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Feridun Zaimoglu @feridunzaimoglu
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Es hilft nichts, den Rechten edle Motive zu unterstellen, wie es mancher Feuilletonist tut. Es geht ihnen einzig und allein um die Fremdenabwehr, die Vaterländerei ist ihre Phrase der Stunde.
Der Moslem, der Morgenländer, der Einwanderer, der Flüchtling: Sie sind in ihren Augen Geschöpfe dritten Ranges.
Der Rechte ist kein Systemkritiker, kein Abweichler und kein Dissident, er ist vor allem kein besorgter Bürger. Wer die Eigenen gegen die Anderen ausspielt und hetzt, ist rechts. Punkt. Wer für das Recht der Armen streitet, ist ein Menschenfreund. Punkt.
Es gibt keinen redlichen rechten Intellektuellen. Es gibt keinen redlichen rechten Schriftsteller.
Mit wem reden? Die Patrioten können nur skandieren, als wären sie auf einer Kundgebung. In Deutschland, in Österreich, in der Schweiz haben sie sich in die Parlamente geblökt.
Manch ein Kulturredakteur, manch ein Bürgersohn mit einem reichen oder prominenten Vater,manch ein Philosoph,Jubeljahrbiograph sieht sich schon im Krieg als Frontberichterstatter.Sind sie erregt, weil sie über das Tamtam d unredlichen Empörer endlich v ihrer Langeweile wegkommen?
Ich sage: Sie sollten die Spielchen lassen, sie sollten auf solche Sensationen wenig geben. Der wahre Skandal ist das Geschwätz vom großen Erwachen. Dies Wort hat keinen Wert. In diesem Wort verbirgt sich die böse Lust, Menschen Entartung anzudichten.
Der Patriot ist ein wahnverstrickter Kleingeist mit einem auf- und niederwellenden Gemüt. Er ist ein Kraftprotz, der von einem Reich der Untertanen träumt. In diesem Traum herrschen Männer mit säuischer Natur.
Aufgehoben wird dann sein das Erbarmen, aufgehoben der gute Friede, aufgehoben das Recht des Armen auf Salz und Brot. Die Ruhmesschlacht, von der die neuen alten Rechten träumen, bekommen sie nicht.
Wir sind aus der Schrift geboren. Wir schreiben unsere kühnen, kühlen und wilden Geschichten. Wir lieben die leise Art und den lauten Hall. Niemals aber schreiben wir den Verzweifelten eine Abart zu. Diese Unterscheidung lässt sich nicht verwischen.
Der feste Halt ist nicht das Volk, nicht die Sippschaft, nicht eine heilige Erde und nicht eine versunkene Welt. Ich finde festen Halt im Recht, dem Ausdruck des Gewissens.
Daran glaube ich, davon rücke ich nicht ab. Auf den Glanz der Geschichte einer Nation gebe ich nichts. Es soll ein Menschengesicht glänzen. @nminkmar @PBahners @janboehm @SawsanChebli @Unteilbar_
Rede zur Literatur 2018 Zaimoglu Wert der Worte als PDF: files.orf.at/vietnam2/files…
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