Wdh.: Noch 2017 stand vor dem Firmensitz von #KaliundSalz (K+S) in #Kassel ein überlebensgroßes grünes ostdeutsches Ampelmännchen. Der #TagderDeutschenEinheit sollte den Passanten, die zum ICE-Bahnhof unterwegs waren, wohl als fröhliche Überquerung in 
Erinnerung bleiben. Tatsächlich kann die "Wende" auch als Anschluss gesehen werden. Vladimiro Giacché beschreibt in seinem Buch _Anschluss: Die deutsche Vereinigung und die Zukunft Europas_ - 2014 als Zweitausgabe erschienen im Laika Verlag, der
vor kurzem schließen musste - wie Westunternehmen für den sprichwörtlichen Apfel und ein Ei nach 1990 DDR-Betriebe zugeschlagen bekommen haben. Im Fall von K+S waren das lukrative Kaligruben, die den damals kränkelnden wieder aufstellten. Kali und Salz
hatte damals nahe der so genannten Zonengrenze Kalivorkommen ausgebeutet, etwa in Heringen. Wer solche Orte kennt, weiß, dass die Abraumhalden wie Berge stehen. Von diesen Bergbaugebieten erwartete man damals nicht nur Zipfelmützen, sondern Profite. Die #Treuhand wickelte
die Betriebe ganz oder fürs Kapital Deutschland-West ab. Für Giacché ist das vergleichbar mit, Italiens Mezzogiorno, dem Süditalien, das als argraisches Hinterland im eigenen Land, deindustrialisiert und wenn industriell den etablierten,
"weltmarktfitten" Unternehmen unterworfen wurde. Konstrukteur der Treuhandanstalt war damals Thilo Sarrazin, ein Sozialdemokrat in Diensten der Regierung Kohl, der später mit ultranationalistischen und rechten Positionen eine zweite Karriere startete. Er
leitete 1989 bis 1990 das Referat Innerdeutsche Beziehungen. Das "Treuhandgesetz", das Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens" mit dem "§ 1 Vermögensübertragung" und dem Satz "(1) Das volkseigene Vermögen ist zu privatisieren" trat wunschgemäß
am 1. Juli 1990, noch vor dem Einigungsvertrag vom 31. August 1990 zwischen BRD und DDR in Kraft. Ein Rassist war demnach wesentlich im Finanziministerium eingesetzt worden, "am Erbe zu drehen". Demokratisch gewählte Regierungen können folglich dazu beteit sein, härteste
Gangarten zu wählen, um Wirklichkeiten durchzusetzen. Der Aristokrat und Soziologe Ralf Dahrendorf hatte bereits in den 1960er und 70ern die Legitimation dafür geliefert, indem er, lange vor Anthony Giddens oder Ulrich Beck, indirekt einen "dritten Weg" für Deutschland
anschrieb, zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Dafür dürften dann auch keine Tabus, bis hin zum Grundgesetz, mehr gelten. Mit einer Art neo-dialektischen Ansatz vermittelte er einen Ordoliberalismus, heute als Neobliberalismus bekannt, der den Bürger zum Mittelpunkt
des Kapitalismus macht. An der #UniversitätKasssel ist an der Treppe auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude ein Zitat von ihm als Wandtattoo angebracht, welches quasi die Verwirklichung "Rolle" des Bürgers in der Demokratie fordert. Der Liberalismus steht in der BRD als
Spruchbanner im Betrieb ganz vorn.
Korrekt.: (...) die Verwirklichung der "Rolle" des Bürgers (...).
(Orig. vom 3. Okt. 2019)
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