Thread by @KonLex09

90er: In Thüringen war bekannt, welche Städte man meiden musste. Städte wie Weimar waren geteilt (so lange, bis die Skins mit PKW auf Jagd gingen). Einige Kommilitonen trugen grundsätzlich Mäntel, um darin Baseballschläger zur Selbstverteidigung unterzubringen.
Auch Magdeburg

https://twitter.com/Dok_Wu/status/1168444685691625473

war geteilt. Wer zur falschen Zeit am falschen Platz war, starb: Ob als Punk in einem Cafe oder als Vater im eigenen Mietshaus, weil er dem jungen Nachbarn aufforderte, die Nazi-Reden leise zu drehen.

Weimar: Zuerst war die Jagd auf dunkelhäutige Bürger: 20 Skins hinter einem Mann, der sich ins Polizeirevier retten wollte, das seine Pforten vor ihm schloss, weil der Beamte allein war und die Skins zu viele für den armen Beamten.

Überfälle auf alternative Vereine und Zentren, ein Ex-FDJ-Funktionär, der seine eigene Schlägertruppe führte. Einbruch beim Stempel-Raben, der Wohnung einer mehrköpfigen Familie, weil einer seiner Söhne mal mit den Skins gespielt hatte und aussteigen wollte.

Und zwischendrin der Thüringer VS, der Nazi-Kader aus seine Payroll unter Führung eines Freaks, der seine Gartenparty unter der Reichskriegsflagge feierte.
Die Gewalt war überall: Eines Nachmittags mitten in der Stadt, in der Nähe des Lesecafes, kam die Nachricht vom Sturz und

eines Obdachlosen, einen halben Meter gestürzt, kopfüber auf die Steine eines Wasserlaufs. Die erschrockenen Kids in Skinklamotten bekamen noch Hilfe von uns - ein Glas Wasser u.s.w. Später stellte sich heraus, dass sie den den Mann hinuntergestürzt hatten, weil sie hofften, ihm

eine EC-Karte abnehmen zu können. Manche Menschenleben waren nicht viel wert zu dieser Zeit.
Erinnert sich noch jemand an den "Satansmord von Sondershausen"?
Die "Schläger von Pömmelte" kamen 2006 vor Gericht - wer kennt die schon, wer weiss schon, wo Pömmelte liegt und wer dort

wohnt (zwischen Schönebeck und Barby; einige Schulkameraden von mir). Rechts war die Jugendkultur seit 1990 im Osten, und es hat sich nichts ausgewachsen. Es sind Angehörige dieser Generation, die heute für die AfD in den Kreis- und Landtagen sitzen.
Und wie damals, als es die

Gesellschaft über acht bis zehn Jahre nicht wahrhaben wollte, was aus dem Bauch zweier Diktaturen gekrochen kam, scheint es wieder ein Problem zu geben, die Dinge zu erkennen und beim Namen zu nennen: Die AfD im Osten ist rechtsextrem, und so ein Teil ihrer Wählerschaft.

Und den fängt man nicht ein mit Dialog, good governance oder Therapiestunden zum Leid des Ostmannes. Den muss man eindämmen.
P.S.: Das waren oben nur wenige Beispiele. Ich kenne Leute, die schrecken noch heute zusammen, wenn sie Gebrüll aus der Ferne hören, weil sie sofort an die

Zeit der Skinheads erinnert werden. Und solange man die die Zeit der rechtsextremen Gewalt ausspart, so lange wird man die AfD im Osten nicht verstehen.