Deadline in XY verpasst und niemandem was gesagt und plötzlich hat alles gebrannt. Ich hab massiv draus gelernt. => o___O okay. Supi. Bitte nicht wieder machen. Danki.
Dritte Frage: "Wurdest du jemals gebeten, etwas arbeitsspezifisches zu machen, was du vorher nie gemacht hast? Wie bist du damit umgegangen? Was hast du gelernt?"
Es geht um das Menschliche.Mich interessiert weniger, dass du gelernt hast, in CSS den Text ins Rechteck zu bekommen.
(wobei: Kudos. Hexe_r!).
Es geht um: fragst du KollegInnen, die mehr Ahnung haben? Kannst du firmeninterne Ressourcen nutzen? Bist du trotz der Ressourcen/KollegInnen eher der Einzelkämpfer? Gabs vielleicht keine Ressourcen, aber hey, Youtube Tutorials \o/?
Oder lagst du auf dem Boden mit Schnappatmung? Und hast gelernt, dass das eher nicht hilfreich war, sondern dass du das nächste Mal um Hilfe bittest (Bingo :3).
Oder hast du gelernt, dass du mit neuen Situationen nicht umgehen kannst? >>
Klingt doof, aber sei auch da ehrlich. Nicht nur für uns als InterviewerInnen (wir sehen es eh ôo), sondern für dich. Wenn du mit sich ständig wechselnden Situationen nicht umgehen kannst, (vollkommen legitim), ist evt ein Job mit mehr Starre / Wiederholung besser als bei uns.
So, mein Abklopfhäschenteil ist beendet. Normalerweise fragt dann ein/e Kolleg/in nach technischem Wissen etc.
Ich wiederhole mich... nicht bullshitten :( Excel professionell können ist Makros auf Zuruf machen. Kannste nicht, lernste aber gerne? OKAY FÜR UNS!
Du kannst kein MySQL? Lol viele von uns auch nicht, steht halt trotzdem drin. Warum? Weil es ja doch Leute gibt, die das können. Und ja, hätten wir gerne. Genauso gerne aber: "Nee, kann ich (noch) nicht, lerne ich aber gerne. Bietet ihr da auch Trainings an?" HALLELUJAH!
Es gibt natürlich einiges, was einfach vorhanden sein muss. Du musst in der Lage sein, die Ausschreibung danach zu sortieren. Wenn du das, was Pflicht ist, nicht kannst, bewirb dich nicht. (Ein Kuss geht raus an männliche Kandidaten. Ist meine Erfahrung. Jaja blabla)
Again: Wir sehen, wann du bullshittest. Wann du plötzlich das Thema versuchst, umzulenken. Wann ein "Klar kann ich die Schrift ins Rechteck machen bei CSS aber wann muss man das schon machen".
Hasi, bei so einer Frage bin ich drauf und dran, dich das 5 Wochen machen zu lassen.
Und nun zum beliebtesten Teil :D ich höre euch schon freudig tanzen und den Sekt aufmachen jedes Mal, wenn die Frage kommt:

"Haben Sie Fragen an uns?"
Weiter geht's.
Ich kann euch wirklich von ganzem Herzen folgende Frage empfehlen:
"Was gefällt Ihnen am Unternehmen / daran, hier zu arbeiten."
Um es nochmal zu betonen: Ein Interview ist keine Einbahnstraße. Wir wollen einen wichtigen Teil EURER Lebenszeit.
Wir müssen uns auch verkaufen. Ein einfaches "Ist halt großesUnternehmenwovielPrestigehat" ist... bullshitten auf Interviewerseite ;) Guckt euch die Mimik an. Glauben die Personen, was sie sagen? Oder seht ihr "internal screaming" bei "Ich bin glücklich hier?"
Ich erzähl dann gerne ehrliche Anekdoten aus dem Arbeitsleben, Kollegin gerne vom Gefühl wenn man hier arbeitet, andere Kollegin ist eher massiv auf der Sachebene. Und wir freuen uns über die Frage. Zuckt da ein Interviewer? Packt die Laufschuhe aus und zieht sie an.
Genauso gerne den Ball zurückspielen / spielen mit "Wo sehen Sie mich in XY Zeit?" oder "Wo sehen Sie die Firma in XY Zeit?". Bitte nehmt einen vernünftigen Zeitrahmen. Eine Bewerberin fragte "Wo sehen Sie mich in 6 Monaten?" und wir haben das als (einen) Ausschlussgrund genommen
Warum?
Weil: klingt als würde Bewerberin nur kurzfristig oder für ne Beförderung arbeiten. 6 Monate sind bei uns Probezeit / Einarbeitungszeit. Da ist noch nicht viel mit Aufstieg. Was wir witzigerweise auch vorher gesagt haben.
