Thread by @PhiKuro

Man kann versuchen, sich Trump ein wenig schön zu reden, aber trotz der drei sehr begrüßenswerten Normalisierungsabkommen zwischen Israel und muslimisch geprägten Staaten, ist die außenpolitische Bilanz wenig überzeugend.

https://twitter.com/ulfposh/status/1319699978995048448

Das sage ich übrigens nicht, weil ich Trump doof finde. Im Gegenteil: Ich hatte zu Beginn seiner Amtszeit mit außenpolitischen Erfolgen gerechnet. Trotz der drei Last-Minute-Erfolge sehe ich mich enttäuscht.
Die Bilanz ist sehr ernüchternd.

Ja, drei Friedensverträge (naja, so in der Art) gemakelt, keinen Krieg geführt, da kann man nicht meckern, will man sagen, aber dann hat man die Latte auch schon fast eingebuddelt, so tief liegt sie dann. Denn das Gesamtbild ist trist.

In der außenpolitischen Bilanz hat Trump Vertrauen von Verbündeten enttäuscht und Respekt bei Gegnern verloren. Seinen Trumpf, die Unberechenbarkeit hat er schnell verspielt, weil die Profis schnell raushatten, wie man diese Persönlichkeit spielen kann.

Russland: Die USA haben diverse Abrüstungsabkommen gekündigt - aber ist dem Dealmaker EIN EINZIGES neues gelungen? Die tiefe finanzielle Verstrickung von Trump und seinem Clan mit Russland machten den (legitimen) Widerstand gegen NordStream zur Farce.

Iran: Das (keineswegs perfekte) Atomabkommen gekündigt, aber hat er ein neues, besseres hinbekommen? Nein. Stattdessen aber die Einheit des Bündnisses gegen Iran geschwächt aber auch keinen Regimechange hinbekommen. Erfolg sieht anders aus.

Afghanistan, Irak: Der Rückzug hat viele Soldaten nach Hause gebracht, innenpolitisch also sicher ein Plus. Aber es wirkte wie eine Kapitulation. Auch hier hat der selbsterklärte Dealmaker keine tragfähigen Abkommen oder Lösungen hinterlassen, sondern erstarkte Gegner.

Nordkorea: Seine mit großem Getöse eingeleitete Abrüstungs- und Friedensinitiative wurde zur reinen Lachnummer. Der US-Präsident wurde von Kim regelrecht vorgeführt. Kim wurde erheblich aufgewertet, für Gegenleistungen, die leere Versprechungen waren.

China: Mal beste Freunde und Partner, dann wieder der große Endgegner - ich weiß nicht, ob irgendjemand in Peking diesen Präsidenten noch ernst nimmt. Die Demokratiebewegung von Hongkong wurde ziemlich alleingelassen. Die Angst in Taiwan, Philippinen usw wächst.

Syrien: Assad hat praktisch gewonnen, der Iran und Russland als seine Hauptverbündeten stehen jetzt vor Israels nördlicher Haustür, die Kurden verraten und verkauft, die Türkei mit Islamistischen Terrorbanden verbündet. Ein Debakel.

Europa: Die Nibelungentreue der Osteuropäer steht, aber den Westen hat Trump fast völlig verloren, die Briten enttäuscht weil ihr Brexit nicht mit einem Handelsabkommen nach Westen belohnt wurde, Frankreich und Deutschland genervt, das war alles mal besser.

Amerika: Mit Kanada und Mexiko wurde viel Porzellan zerschmissen, in Südamerika hat er trotz Getöse nicht viel erreicht, außer das dort die Konflikte eher eskaliert sind, als dass die USA dort als Ordnungsmacht Frieden und Aufschwung gebracht hätten. Immerhin Handeslverträge.

In der Summe: Keine außenpolitisch beeindruckenden oder glänzenden Jahre. Das geht garantiert besser. Hoffe ich zumindest.