Thread by @semanthis

Was man auf Twitter darüber lernen kann warum #Eigenverantwortung und "Risikogruppen schützen" nach 2 Jahren Pandemie nicht mehr funktionieren kann:
Dieser sehr lange Thread ist Herrn @MarcoBuschmann von der @fdp und @DJanecek von den Grünen gewidmet.

Zu unserem familiären Hintergrund: Unsere Familie ist ist das wofür sich auf Twitter im Laufe des letzten Jahres der Begriff #Schattenfamilien etabliert hat. Ich habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen hat eine sog."seltene Krankheit" eine frühembyonale Fehl-

-Bildung. Daraus resultiert eine körperliche Schwerbehinderung, so wie eine Reihe neurologischer Defekte die unter anderem wahrscheinlich auch das Atemzentrum betreffen. In der Vergangenheit jedenfalls hatten wir selbst nach harmlosen Infekten Verläufe, die eine Überwachung im

Krankenhaus notwendig machten. So genau weiß ich es nicht (das Problem seltener Krankheiten...) aber wir müssen davon ausgehen, dass meine Tochter zur Risikogruppe im Falle einer #Corona-Infektion zählt.

Unabhängig davon: Die Gesundheit meiner Tochter ist ganz erheblich mit schweren Hypotheken belastet, das sie keinen Rollstuhl benötigt macht uns Eltern glücklich, aber wir haben Angst davor, das das fragile Gleichgewicht in dem sie sich befindet gestört werden könnte.

Das unsere Tochter auf ihren Füßen gehen kann ist für uns nicht selbstverständlich und eine Verletzung oder #LongCovid könnte dem ein Ende machen. Wir wollen diesem Kind - nein der gesamten Familie - in der alles auf Kante genäht ist nicht noch etwas aufhalsen.

Darum sind wir zu #Schattenfamilie geworden, haben uns das erste Pandemiejahr fast komplett zurückgezogen, haben für die #Impfung unserer Kinder gekämpft, unsere Kinder zu Hause beschult und erst nach der #Impfung der Kinder langsame Schritte unternommen mehr Innenraumkontakte...

zuzulassen. Die sehr hohe Inzidenz der letzten Monate zwang uns erneut die Kontakte unserer Kinder (von und Erwachsenen möchte ich gar nicht sprechen) einzuschränken.
Unser "individueller Infektionsschutz" hat uns ein Vermögen gekostet, wir Eltern haben abwechselnd...

...nicht gearbeitet um unsere Kinder zu Hause zu beschulen. Die medizinische Versorgung meiner Tochter bot uns besondere Herausforderungen - angefangen von nicht lieferbaren Hilfsmitteln über ausgefallene Physiotherapie und gestrichene Arztbesuche.

Selbstverständlich ist Infektionsschutz immer eine Abwägung - eine die bisweilen schwer fällt. Wir wurden mit allem alleine gelassen. Bis heute hat sich die Regierung nicht dazu durchringen können, z.B. die #Pauschbeträge für Schwerbehinderte für die entsprechenden Jahre...

drastisch zu erhöhen (kleiner Zaunpfahlwink an @lisapaus). Immerhin gab es bis in diesen Frühjahr eine Reihe von Maßnahmen die meinen Kindern zumindest eine gewissen #Teilhabe ermöglicht hat.

Aber nach den letzten Gesetzesänderungen stehen wir wiederum alleine da und Mühen uns die notwendigen Dinge irgendwie in #Eigenverantwortung zu erledigen und dabei das #Infektionsrisiko niedrig zu halten. Das ist schwer,

denn die Regierung hat es versäumt für Infektionsschutz wenigstens in den Bereichen zu sorgen, die auch Vulnerable notweniger Weise aufsuchen müssen. Wir müssen Einkaufen, müssen zum Arzt und die Kinder sollten in die Schule...

Es erweist sich das die ganze Zeit über die Rede von "Risikogruppen schützen" nur das trojanische Pferd war, daß man der Gesellschaft vor die Tür gestellt hat um den Schein der Humanität zu wahren. Kaum hatte sich die Gesellschaft auf diesen Handel eingelassen...

...krabbelten die Freiheitsapostel aus dem Bauch des Pferdes und es erweist sich, daß das Wohlergehen der "Vulnerablen" ihnen genauso am Arsch vorbeigeht wie vor der Pandemie - wohlwissend das sich die Vulnerablen kaum wehren können.

Nun kann ich natürlich auf Twitter töbern und Politiker*innen um Gespräche bitten (danke Frau @RenateKuenast das Sie heute Zeit hatten) aber in meinem Alltag muss ich schauen wie ich Infektionsschutz in Eigenverantwortung hinbekomme.

