(1) Offener Brief von 53 Schweizer Wirtschaftsprofessoren an ihre Regierung: die Schweiz braucht einen 2. Lockdown (02.11.20)
"Die Rettung der Wirtschaft bedarf einer Kontrolle der Pandemie
Wir sind Ökonominnen und Ökonomen mit unterschiedlichen Spezialgebieten und
(2) mit mit unterschiedlichen Ansichten zu vielen Dingen.
In einem sind wir uns allerdings einig: so schwer es fällt und so schmerzhaft es sein wird, die Schweiz braucht einen zweiten Lockdown gekoppelt mit umfassenden fiskalischen Unterstützungsmassnahmen,
(3) um weiteren Schaden durch die Corona-Pandemie abzuwenden.
Die Struktur und das Ausmass des Lockdowns sollte dabei in enger Koordination mit Gesundheitsexperten entschieden werden.
(4) Selbst wenn man einen engen ökonom. Massstab anlegt, sind die Gesamtkosten eines gut organisierten Lockdowns kleiner als die der derzeitig geltenden weniger einschränkenden Massnahmen. Die sind nicht nur ökonomisch desaströs, sondern führen auch zu einer höheren Todesrate.
(5) Derzeit verbreitet sich das Virus mit einer Rate in der Schweiz, die zu den weltweit höchsten zählt:
Neuinfektionen und Hospitalisierungen steigen rasant und, was noch tragischer ist, die Sterbefälle steigen ebenfalls exponentiell.
(6) Leider zeigt diese Entwicklung, dass die Massnahmen bislang unzureichend waren, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren:
entweder gingen sie nicht weit genug, oder sie wurden zu spät umgesetzt oder beides.
(7) Im Angesicht dieser besorgniserregenden Entwicklung und vor dem Hintergrund, dass Nachbarstaaten Lockdown-Massnahmen bereits bei teilweise deutlich geringeren Infektionszahlen und weniger angespannten Gesundheitssystemen eingeführt haben, empfehlen wir,
(8) dass der Bundesrat einen zweiten Lockdown beschliesst und dabei den Empfehlungen hinsichtlich Umfang, Umsetzung und Dauer den Epidemologen der COVID-19 Task Force folgt.
(14) Der oftmals übersehene Aspekt dabei ist, dass in einer Situation mit starker Ausbreitung des Virus (wie in der
Schweiz mit den relativ milden Massnahmen) die Gesundheitsrisiken zu Vorsorge -
(15) bis hin zu Panikreaktionen führen, die ein geregeltes Wirtschaftsleben ebenfalls unmöglich machen.
Lieferketten werden ebenfalls durchbrochen, damit wird der Fortbestand von Unternehmen gefährdet, und Arbeitsplätze drohen, verloren zu gehen.
(16) Es existieren natürlich Zielkonflikte im Detail:
z.B. sind die Kosten eines Lockdowns heute spürbar, insbesondere in den unmittelbar betroffenen Sektoren, wohingegen die (ökonomischen) Kosten einer ausser
Kontrolle geratenen Pandemie erst später sichtbar werden.
(17) Wir vertrauen darauf, dass gute wirtschafts- und insbesondere fiskalpolitische Massnahmen getroffen werden, die diese Zielkonflikte beachten und
eine gerechte Verteilung der Kosten über die Zeit, zwischen Sektoren und zwischen Haushalten im Zentrum haben.
(18) Daher sprechen wir uns für einen raschen zweiten Lockdown aus (über dessen Struktur, Ausmass und Dauer Gesundheitsexperten entscheiden sollten), der von starken fiskalischen Massnahmen flankiert wird:
(19) zum Schutz kleiner und mittlerer Unternehmen, zum Schutz gefährdeter Arbeitsplätze und besonders gefährdeter
Personen in den am meisten beeinträchtigen Sektoren der Wirtschaft.
(20) Wir sprechen uns auch für einen konsequenten weiteren Ausbau der Testinfrastruktur und des Contact-Tracing aus.
(21) Mit dem bestehenden Verschuldungsgrad und den Verschuldungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand sind solche Massnahmen bei einem Jahrhundertereignis wie der Pandemie angemessen und tragbar.
(22) Darüber hinaus lassen sich mit gezielten fiskalischen Hilfsmassnahmen Anreize verbinden, die es Unternehmen und Haushalten erleichtern, die zusätzlichen Einschränkungen zu akzeptieren."
