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Warum es mich unendlich ärgert, dass das #NordischesModell ausgerechnet von einigen Frauen aus meiner Partei so vehement vertreten wird. (Thread)
1. Es schützt Frauen nicht.
Die @Aidshilfe_de, das @DIMR_Berlin... eine ganze Reihe von Verbänden befürchtet, dass sich die Situation der Sexarbeiterinnen verschlechtert. Die Debatte darüber macht vielen Betroffenen jetzt schon Angst um ihre Zukunft und ihre Rechte.
Es soll als Wunderpille alle möglichen Dinge verhindern: Einstieg in Prostitution, das patriarchale Frauenbild der Gesellschaft, die Frühsexualisierung der Jugend, den Betrug von Männern an ihren Ehefrauen. Kein Gesetz dieser Welt kann all das leisten.
2. Es blendet aus, dass Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung bereits verboten sind aber zu wenig Geld und Ressourcen investiert werden.
Wir brauchen keine neuen Gesetze, wir brauchen endlich Kräfte und Geld für Strafverfolgung, Opferschutz und Prävention.
3. Den Betroffenen wird das Mitspracherecht verweigert.
Die Betroffenenverbände @SexworkID, @tampepeu usw. werden als Verbände der "Zuhälterlobby" oder Vertretung einiger Privilegierter stigmatisiert. Sexworker werden für psychisch labil und nicht zurechnungsfähig erklärt.
4. Aktivistische Sexarbeiterinnen und SPD haben eine Geschichte.
z.B. der Präzedenzfall Felicitas Schirow vor dem VerwG Berlin - ein Meilenstein für das Prostitutionsgesetz von 2002, für das dann SPD-Frauen gekämpft haben.
Die aktuelle Generation aktivistischer Sexworkerinnen verbindet mit der SPD die Beschneidung ihrer Rechte und Debatten, die zwar über sie, aber nicht mit ihnen geführt werden. Dabei steht die Mehrheit der SPD nach wie vor zum Gesetz von 2002. Das ist nur nicht so medienwirksam.
5. Das Frauenbild, das hinter dem Nordischen Modell steckt, macht mir Angst.
Wo immer weibliche Sexualität in erwünschte und unerwünschte unterteilt wird, ist der Weg zur Abwertung von Frauen nicht lang. Frauen, die vermeintlich aus der sexuellen Norm fallen, "verlieren an Wert"
Das macht alle Frauen angreifbar. Wie oft werden Übergriffe und Gewalt damit rechtfertigt, dass die Frau eine "Hure" sei? Zu kurze Kleidung, zu häufige Partnerwechsel - schon kann man kein Opfer mehr werden und ist "selbst schuld" oder zumindest verdächtig.
Wie eine Gesellschaft mit Frauen umgeht, erkennt man zuvorderst daran, wie sie mit Frauen umgeht, die ganz offen aus der Norm heraustreten. Erst wenn diese Frauen nicht mehr stigmatisiert und für unzurechnungsfähig erklärt werden, haben wir tatsächlich Gleichstellung erreicht.
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