Arztbesuche sind ein Problem. Und für besonders problematisch halte ich #Zahnarzt-Besuche. Ich selbst war im Verlaufe der Pandemie mehrfach beim Zahnarzt und habe dort den für meine Begriffe nicht hinreichenden Infektionsschutz erlebt.

Wir haben darum im Laufe der Pandemie von einem Zahnarztbesuch meiner Kinder abgesehen. Ich habe mir die Zähne meiner Kinder regelmäßig genau angeschaut und bin zum Schluss gekommen das der Zahnarztbesuch nicht zwingend ist.

Meine Einschätzung hat sich nach meiner letzten Kontrolle geändert. Und da ich selbst kein Zahnarzt bin halte ich es nun zu Abklärung für ein Gebot der Eigenverantwortung meinen Sohn zum Zahnarzt zu schicken...nur eben nicht dorthin wo wir sonst hingehen (Großbehandlungssaal)

Also habe ich gestern einen Tweet verfasst in dem ich um Hilfe bei der Zahnarztsuche bat in der Hoffnung einen Arzt zu finden der sich auf #Risikopatienten spezialisiert hat.

https://twitter.com/semanthis/status/1559178033180950531?s=20&t=OC5hpnNLONXycCDiyEDg2A

So weit so normal: Es ging in dem Thread nicht um #Maskenpflicht nicht um das #IfSG - zunächst einmal um nichts Politisches. Tipps in verschiedenen Bundesländern wurden ausgetauscht ich erhielt hilfreiche DMs usw...bis...

bis ein von mir eigentlich geblockter Querdenker-Account in einem Tweet einen Screenshot postete.

Wenig später twittert ein weiterer #Querflötenaccount einen Screenshot.

Das ist der Moment in dem innerhalb kürzester Zeit hunderte Accounts einfallen in diesem Thread, der sie nichts angeht kommentieren und beleidigen.
Hier eine Auswahl:

Natürlich wissen viele der Kommentierenden nicht, dass wir ein schwerbehindertes gefährdetes Kind haben. Aber jede Maßnahme des individuellen Infektionsschutzes findet in einem derart polarisierten Umfeld statt, dass selbst eine Maske zur Gefahr für ein Kind werden kann.

Es bedarf Heldenmut um sich eigenverantwortlich zu Schützen - insbesondere wenn man ein Kind oder Jugendlicher ist. Ich war mit meiner Tochter heute im Krankenhaus zu einer Untersuchung: Im Krankenhaus herrscht #Maskenpflicht.

Im Wartezimmer saßen Männer die Oberarme wie Baumstämme hatten, die in der Muckibude vielleicht 200kg stemmen können, aber unter einer Maske können sie nicht atmen. Keiner wagt es mehr die Maskenpflicht durchzusetzen.

Das haben Leute wie Sie Herr @MarcoBuschmann verbockt. Teilhabe ist unter diesen Umständen zu einer komplett hohlen Phrase geworden. Der Schutz von Minderheiten und Kranken ist eine genuine Aufgabe des Staates. Sie kommen dieser Aufgabe jetzt schon nicht mehr nach.

Die Novelle des Infektionsschutzgesetzes ist ein Schritt in die falsche Richtung. Wir können uns so nicht mehr schützen. Risikogruppen müssen aktiv geschützt werden - und Sie müssen das möglich machen!

@ninastahr, @PreislerKa, @GoeringEckardt, @RenateKuenast, @lisapaus, @Karl_Lauterbach, @janoschdahmen bitte sorgen Sie dafür das Ihr Kollege @MarcoBuschmann sich endlich endlich mit der Thematik der #Schattenfamilien auseinandersetzt. Danke!

cc @BildungSicher, @TKinderschutz

Das lustige #Querflötenkonzert setzt sich auch an der Stelle dort wo ich explizit darauf hinweise, dass ich eine chronisch kranke Tochter habe. Kompliment an @Megalom75864148 für die Goldmedaille in Empathielosigkeit.

Addendum: diesen Thread und den darin verlinkten Zahnarzt-Thread sollten sich alle Schattenfamilien speichern die in absehbarer Zeit planen gerichtlich gegen Zwangsgeld wegen Verletzung der Schulpflicht vorzugehen. Der Thread und die Screenshots beweisen, das ein...

individueller Infektionsschutz unter den gegebenen Vorraussetzungen nicht mehr möglich ist. Im Grunde haben die #Querflöten den #Schattenfamilien hier ein Geschenk gemacht, denn irgendwann müssen auch Richter anerkennen das z.B. eine Maske zur Gefahr für Leib und Psyche...

... vulnerabler Kinder wird, wenn sie als einzige eine solche tragen und darum massiv angefeindet werden. Das dies zu erwarten ist zeigt sich in diesem Thread. @JahnzAlexandra, @anon_ronin etc Al.