Angesichts der hohen Energiepreise würde ich hier gerne noch einmal auf eine absolute Fehlanalyse und Fehlprognose zu den Energiepreisen hinweisen, das von @HansWernerSinn vor einigen Jahren postulierte vermeintliche „Grüne Paradoxon“. 1/ hanswernersinn.de/de/themen/Grue…
Sinn hatte damals behauptet, dass die Anstrengungen, CO2-Ausstoß durch geringeren Verbrauch fossiler Energien zu verringern, nicht funktionieren würden, sondern vielmehr kontraproduktiv seien. 2/
Sein Argument war, dass die Eigentümer fossiler Rohstoffe diesen Schritt antizipieren würden und dann einfach versuchen würden, ihr Öl, ihr Gas und ihre Kohle möglichst schnell zu verkaufen. Der Preis würde so fallen und am Ende kurzfristig MEHR fossile Energie verbraucht. 3/
Das ist allerdings absolut nicht, was wir sehen: Stattdessen haben die Energieproduzenten bei fallender Nachfrage ihr Angebot an Energieträgern HERUNTERGEFAHREN, wie man etwa an der Opec-Produktion von Öl sieht. 4/
Warum lag hier Hans-Werner-Sinn daneben?
Es ist einfach nicht das primäre Interesse der Rohstoffproduzenten möglichst ihre ganzen Rohstoffe zu verkaufen, sondern vielmehr, insgesamt möglichst viel Geld mit den Rohstoffen zu erlösen. 5/
Bei fallender Nachfrage ist es da durchaus rational, auch das Angebot zurückzufahren. Das gilt übrigens auch intertemporal. 6/
Mit dem Paris-Abkommen (so stark man es im Detail kritisieren kann) ist ein globaler Konsens entstanden, dass man nur noch insgesamt eine feste Menge fossiler Brennstoffe verbrennen möchte (bzw. nur noch ein begrenztes CO2-Budget zulassen will). 7/
Aus Sicht der Produzenten fossiler Energien wäre völlig irrsinnig, in einer solchen Situation möglichst schnell möglichst viel zu fördern, weil damit der Gesamtertrag aus ihrer Produktion gegen Null gehen würde. 8/
Vielmehr ist einer solchen Situation rational, einen Teil der Rohstoffe im Boden zu lassen und über hohe Preise den Ertrag zu maximieren. Gut für das Klima, aber natürlich ist die damit verbundene Preisvolatilität wirtschaftlich nicht ideal. 9/
Dass das die Politik diesen Aspekt nicht ausreichend bei dem Design der Dekarbonisierungspfade gesehen hat, ist natürlich nicht gut.
Aber: Die Grundidee, die Nachfrage nach fossilen Energieträgern zu senken, ist und bleibt richtig. 10/
Und man sollte man sich klar machen, dass Fehlanalysen wie jene von @HansWernerSinn (gerade, wenn sie von gängigen Medien noch lautstark verbreitet werden) gerade zu Politikfehlern beitragen. Kritik sollte also auch an solche Berater gehen, nicht nur an die Politik./END
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Here on #EconTwitter, it has recently been discussed how forecasters could have been so wrong about #inflation. A 🧵 on the drivers of inflation in #Germany (with similarities in other €-countries). 1/
While in the US, several factors seem to be at play and inflation seems to be increasingly broad based, in Germany (and most of the €-area), inflation is still relatively limited to some components. Especially, one key factor is not always fully appreciated:Natural gas prices.2/
The recent increase in natural gas prices (the border prices of which have increased by 270 % over the past year) has not been seen by analysts in advance. The reason is that much of it has to do with recent fear about supply constraints from Russia, 3/
Es wurde hier auf #Econtwitter zuletzt immer wieder von der vermeintlichen „Effizienz“ des #CO2-Emissionshandels gesprochen. Leider hält das Argument einer genaueren empirischen Betrachtung nicht stand. Ein 🧵 1/
Ich kenne das Lehrbuch-Argument eines statischen Emissionshandels mit perfekten Märkten. Und klar, da kommt in Betrachtung ein effizientes Ergebnis heraus, weil der Emissionsabbau immer dort stattfindet, wo er am günstigsten ist. 2/ en.wikipedia.org/wiki/File:Emis…
Leider hat das mit der Realität eines Emissionshandels über die Zeit, wie er etwa beim EU-ETS besteht, nichts zu tun. Hier kann man empirisch schnell erkennen, dass die Ergebnisse ineffizient sind.
Um das zu verstehen, muss man sich die intertemporale Effizienz ansehen. 3/
Hier auf #Econtwitter wurde zuletzt wiederholt behauptet, ein #CO2-#Zertifikatehandel würde zur makroökonomischen Stabilisierung beitragen, weil ja die Preise in der Krise fallen und im Boom steigen.
Diese Schlussfolgerung ist leider Unsinn. Ein 🧵 1/
Natürlich stimmt es, dass die CO2-Preise im Emissionshandel in der Krise regelmäßig eingebrochen sind und danach in der Erholung gestiegen sind.
Allerdings trägt dies nicht zur makroökonomischen Stabilisierung, sondern eher zur Destabilisierung wieder. 2/
Warum ist das so?
Zunächst: Bei Energiepreisen allgemein ist die Erfahrung, dass fallende Energiepreise über höhere Kaufkraft zu mehr Nachfrage führen und damit die Wirtschaft ankurbeln.
Das liegt allerdings daran, dass Länder wie Deutschland ihr Öl und Gas überwiegend 3/
In the study, we look at different reform proposals for the fiscal rules (including that of the the @EFB_EU), dissect them into the different elements and evaluate the legal and economic issues surrounding the elements. 2/
The specific elements are: Moving towards an expenditure rule (with the detailed questions of benchmarks, investment clauses and the escape clause as well as adjustment speed), the change in the debt anchor and the adjustment towards it as well 3/
During the first #Covid19 wave, Germany was seen as an example for swift and effective action and managed the pandemic better than others.
In this fourth wave, we are seriously behind the curve and the rest of the world wonders what went wrong. A T. 1/
In the spring of 2020, the pictures from Italy led to a very quick reaction by German politicians. Contacts were limited and retail businesses as well as restaurants and hotels closed before the virus spread broadly. 2/
The government of Angela Merkel (with the vice-chancellor Olaf Scholz) quickly summoned the heads of the Länder and imposed an (overall) common approach in the crisis. 3/
Weil auch nach meinen theoretischen Erläuterungen zur #Schuldenbremse hier die Diskussion mit wissenschaftlich fragwürdigen Argumenten weitergeführt wurde, noch einmal, um welche Frage es geht, und welche Fakten uns KEINE Antwort geben können. 1/
Was war die Frage? Ich hatte die These aufgestellt, dass die Schuldenbremse dazu führt, dass die öffentliche Hand weniger investiert.
Was heißt aber in diesem Zusammenhang „weniger“? 2/
Wenn wir in der Ökonomie (oder Medizin oder sonst wo, wo es um kausale Analysen geht) die Frage stellen, wie ein Faktor A auf das Ergebnis X wirkt, dann geht es um den Vergleich einer Situation mit dem Faktor A gegenüber einer hypothetischen Situation ohne den Faktor A. 3/