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Im aktuellen @AufwachenPod gibt es einen starken Hörer-Kommentar von Thomas (@advitwit ?) zum Kalbitz-Interview von @JungNaiv.

Es geht um Ressentiments und Befindlichkeiten von Ostdeutschen, die Kalbitz populistisch bedient.

Mich treibt dabei einiges um:
1/x
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 2/x Thomas hat vermutlich recht, dass es den Leuten egal ist, dass Kalbitz ein Nazi ist, wenn er dann aber doch ausspricht, was viele Leute bewegt.

Ich glaube, das ist ein Grundproblem der gesamten Debatte um die #noAfD.

Es kommen eben Aussagen aus der rechten Ecke, die
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 3/x bei etlichen Leuten ins Schwarze treffen. Das liegt daran, dass gewisse Befindlichkeiten da sind und gewisse Probleme eben auch (klar ist, wie auch Thomas sagt, dass die #noAfD das ganz populistisch und manipulativ benutzt, um Zustimmung zu generieren). Thomas erwähnt
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 4/x den Wunsch vieler Ossis nach einer homogenen Gesellschaft als einer, in der alle gleich sind, womit gemeint ist: Keine exorbitanten Statusunterschiede. Nun habe sich aber die ostdeutsche Gesellschaft ausdifferenziert, stratifiziert, zu deutsch: Es gibt eine starke Schichtung.
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 5/x Das heißt, es gibt starke Unterschiede in Bildung, Einkommen und Berufsposition, soziale Ungleichheit.

Der Wunsch, es möge (wieder) weniger ungleich zugehen und die Gesellschaft möge wieder weniger Unterschiede zwischen den Menschen herstellen, ist für mich gut
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 6/x nachvollziehbar. Das ist der Punkt, wo in der aktuellen Debatte offene Flanken existieren, die für die Rechten Angriffspunkte bieten. Auf die populistische Vereinnahmungen solcher Sehnsüchte sollte man reagieren, aber nicht mit gestählter Ablehnung. Das Thema
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 7/x muss auf den Tisch. Schichtung heißt Wettbewerb. Wettbewerb produziert Verlierer. Als mittelalter, weißer Mann geht mir manchmal die Puste aus, mich immer wieder in diesem Wettbewerb behaupten zu müssen und nie richtig irgendwo anzukommen. Dann entsteht der Wunsch,
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 8/x nach deutlich ruhigeren Lebensverhältnissen. Ist aber wenig opportun (der alte weiße Mann erntet dafür eher Spott), ist auch in der Politik nicht wirklich Thema, es gibt für diesen Wunsch gar keine politische Heimat im demokratischen Spektrum. Das ist eine krasse Fehlstelle.
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 9/x Einen Punkt möchte ich bei Thomas (@adviwit) ergänzen: Zur ostdeutschen Befindlichkeit gehört auch die Ablehnung einer vorgegebenen Ideologie. Alle, die die DDR sind ja unendlich genervt worden durch die staatliche Propaganda, die vorschrieb, wie man zu denken hatte.
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 10/x Ich glaube, dass der dagegen entwickelte Abwehrreflex immer noch lebendig ist und vor allem dann aktiv wird, wenn eine Ideologie mit starken Bekehrungseifer gepredigt wird, also mit gewisser Aufdringlichkeit. Das ist in meinen Augen bei vielen Dingen der Fall, die
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 11/x durch sehr linke Linke oder Grüne vertreten werden, weil hier Sendungsbewusstsein, der Glaube, die alleinselig machende Wahrheit zu besitzen und die Forderung an den Hörer, er möge sich ändern, zusammenkommen. Reflexhafte Abwehr führt (wie in der Pubertät auch gerne) dazu,
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 12/x ins Gegenteil zu kippen, aus reiner Abwehr möglichst provokativ-gegenteilige Positionen zu vertreten. Nicht weiter verwunderlich, wenn die gut bürgerlichen Prenzl-Berger (Achtung, Metapher!) auch immer erwähnen, dass die gute demokratische Gesinnung zur gepflegten
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 13/x Kinderstube gehört. Ich könnte mir vorstellen, je mehr die eine Seite beklagt, dass so etwas Böses doch nicht ginge, die Lust am Bösesein wächst bei den anderen.
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 14/x (Das wäre in etwa die These der "kriminellen Subkultur" nach Albert Cohen.)
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 15/x Mein persönlicher Ossi-Reflex schlägt z.B. bei der Massivität der Greta-Darstellungen in den Medien hart aus. Überspitzungen ihrer Konstruktion als öffentliche Person werden auch zu selten offen und sachlich diskutiert. Übrig bleiben am Ende die Greta-Hasser, die
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 16/x rücksichtslos auf einen Teenie einprügeln. Und mein Unbehagen, das mir durch die Dauer-Greta-Beschallung aufkommt, sowie dadurch, dass ich mit meiner Kritik daran um keinen Preis mit Rechten assoziiert werden möchte, genau das aber fortwährend befürchte.
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 17/x Mich stößt die Dauerthematisierung von Greta massiv ab. Das geht mir mit den meisten Dingen so, die mir als politischer Hype reingedrückt werden. Ich schätze, damit stehe ich nicht alleine. Und ich glaube, das ist eben eine ostdeutsche Befindlichkeit, dass man solche
@AufwachenPod @advitwit @JungNaiv 18/x Zumutungen abwehrt, leider dann wohl zu rabiat und zu roh und mit Inkaufnahme ruinöser Nazi-Wählerei. Aber womöglich führe unser Land besser, wenn der pädagogische Habitus von Bewegungen und Bewegten sowie Politikern und Journalisten weniger ausgeprägt wäre.
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