2. November 2020
Auszug und Liste der 53 Unterzeichner*innen (bis 3.11.2020, 0.30 Uhr):
(23) Philippe Bacchetta, Professor of Economics, University of Lausanne, HEC, and CEPR
Richard Baldwin, Professor of Economics, Graduate Institute of International Studies Geneva and CEPR
Luca Benati, Associate Professor of Economics, University of Bern
(24) Kenza Benhima, Professor of Economics, University of Lausanne, HEC, and CEPR
Florin Bilbiie, Professor of Economics, University of Lausanne, HEC, and CEPR
Pierto Biroli, Professor of Economics, University of Zürich
(25) Valerie Chavez, Professor of Statistics, University of Lausanne, HEC
Gregory Crawford, Professor of Economics, University of Zürich
Rui Esteves, Professor of Economics, Graduate Institute of International Studies Geneva and CEPR
und weitere:
(26) Nachtrag 1
In Tweet 5 war der falsche Tweet verlinkt, eigentlich sollte dies hinein:
Verstörend, in welchem Ausmaß @phoenix_de dem #KBV-Chef #Gassen mit seiner Außenseiterposition eine Bühne gibt:
Dessen 15-min-Interview wurde seit Samstag 7x gezeigt, mit groben Falschbehauptungen u.a. zu Schweden, zu Lockdowns und zu 🇫🇷 & 🇪🇸
(2) Bzgl. Frankreich & Spanien behauptete er fälschlich, diese hätten "radikale" Lockdowns, welche aber nicht funktionieren würden, weil die Neuinfektionen weiter "munter" steigen.
Wie sieht es bzgl. #Lockdowns in diesen Ländern tatsächlich aus?
(3) Frankreich ist erst einen Tag vor der ersten Ausstrahlung des Interviews, letzten Freitag, 30.10., in Lockdown gegangen.
(auch hier bleiben übrigens Schulen & Arbeitsstätten geöffnet, während das Verlassen des eigenen Zuhause streng reglementiert ist) bbc.com/news/world-eur…
(1) »Ministerpräsident Hans: 'Die Lage droht uns zu entgleiten'
Angesichts der Zuspitzung der Corona-Lage hat der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) vor chaotischen Zuständen gewarnt. "Die Lage droht uns zu entgleiten", sagte Hans am Dienstag in einer
(2) Regierungserklärung in Saarbrücken. "Es drohen uns Verhältnisse, wie wir sie im Frühjahr etwa in Bergamo gesehen haben: überfüllte Krankenhäuser; zu Notlazaretten eingerichtete Turnhallen;
(3) Ärzte, die entscheiden müssen, wer behandelt werden kann und wer nicht; Personal weit über der Belastungsgrenze.
Nichts sei mehr undenkbar. "Im Gegenteil, wir sind leider sehr viel näher an diesen Zuständen, als viele noch glauben", sagte er im Landtag.
(2) Würde die derzeitige Wachstumsrate bei *konstant* 8% bleiben, betrüge die Verdopplungszeit 9 Tage, wie man in der Tabelle unten entsprechend der Wachstumsrate ablesen kann (miniwebtool.com/doubling-time-…).
Statt 639 wären es am 11.11. rechnerisch 1.278 COVID19-Intensivpatienten.
(3) Legen wir also den gestrigen Stand der freien NRW-Intensivbetten zugrunde von (korrigiert) 1.349, wären nach diesen 9 Tagen nur noch 710 Betten frei
Da die nächste Verdopplung nach 9 T. eine Steigerung um 1.278 wäre, wären auch diese Betten schon nach 5 Tagen am 16.11. voll
Wir wollen, dass die medizinische Versorgung für *alle* Bürger dieses Landes funktioniert
[...] schnelle wirtschaftl. Erholung. Die werden wir nicht haben wenn die Zahl der Infektionen weiterhin stiegt"
(2/5) "Über was reden wir hier eigentlich? Wir wollen doch eigentl. diese Intensivbetten gar nicht füllen [...]
Ich sag ja auch nicht: Wir brauchen keinen Anschnallgurt mehr, weil unsere Chirurgen das mittlerw. echt gut drauf haben, Leute zusammenzuflicken. [...] völlig absurd"
(3/5) "Viele Länder kommen in diese #Triage-Situation [...]. Triage ist etwas, was wir aus dem Krieg kennen. D.h. der Arzt kriegt mehrere Patienten, schaut die sich an und sagt: Wer hat die beste Chance durchzukommen? Der darf ans Beatmungsgerät. Die anderen haben Pech gehabt.."
"In 10 Tagen werden wir also nur 2 Optionen haben: Patienten nach Dtld. transferieren [...]. Ansonsten müssen wir #Triage durchführen. [...] Das gibt es normalerw. nur bei Terrorismus, Krieg oder Katastrophen"
(2) Auch im Video☝️: Ein 🚁 mit Schwerverletzem bekam in #Belgien🇧🇪 von keinem 🏥 Landeerlaubnis
Im Interview außerdem: mit #COVID19 infiziertes (symptomloses) Krankenhauspersonal arbeitet jetzt auch
Wie bedrohlich die Situation in Berlin & 🇩🇪 ist & wie nah wir einer #Triage-Situation sind, führt @c_drosten hier ab der direkt verlinkten Videostelle aus (ganzer Vortrag ist außerordentlich empfehlenswert)