Klassisches Eigentor.
Und "Wie kann mir die Firma bei der beruflichen Weiterentwicklung helfen? Gibt es interne / externe Bildungsmöglichkeiten?"
Supi :D das sollte eine gute Firma leisten. Manchmal, bei sehr starren Jobs nicht möglich, ja, aber da ist die Frage wie wichtig es dir ist.
Wir sind am Ende von meiner Seite. Ich schreib aber noch ein paar Tweets mit roten Flaggen für euch :) gerne auch Replies mit "Ich hab Angst vor Frage XY/ Das und das ist passiert, was ist da passiert", ich guck ob ich das beantworten kann. Aber jetzt erstmal zum Interview ;D
Hoppala, eins noch: wenn ich als InterviewerIn an irgendeinem Punkt das Gefühl habe, deine Passion liegt woanders, oder du wärst unglücklich im Job oder Team, werde ich dich trotz bester Qualifikation nicht nehmen. For your own sake. Wir nennen das in der Firma "Duty of care".
So... geht nachher weiter, erstmal Mittagspause. Kurz zum Interview gerade eben: die Bewerberin kommt aus einem komplett branchenfremden Bereich (mit Überschneidungen) und hat es zum nächsten Schritt geschafft :D
N.b Thread ist jetzt nicht mehr gesplittet :)
So. Rote Flaggen für BewerberInnen. Mir ist klar, dass nicht jedeR in der Position ist, Stellen abzulehnen oder ähnliches. Aber falls ihr doch die Möglichkeit habt :)
Viel ist Gefühl. Haben die Interviewer Augenkontakt. Fühlt man sich okay oder ist da eine Stimme gleich am Anfang im Hinterkopf, die sagt "irgendwie... Nein".
Außerdem wie bei euch: wie gehen die Interviewer mit der Rezeption, mit anderen und miteinander um.
Krude Fragen: es gibt leider Firmen, die über Interviews versuchen, Informationen über andere Firmen zu bekommen. Wenn der Interviewer fragen zu internen Prozessen stellt, blocken und auf Vertraulichkeit hinweisen. "Sie werden sicher verstehen, dass ich über interne..."
Wenn dann weitere Fragen kommen... geht raus. Die haben kein Interesse an euch, sondern an der Firma, in der ihr gearbeitet habt.
"Sind Sie bereit Überstunden zu leisten?"
Nach Umfang fragen und ob bezahlt. Das ist euer Recht. Und wenn ihr deshalb nicht weiterkommt, dann wollt ihr da auch nicht arbeiten. 10+ Überstunden unbezahlt/Woche ist keine Auszeichnung, sondern die Firma kann kein Zeitmanagement.
Krude Frage XY: Politische Ansichten. Nope.
Philosophische Fragen (hier nannte jemand "Was ist Glück für Sie?")... ich persönlich würde den Interviewer fragen in wiefern das relevant ist. Für ne Priesterstelle vielleicht, aber sonst nein.
Respektlose oder diskriminierende Fragen eh immer eine rote Flagge. Z.B. jemanden dreimal fragen wo die Person denn "wirklich" herkommt. Oo
Vergesst nicht: wie ihr eure Arbeit repräsentiert, repräsentiert der Interviewer die Firma.
Im ersten Interview sollte (es sei denn es ist angekündigt) nie irgendein Test stattfinden. Oder "hier, coden Sie mal 4 Stunden dieses für uns wichtige Ding, dann gucken wir weiter."
Wenn ihr das Gefühl habt, ihr werdet bewusst unter Druck gesetzt...
Dann ist die Chance bei 99% dass das ein Spiegel des Firmenklimas ist.
Wenn die Interviewer mit Augenrollen auf Fragen reagieren oder ähnliches... Wenn ihr mutig seid, weist sie darauf hin mit "was wäre wenn ich bei Frage XY mit den Augen gerollt hätte?"
Ansonsten abhaken, fragen und lernen anscheinend nicht erwünscht in der Firma.
Trotz alledem. Auf beiden Seiten sitzen Menschen. Die Interviewer haben vielleicht einen schlechten Tag weil privat Probleme. Oder sie sind neu. Oder oder.
Wenn euch was nicht passt, freundlich bleiben, im Notfall gehen, und ggf eine Mail schreiben mit Danke und Feedback.
Ich beantworte gerne fragen :) bin aber kein 100% Personaler, sondern Sitz häufig in Interviews und entscheide.
Anekdoten sind anekdotisch, und nein ich bin nicht schuld an Personaler XY.
Kommt zu meinem nächsten TED Talk: wie verpackt ich Gaming als relevant im Lebenslauf.
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