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Ich teile die Einschätzungen von Nina Scholz in diesem @profilonline Interview über weite Strecken. Nur bei ihrer Kritik an meinen Tweets die in diversen (sozialen) Medien für Aufregung sorgten liegt sie falsch - eine Einordnung. profil.at/oesterreich/po… [thread]
In den letzten Tagen haben Politiker(_innen) und Journalisten ihr Interesse für Gewalt an Frauen entdeckt, die sich bisher nie sonderlich dafür interessiert haben. Es ist der ausländische Täter, der ihr Interesse geweckt hat - nicht etwa die Opfer.
Ich habe in meinen Tweets kritisiert, was in meiner timeline und sonstigen Kommentaren sehr gut nachzulesen ist. Der österreichische Täter, er ist ein Irrer, ein Wahnsinniger, psychisch krank. Beim ausländischen Täter ist es die Herkunft - mit Männlichkeit hat das nix zu tun.
[die genannten tweets finden sich hier, falls wer nachlesen will: ]
Die Muster von Gewalt gegen Frauen sind aber immer dieselben. Die Ursache nennt sich Patriarchat, toxische Männlichkeit - völlig unabhängig davon ob es sich um ein tschetschenisches, ein islamistisches oder ein Tiroler Bergdorf-Patriarchat handelt.
Frauen werden als Besitz gesehen, als "etwas" worauf Männer ein Anrecht haben. Sie fühlen sich in ihrer Ehre gekränkt, können mit ihren Aggressionen nicht umgehen, haben nicht gelernt Konflikte gewaltfrei zu lösen und schlagen zu.
Kulturen, die Buben und (jungen) Männern eintrichtern dass der "echte" Mann hart ist, keine Emotionen oder Schwäche zeigt und der zur Not Konflikte mit Gewalt "löst" sind das Problem.
I hate to break it to you, aber wir haben eine solche Kultur natürlich auch in Österreich. Vielen Buben wird immer noch gesagt, sie dürfen nicht weinen und sie sollen am Schulhof zurückschlagen statt davonrennen, mann soll kein Weichei sein.
Unsere Supermärkte sind voll mit schwarzen Haarschampos und Duschgels, Werbung strotzt nur so vom Klischee des starken, harten Mannes. Als Antwort auf die #craftbeer Nachrichten haben mir viele Männer "angeboten", sie würden dem Versender bei Begegnung eine reinhauen.
Im Übrigen hat nie jemand behauptet, es wäre hierzulande nicht besser als anderswo. Natürlich sind Gesellschaften, in denen Frauen nicht einmal grundlegende Rechte und Schutz vor Gewalt zugestanden werden, viel patriarchaler - und gefährlicher.
Gleichzeitig ist es schlichtweg rassistisch, aufgrund der Herkunft extrem patriarchale Haltungen zu unterstellen - viele die in den letzten Jahren nach Österreich gekommen sind, sind hier WEIL es einen Rechtsstaat und grundlegende Frauenrechte gibt (sagt auch Scholz).
Nina Scholz fragt in dem Interview, was denn der Erkenntnisgewinn sein soll bei der Feststellung, dass das einende Merkmal bei Männern die Frauen ermorden ist, dass sie Männer sind. Sie polemisiert, dann könnte man gleich sagen, es sind Menschen die Menschen ermorden.
Ich frage mich, was ist der Nutzen für die Opfer auf die Herkunft zu fokussieren? Was hilft ihnen? Die Antwort lautet unabhängig von der Herkunft des Täters: Gewaltschutz, Prävention, konsequente Polizeiarbeit.
"Alle abschieben" ist eine undurchführbare Pseudolösung - und hier sieht man sehr gut, dass es Kickl und co eben nicht um die betroffenen Frauen geht, sondern darum, rassistische Hetze zu schüren und das Klima weiter zu vergiften.
Natürlich heißt gute Präventionsarbeit auch, Herkunftsmilieus zu berücksichtigen, wie zB beim Projekt Heroes. Aber Buben-, Männer- und Täterarbeit sind krass unterentwickelt und unterfinanziert in Österreich - weil an der Männlichkeit liegts ja nicht, gell.
Menschen, die jetzt das Problem Gewalt gegen Frauen diskutieren, dabei aber nur die Herkunft mancher Täter berücksichtigt wissen wollen und nicht das Problem toxischer Männlichkeit an sich, kann ich in dieser Diskussion nicht ernst nehmen.
Gender Studies liefern die theoretischen Grundlagen und Ansätze für diese Diskussion - aber statt sie und ihre Erkenntnisse ernst zu nehmen werden sie belächelt und als unwichtig, unwissenschaftlich, ideologisch weggeschoben. Das ist ein fataler Fehler.
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