Apropos #spiegelgate & #Relotius: Ich arbeite seit über 10 Jahren in der PR, v.a. für größere mittelständische Unternehmen. Einer unserer täglichen Herausforderungen ist, dass selbst GFs o. Vorstände keinen Bock haben, mit Nicht-Fach-Journalisten zu sprechen,
weil sie davon ausgehen, dass ihre Position nicht korrekt dargestellt wird, sie selbst lächerlich gemacht werden & der Journalist eine Hidden Agenda vertritt. Deswegen wird, wenn gesprochen wird, gestanzt gesprochen & auf Autorisierung des Interviews bestanden.
Dieses tiefe Mißtrauen gegen Journalisten gab es schon vor #FakeNews & #Wutbürger-Debatten. Wenn wir sagen: Keine Angst, die wollen doch nix Böses, kriegt man ne Geschichte zu hören, wo man sich fragt, was sich der Journalist da gedacht hat. Meistens echt nix böses,
sondern einfach Unkenntnis über Kontexte, Branche, Prozesse & zu wenig Zeit genommen oder bekommen, das ordentlich zu recherchieren. Aber das merken sich die Leute ewig, wie so Elefanten. Wir müssen monatlich ehrenamtlich für Presse- & Informationsfreiheit streiten,
weil gerade exponierte Leute damit schlechte Erfahrungen gemacht haben & darüber untereinander sprechen. Seitdem ich mich mit Kunden darüber länger unterhalte, wundert mich übrigens die Leichtigkeit, mit der Orbán & Erdoğan, die PiS Pressefreiheit abgeräumt kriegen, nicht mehr.
In meinen Gesprächen kommt oft raus: Da wird nicht der Zusammenhang mit Demokratie & dem eigenen Recht auf freie Meinung gesehen, sondern das ist das Recht, mit Beleidigungen & Halbgarem über die Realität sanktionsarm Kohle zu machen.
Das offizielle Selbstbild von Journalist*innen & die Wahrnehmung ihrer Arbeit bei den Journalisteten - da passt gar nicht so viel zusammen. Ich bin gespannt, was #Spiegelgate für Auswirkungen auf mein Ehrenamt „Pressefreiheit“ verteidigen.
„Pressefreiheit erklären & verteidigen“ haben wird - sollte das eigentlich heißen.
