Thread by @WDRinvestigativ

Heute wird vor dem Landgericht Leipzig das Urteil im #KSK-Prozess erwartet. @martinkaul hat den Prozess für uns in den letzten Wochen beobachtet. Darum geht’s - ein #Thread:

Angeklagt ist ein #Bundeswehr-Soldat des #Kommando Spezialkräfte (#KSK) in #Calw. Ermittler fanden im Mai 2020 in seinem Garten mehrere tausend Schuss Munition, zwei Kilo Sprengstoff aus Bundeswehrbeständen & eine Kalaschnikow. (…)

Der Angeklagte Philipp S. hatte ausgesagt, die Munition als Reserve gelagert zu haben, falls es bei Übungen einmal zu Engpässen käme. Wie Philipp S. genau an Munition, Sprengstoff & Kalaschnikow gekommen war, konnte im Prozess nicht zweifelsfrei geklärt werden. (…)

Interessant ist, dass Philipp S. beim #KSK lange als Vorzeigesoldat galt. Er spielte eine wichtige Rolle und genoss hohes Ansehen in der 2. Kompanie des #KSK, die inzwischen durch das Verteidigungsministerium aufgrund zahlreicher Vorfälle aufgelöst wurde. (…)

Bei dienstlichen Bewertungen hatten die Vorgesetzten Philipp S. u.a. als „Vorzeige-Kommandofeldwebel“ & „beispielgebend“ bezeichnet & als „entscheidende Stütze des Kompaniechefs“. Demnach war er „beseelt vom Gedanken, sich bestmöglich einbringen zu können“. (…)

#KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr hatte Philipp S. im Oktober 2018 als Soldaten bezeichnet, „der ein beeindruckendes Leistungsniveau und Persönlichkeitsprofil aufweist“ und eine „uneingeschränkte Förderungswürdigkeit“ verdiene. (…)

Von seinem Waffendepot im Garten will seitens seiner Kameraden niemand etwas mitbekommen haben. (…)

In dem Prozess wurden unter anderem ein halbes dutzend #KSK-Soldaten als Zeugen befragt. Sie bezeichneten Philipp S. als „konservativ“ oder „durchschnittlich, normal“ (…)

Die Motivation des Soldaten, den Sprengstoff & die Munition zu vergraben, und auch mögliche politische Hintergründe spielten in dem Prozess nur eine Nebenrolle. Eine Einbindung in mögliche rechtsextreme Netzwerke konnten Ermittler bei dem Angeklagten nicht erkennen. (…)

Dies ist auch deshalb von Interesse, weil andere #KSK-Soldaten & #SEK-Polizisten in der Vergangenheit am Aufbau bundesweiter Chatgruppen beteiligt waren, in denen sie sich auf einen #TagX vorbereitet hatten. (…)

Dabei spielten auch Munitionsdepots eine Rolle. In Norddeutschland hatten Ermittler etwa zehntausende Schuss Munition im Garten des #SEK-Polizisten Marko G. gefunden, der Mitglied der sogenannten #Nordkreuz-Gruppe war. (…)

Zwar soll Philipp S. die Telefonnummer des Schießplatzbetreibers in #Güstrow in seinem Telefon gehabt haben, auf dessen Schießplatz auch das #Nordkreuz-Mitglied Marko G. regelmäßig geübt hatte - dies könne aber wohl dienstliche Gründe haben, sagte ein Ermittler aus. (…)

Direkte Verbindungen zu Marko G. fanden die Ermittler bei Philipp S. nicht. (…)

Gegenstand des Prozesses war auch die Tatsache, dass in Chatgruppen zwischen Philipp S. und Kameraden häufig die Abschiedsformel „GruSS“ verwendet worden sein soll - möglicherweise in Anspielung an die Waffen-SS. (…)

Ein Polizeiermittler sagte allerdings aus, dass alle Befragten dazu angegeben hätten, die Formel stünde nicht im Zusammenhang mit der SS. Man habe nicht ermitteln können, wofür die Grußformel am Ende gestanden habe. (…)

Im Rahmen des Prozesses war auch eine #Amnestie-Aktion beim #KSK bekannt geworden, bei der Soldaten in der Kaserne in #Calw Anfang 2020 zuvor unterschlagene Munition zurückgeben konnten, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Darüber hatten wir berichtet. (…)

Pikant: Die #Amnestie-Aktion fand zeitlich parallel zu den Ermittlungen gegen Philipp S. statt - im April und Mai 2020. Angeordnet worden war sie vom #KSK-Kommandeur Kreitmayr. (…)

Heute nun werden in dem Prozess gegen den #KSK-Soldaten Philipp S. die Plädoyers gehalten und das Urteil erwartet. Wie das Urteil ausfällt, berichten wir später an dieser Stelle.