Thread by @wurstzombie

Ich find's lieb, wie manche hier immer noch glauben, der nächste faktische Widerspruch, die nächste nachweisbare Verbindung zu Rechtsextremen, der nächste Einzelfall etc. würde die FPÖ DIESMAL ABER WIRKLICH zu Fall bringen. Wir brauchen bessere Narrative, nicht bessere Fakten.

Fangen wir damit an, dass "Links" keine Selbstbeschreibung, sondern eine abwertende Fremdzuschreibung geworden ist (wie "Hipster"), die man sich widerwillig umhängen lassen muss, während man als Gemeinte*r hinterher läuft und jeden ideologischen Verdacht relativiert.

Und selbst WENN wir "links" als Prädikat akzeptieren, haben wir keine Antworten auf banale Probleme, sondern hängen bei Utopien fest, die wir nicht alltagstauglich vermittelt bekommen.
Rechts: Da schau, dieser Flüchtling ist Vergewaltiger!
Links: Aber Klimawandel ist wichtiger!

Am schlimmsten ist aber das Bürokratische & Selbstbespiegelnde an den großen linken Utopien (siehe: Gender-Debatten innerhalb der eigenen woken Blase) – oder anders: Während Linke die Spielregeln diskutieren, bauen Rechte das Spielfeld um (reelle Benachteiligung Marginalisierter)

Links und Rechts ist heute der Unterschied zwischen präskriptiv und deskriptiv, also vorschreiben und beschreiben. Links sagt, wie es sein sollte. Rechts sagt, wie es ist. Diesen realpolitischen Raum muss sich die Seite, die auf Menschenrechte und gegen Neid setzt, zurückerobern.

Die Lösung ist natürlich nicht, den sozialen Vertrag über Wissenschaft & Wirklichkeit aufzulösen. Es ist auch kein Entweder/Oder in Bezug auf "Gendern/Gleichberechtigen". Aber!

Wir sollten manchmal weniger selbstbesessene Schisser sein und ehrlicher—auch: weniger vorschreibend—mit unsren eigenen Vorurteilen & Unsicherheiten umgehen. Mit großen, mutigen Alltags-Erzählungen mehr draufdrücken. Auch mal den Mittelfinger einsetzen. Andere uns hassen lassen.

Haben wir selbst Vorurteile? Thematisieren wir sie. Wissen wir eine Sache nicht genau? Sagen wir das – und erlauben wir uns trotzdem Meinungen. Sind Aussagen verlogen, ihre Sprecher faschistische Idioten, ihre Ansichten unser Untergang? Dann sagen wir es verdammt nochmal auch so.

Das hab ich schon mal gesagt, aber: Rechts ist der neue Punk. Alleine, dass wir den Nazis ihr Selbstbild vom unbequemen Rebellen nicht nehmen können, ist ein ewiges Armutszeugnis. Dagegen braucht es jetzt eine andere, echte Rebellion. Ohne Demut vor dem Durchschnitt, ohne Schiss.

Es darf nicht sein, dass die Normcore-Nazis sich edgy fühlen, wenn sie ihren Hitler-Habitus auspacken. Sie sollten sich wie jemand fühlen, der im Club Monokel trägt. Für so ein Framing braucht es linken Populismus. Kein I-Tüpfel-Reiten auf gebrochenen Versprechen von Schwarzblau.

Und wer zur Illustration meines Punkts (Reclaim Punk, Hands-On-Zerlegung von rechten Narrativen etc.) noch ein Beispiel braucht, sollte sich unbedingt dieses wunderbare Videoessay über Jordan Peterson von der einzigartigen @ContraPoints ansehen: 💗💗💗

Und weil die Frage aufkam, welche Narrative das sein könnten:
- Rechte spielen Arme gegeneinander aus
- Rechte verraten traditionelle christliche Werte
- Rechte unterdrücken auch euch
- Rechte schüren Angst, obwohl die Welt immer besser wird
- Etc.
Sucht euch was aus. ¯\_(ツ)_/¯

Auge @janboehm Deutsche sind bei der neuen österreichischen Linken mitgemeint!! 🛸🛸🛸 #weiterRichtungUSE #gibdenSozisStoff