Nochmal zum Thema #Briefwahl: Offenbar gibt es eine Diskrepanz zwischen der Anzahl der beantragten Briefwahlunterlagen und den bereits abgegebenen Stimmen. Besonders rätselhaft ist das aber nicht und zwar aus zwei Gründen. #btw21🧵👇 tagesspiegel.de/politik/viele-…
Zum einen ist das nicht atypisch, wie das Beispiel Leipzig (Vergleich 2017 & 2021) zeigt. Ja, es gibt deutlich mehr Briefwahl als 2017 & die Hälfte der Briefwähler*innen hat noch nicht gewählt. 2017 zeigt aber: Je näher der Wahltag, desto kleiner der Gap leipzig.de/buergerservice…
Auch wenig rätselhaft: Viele sind noch nicht sicher und warten ab. Anders als die Selbstsuggestion mancher hier auf Twitter vermuten lässt, landen diese Wähler*innen keineswegs alle bei der gleichen Partei. Aktuelle Potenzialanalysen zeigen ein differenzierteres Bild.
Hier am Beispiel der jüngsten INSA-Analyse: Am meisten Wähler*innen im Sack hat die #SPD, sie hat auch das größte weitere Potenzial, gefolgt von der #FDP (!). Aber Obacht: Gibt's einen 'Schock' verändern sich Säulen, selbst sog. 'Sichere' (#Brainteaser) können dann wegbrechen.
Wie das Beispiel vom Januar zeigt: Hier waren noch 25% der Wähler*innen 'sicher' für die #Union. Nach diversen Schocks ist sie davon weit entfernt. (Soll im übrigen keine Methodenkritik sein, sondern lediglich die enorme Volatilität illustrieren).
Heißt auch: Sicher ist nur, wer wirklich schon gewählt hat, da das nicht so viele sind, ist das Rennen noch im vollen Gange. Über ein paar weitere Fallstricke der #Sonntagsfrage|messung habe ich heute hier schonmal ein bisschen was rausgelassen:
Die kleine & laute Minderheit der sogenannten '#Spaziergänger' gegen die #Corona-Politik ist in aller Munde. Wir (@pollytix_gmbh) wollten es genauer wissen und haben gut 1.500 Deutsche repräsentativ befragt und ja, 95% haben schon von diesem 'Phänomen' gehört. Mehr im 🧵 (1/x)
Bevölkerung sorgt sich um Radikalisierung der Spaziergänger*innen (71%) und wünscht sich ein stärkeres Vorgehen der Polizei (64%). 47% glauben, Spaziergänger*innen sind hauptsächlich Rechtsextreme. Nur 30% haben Verständnis und 15% können sich vorstellen, mit zu spazieren. (2/x)
Wer aber sind 'Spaziergänger*innen'? Für robuste Analyse ist die Fallzahl der 'Spazierenden' zu klein, werfen wir als Annäherung einen Blick auf die, die es sich vorstellen können, zu 'spazieren'. Es zeigt sich: Etwas weniger Neigung unter Älteren, deutlich höhere im Osten. (3/x)
Das hier ist übrigens die Phase zwischen März und Ende Juli, als die #SPD zwar nicht die #btw21 gewann, aber zumindest die Chance wahrte, sie zu gewinnen, indem sie Ruhe bewahrte, obwohl sie bei 15% dümpelte. Während die Kampagnen von #Grünen und #CDU/#CSU scheiterten. 🧵 (1/n)
Klar war der Wahlsieg nicht sicher, sicher war aber, dass man ihn vergessen konnte, wenn man Fehler macht, die diesmal andere panisch gemacht haben: Neue Teams jede Woche, 10-Punkte-Pläne zu allem, Streit & 'Gute Ratschläge' aus der 2. Reihe, auf die Gegner draufhauen, etc. (2/n)
So wäre die #SPD-Kampagne verpufft wie die die der Kontrahenten. Stattdessen: Glaube und Festhalten an die eigene Strategie und den Plan. Hier hat die @spd aus 'Fehlern gelernt', siehe 2017, als noch das Gegenteil passierte. Diese Fehler haben diesmal die anderen gemacht. (3/n)
