Thread by @TiniDo

So, ich habe mit meinen beiden Neffen (14 & 16 ) über die neue #Urheberrechtsreform der EU gesprochen. Ich versuche mal eine Zusammenfassung:
Sehr großes Aufregerthema. Sie empfinden es als Unverschämtheit, dass "da alte Menschen über Dinge entscheiden, die sie nicht verstehen &

die sie hassen, weil sie da selbst nicht vorkommen."
Halten es nicht für unwahrscheinlich, dass "das Internet gekillt werden soll, weil die Politiker uns dumm halten wollen" (Das scheint sehr ernsthaft in YouTube-Kommentarbereichen debattiert zu werden.)

Das sehe man doch auch an der Greta - ohne das Internet (gemeint ist damit v.a. YouTube & WhatsApp) hätten sie nie von der erfahren. In "den Medien" wäre die ja erst jetzt, wo es von Schülern selbst gemachten #FridaysForFuture gebe.

Ich frage "Was sind denn die Medien?" Alles, was alte Leute gucken & lesen. Ich: "Guckt Ihr da selbst rein?" - Ja, ab und an, auch wegen Schule. Langweilig, uninteressante Themen; zu Themen, die sie interessieren (Games, Musik, Serien, YouTube Helden, Urheberrecht, Klima)

würden sie aber eh nix finden o. es gebe bessere Infos im Internet (s.o.). Außerdem würde in Medien viel gelogen. Ich: Beispiele? - #Urheberrechtsreform & #FridaysForFuture (konkret werden sie nicht, aber sie haben via ihren YouTube-Lieblingen, von denen ich nur LeFloyd kannte,

jetzt FAZ & Süddeutsche kennengelernt "Alles Lügner. Die schreiben, was ihnen die Chefs sagen.") Medien & Politik sehen sie keinen Unterschied, haben aber auch nur sehr schemenhafte Vorstellungen davon. #NieMehrCDU ist gesetzt. Partei für alte Leute (auch das Wort Zombies fiel).

SPD sagt ihnen gar nix. Grüne & Linke okay. Piraten nur am Rand wegen Julia ( #Urheberrechtsreform & Klimaschutz & Geflüchtete - das sind anscheinend die ersten Themen, die sie überhaupt als politisch wahrnehmen bzw. an denen sie überhaupt erst das Konzept Politik begreifen.)

Sind frustriert, dass in einer Demokratie "ausgerechnet die Deppen das Sagen haben". Ich: "Na ja, Demokratie ist was zum Selbst machen, die darf man nicht den Deppen überlassen oder was denkt ihr?" Sind skeptisch, ob Engagement was nutzt (weil: Politik & Medien wollen das nicht)

wollen das Feld aber auch nicht den Deppen überlassen. Wissen aber nicht so genau wie. Ich "Diskutiert Ihr sowas in der Schule?" - Ja, auch auf dem Schulhof, aber auch im Unterricht. Wie man sich konkret in politische Prozesse einbringen kann, scheint aber kaum Thema zu sein.

Noch nicht mal, warum wählen gehen wichtig ist. (Ich vermute, dass halten Lehrer*innen noch für zu selbstverständlich und/oder sie haben Angst vor politischen Debatten, was ich bis zu einem Grad nachvollziehen kann.)

Für mich gelernt:
Ich muss mit den Jungs mehr über Politik reden.
Ich muss mir viel mehr angucken, was die sich so auf YouTube reinziehen.
Die Parteien, die als erste eine YouTube-gerechte Präsenz aufbauen, kriegen die Leute unter 20.

Wenn sich jetzt ein paar YouTuber ins Politikjournalismus-Business werfen, haben sie in Nullkommanix einen Marktanteil, da können alle Print-Medien einpacken.

Wo sind die ÖRs im Internet abgeblieben - die existieren da gar nicht für Leute unter 20, weil keine YouTube-Sichtbarkeit.
Ich sollte mit den beiden vielleicht ne eigene YouTube-Infoshow auf die Beine stellen.

Info zum Hintergrund:
Beide Elternteile studiert mit Abschluss. Beide arbeiten, leicht überdurchschnittliches Familieneinkommen, Speckhürtel um Stuttgart, Jungs gehen auf ein Gymnasium. Eine Zeitung abonniert, jeder hat ein Smartphone.

Nachtrag: Europa stehen sie erstaunlich positiv gegenüber. Was vermutlich Julia Reda & dem Verstand ihrer Referenz-YouTuber zuzuschreiben ist, das Thema nicht anti-EU-mäßig aufzuziehen.