Thread by @haekelschwein

Ich muss mich mal wieder über mangelnde Benutzerfreundlichkeit ereifern, am Beispiel der Packstation. Niemand, der dafür verantwortlich ist, hat jemals eine benutzt, das ist sehr offensichtlich.

Früher besaßen die ein Kartenlesegerät, heute muss man seine Postnummer von der Karte abtippen.

Das Tippen auf dem Packstationdisplay ist eine Qual. Es ist nicht berührungsempfindlich, sondern druckempfindlich. Man muss sehr fest drücken, verursacht dann aber oft eine doppelte Eingabe. Und man muss immer unterhalb des Punktes zielen, den man treffen will.

Letzteres liegt daran, dass die druckempfindliche Scheibe zu weit vom dahinter befindlichen Display entfernt ist. Schaut man nun von schräg oben drauf, entsteht eine Parallaxe. Besonders absurd ist der eingeblendete Mauszeiger, wie zu Großvaters Zeiten.

Das Eingeben einer achtstelligen Postnummer wird dadurch zu einem (langweiligen) Telespiel. Mit drei Korrekturen und zwei nicht erkannten Eingaben.

Und das ist die Sichtweise eines technikbegeisterten Mittvierzigers. Hinter mir stand ein Rentnerpaar mit Abholkarte: „Da haben wir ja Glück, dass hier jemand steht, der es uns erklären kann.“ Hab ich gemacht und gesehen, dass alles noch viel schlimmer ist.

Zuerst muss man ja auf den Bildschirm klopfen, damit er einem überhaupt die Wahl zwischen Abholen und Versenden gibt. Dann wählt man zwischen mTAN und Benachrichtigungskarte. Vielleicht wären die Senioren so weit gerade noch gekommen.

Dass man die Karte nun genau so in den Laser halten muss, dass der Strichcode erkannt wird, hätte die beiden wahrscheinlich bereits überfordert.

Das Schwierigste war für die Senioren das nun folgende Eintippen des Namens. Wie ich zuvor bei den Zahlen, vertippten sie sich auf dem schlechten Bildschirm dauernd, schrieben aber einfach weiter, weil sie es nicht gewohnt waren, Bildschirmeingaben zu kontrollieren.

Ich sagte ihnen dann, dass das Eingetippte oben erscheint und man nach jedem Buchstaben kontrollieren muss, ob er auch dort erscheint und es der richtige ist und nicht doppelt. Und wie man korrigiert und ein Leerzeichen tippt.

Unzuverlässige Systeme sind ja schon für computeraffine Menschen ein Ärgernis. Aber für ältere Leute, die auf einer QWERTZ-Tastatur noch nach Buchstaben suchen müssen, ist es reiner Stress, wenn etwas Kompliziertes auch noch fehlerhaft ist. Sie geben sich dann selbst die Schuld.

Der nächste Schritt war, dass man auf dem Bildschirm mit dem Finger unterschreiben sollte. Das ist schwer bei dem nötigen starken Druck, und so waren schließlich nur drei Halbkreise zu sehen. Zum Glück ist das wurscht, das Paketfach ging dann endlich auf. Große Erleichterung!

Welchen Schluss ziehen die Senioren jetzt aus dem Erlebnis? Dass DHL-Ingenieure schlechte Arbeit geleistet haben? Oder dass heute alles so kompliziert ist, da kommt man gar nicht mehr mit, am besten bleibt man zu Hause auf dem Sofa?

Wenn ihr seht, dass hier jemand antwortet, die Alten seien halt einfach zu blöd, dann schaut mal in dessen Bio. Mit Sicherheit ein Softwareentwickler oder Ingenieur. Und ein Hinweis auf die Ursache des Problems.

(Noch mal zur Erklärung: Ich hab mein Paket mit meiner Packstation-Kundenkarte bzw. deren Postnummer und einer per SMS empfangenen mTAN abgeholt. Das ältere Paar hatte hingegen eine Abholbenachrichtigungskarte, ließ sich das Paket also nicht ausdrücklich in die Station schicken.)