Thread by @foyglgezang

Neuer Massenmord in einem Walmart in El Paso, Texas. Meldungen über 20+ Tote. 8chan läuft heiß mit "/ourguy/"-Feiern und "meme manifestos aren't funny anymore"-Beschwerden. White-Supremacy-Terror läuft dort inzwischen auch unter "shitposting in real life". #texasshooting

Benchmark für solche "real life effort posts" sind der #Christchurch-Terrorist und #Breivik. Kritik in der Community betrifft nicht das Töten, sondern v.a. Aspekte des Entertainments: Stil, Originalität, Authentizität.

So wie in einem Actionfilm oder einem Shooter nicht der Gehalt Gegenstand von Kritik ist, sondern die Formen seiner Vermittlung. Die Etablierung von Terror als Unterhaltungsform der Community erleichtert es Einzelnen, zur Tat zu schreiten: man kann sich auf Details konzentrieren.

Gleichzeitig gibt es somit ein Regelwerk der Wertschätzung, an dem sich zukünftige Terroristen orientieren können - ein #Genre. Die "Encyclopedia Dramatica" ist ein gutes Beispiel für die offensive Narration von *weißem Terrorismus als satirisches Entertainment.

In der Praxis spielt sich das, wie andere schon bemerkt haben, als eine Form von Gamification aus. Ich habe das im Frühjahr bei #tn19 in einem Vortrag mit anderen Beispielen kombiniert. Disruptive Formen - Terror, Raids, Trolling, Social Hacking - sind deutlich erfolgreicher...

...als konstruktive - wie die gescheiterte peinliche "Patriot Peer"-App der #noIB. Das ist eigentlich nicht überraschend, weil das ideologische Mindset außer Aggression, Nihilismus und autoritär organisierter Säuberung bis zum Äußersten nichts bereithält.

Vier Hauptcharaktere im chan-Theater nach einem faschistischen Terrorakt: 1. Jubel-Anon (feiert die Tat), 2. Material-Anon (recherchiert Sozialmedienprofile d. Täters nach Bildern etc. für zukünftige Meme-Produktion), 3. Kritik-Anon (wertet und setzt Benchmarks)...

4. Distanzierungs-Anon (ruft "false flag" und bringt "die Juden" ins Spiel oder verurteilt die Tat ironisch und ermöglicht so Deniability).

Die Suche nach einer griffigen Klassifizierung für diese Form rechten Terrors (hauptsächlich, aber nicht nur) in den USA läuft noch. Eine mögliche, die auch vorgeblich unpolitische Amokläufe unkomplizierter einordnen könnte, ist #WhiteMaleTerrorism.

In den Genre-Regeln der chan-Szene wird die "klassische" Form des Amoklaufs mit eigenem Tod (suicide by cop) bevorzugt. Im Verlauf ihres Anschlags getötete Terroristen erhalten das Flag "An Hero" ("1 Held"), lebend Festgenommene hingegen sind "pussy".