#Sonntagsfrage stabilisiert sich 10 Tage vor der #btw21: #CDU/#CSU pendeln sich bei 21% ein, #SPD bei 25%. Auch wenn es keine Trendwende ist (dafür tut sich bei Kandidat*innenratings zu wenig), sind die Zahlen wackliger als sonst, denn Institute kämpfen mit Unsicherheiten. (1/n)
Institute tun sich immer schwer mit neuen Situationen, bzw. 'Schocks' & diese #btw ist in mehrerlei Hinsicht ein Novum: Es ist die erste, bei der kein*e Amtsinhaber*in antritt (Amtsinhaberbonus fällt weg), es ist auch die erste, bei der 3 Parteien das Kanzleramt anstreben, (2/n)
von denen 2 Parteien den Absturz v. Spitzenkandidat*in verkraften mussten und damit auch die erste bei der in 6 Monaten vor der Wahl 3 Parteien in der Wähler*innengunst schon vorne lagen. Die enorme Volatilität 2021 hatte ich schonmal beschrieben:
These: Das Narrativ '#Habeck und #Söder wären die besseren Kandidaten gewesen' ist falsch. Es ist ein Fall des sogenannten 'hindsight bias', der Tendenz nachdem ein Ereignis eingetreten ist, die Vorhersehbarkeit dieses Ereignisses zu überschätzen. Dafür gibt es Indizien:👇 #btw21
#Baerbock ist stark in ihre Kandidatur gestartet, die reibungslose Nominierung wurde überall gefeiert. Kaum jemand hatte zu Beginn etwas an ihr auszusetzen. Auch #Laschet hat nach holprigen Start zugelegt und wurde zunehmend als kanzlergeeignet gesehen. zdf.de/nachrichten/po…
Zunächst hat sich das in beiden Fällen auch elektoral, also in den Umfragen, ausgewirkt. Im gewichteten Mittel aller Sonntagsfragen (@btwahltrend) zogen die #Grünen vorübergehend an der #Union vorbei. Nachdem der grüne Höhenflug vorbei war, kratzte die #CDU/#CDU an der 30% Marke.
Ich will jetzt gar nicht auf dem Lied rumreiten. Aber in Auswahl der Akteure, Bildsprache und Tonalität ist das im #Wahlkampf deutlich zu #Grünen-blasig und spricht den harten Kern der 9% an, die schon 2017 Grün gewählt haben, nicht die gut 25%, die das kürzlich vorhatten. #btw21
Man darf ja nicht vergessen, dass die Grünen Stand heute immer noch die großen Wahlgewinner sind, haben sich seit 2017 quasi verdoppelt, keine andere Partei hat so stark zugelegt. Der Zufluss an Wähler*innen ist dabei ziemlich heterogen. Zweifle, ob die sich abgeholt fühlen.
Konkretisierung wegen Nachfragen: Demografisch sind alle möglichen Akteure drin im Video. Es geht um den kulturellen Habitus und Look & Feel. Es fühlt sich an wie eine Befindlichkeitsrunde im Stuhlkreis. So ticken aber nicht 25% der Deutschen, sondern eben nur 5%-10%.
Ich würde gerne meine Überraschung über die Überraschung über den Absturz der Union #äußern. Schon im März 2020, also direkt vor Corona, lag die #Union nur bei 26% und das seit Monaten recht stabil. Und damals war #Merkel als Kanzlerin bei Wähler*innen noch eingepreist. #Thread
Dass Merkels Fußstapfen für alle Nachfolger als CDU-Kanzlerkandidat zu groß sein würden, war immer klar. Erstens weil der Amtsbonus fehlt, und zweitens weil kein potenzieller Nachfolger an die Beliebtheit rankommt und in der sog. 'Mitte' so stark binden kann.
Bei zunehmender Fokussierung auf Kandidat*innen zum Wahltag hin, war es eher utopisch zu glauben, dass die #Union nur annähernd die Werte unter #Merkel halten kann (vermutlich auch nicht Söder, auch wenn er womöglich weniger stark abgestürzt wäre).