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„Schau, Ilse! Wir stehen seit 10 Min. an, weil die Dame da vorn so lange braucht, und JETZT kommen auf einmal noch 2 Apothekerinnen vor! Die haben da hinten bestimmt noch Kaffee getrunken! Die andere da hinten räumt ja auch lieber Regale ein, statt uns zu bedienen!“

Ein THREAD
Doof, oder? Da steht man ewig in der Apotheke an, weil der Kunde vor einem so lange braucht, im Hintergrund sieht man immer mal wieder Angestellte vorbei huschen, eine räumt Regale ein, aber irgendwie bequemt sich keiner mal vor an die Kasse, um Kunden zu bedienen.
Und plötzlich kommen dann doch noch 2 um die Ecke. Die haben doch mit Sicherheit erst in Ruhe ihren Kaffee ausgetrunken, oder?

Tatsächlich wird der Kaffee bei uns oft kalt.
Aber wenn da offensichtlich noch mehr Mitarbeiter sind, was machen die denn da hinten die ganze Zeit?
1. Oft ist es ganz banal: Mindestens eine Kollegin hängt irgendwie am Telefon fest. Kunden rufen an, weil Sie telefonisch Beratung brauchen, Fragen haben oder etwas bestellen möchten. Oft geht es schnell („Wie lange haben Sie heute geöffnet?“) und manchmal dauert so ein Gespräch.
Genauso oft telefonieren wir mit Arztpraxen, weil Unklarheiten abgeklärt werden, Rezepte angefordert oder geändert werden müssen etc. Bis man durchkommt, hört man oft ein paar Minuten eine Warteschleife. Und ebenso, wenn die MTA dann noch weiter verbindet oder Rücksprache hält.
Ach ja, und zur Zeit telefonieren wir natürlich auch gerne und ausdauernd mit Herstellern und unseren Großhändlern, da gefühlt jede dritte Packung „defekt“ - also zur Zeit nicht lieferbar - ist. Mit Glück bekommt man einen eventuellen Liefertermin mitgeteilt - oder auch nicht...
2. Eine Kollegin ist bei uns am Vormittag mehrere Stunden mit Kundenrezepturen beschäftigt. Also der individuellen Herstellung von Cremes etc. Die Kollegin huscht dann gerne mal vorbei, weil sie zwischen Dokumentationsplatz, Labor und Rezeptur hin und her läuft.
Aber da die Rezepturen zeitlich fest zugesagt sind, das Zeitfenster dafür nur sehr klein ist und oftmals die Arbeiten zügig und ohne Unterbrechung ausgeführt werden müssen, kann sie nicht „mal eben schnell“ noch ein paar Kunden bedienen.
3. „Ja aber die eine Dame in Apotheken-Bekleidung sammelt da Medikamente ein und geht dann einfach wieder nach hinten und verschwindet.“
Jupp. Wir haben eine Kollegin, die ist nur für die Betreuung von Pflegediensten und -Heimen zuständig. Das ist ein Vollzeitjob in einer eigenen
Abteilung. Würde sie „nebenbei“ immer auch noch Kunden vorn bei uns mit bedienen, würde sich die Lieferung an die Pflegeeinrichtungen deutlich verzögern. Und Zeit ist in der Pflege Mangelware... Oft sind die Lieferungen dringend, z.B. nach Krankenhausentlassungen.
4. „Und die Dame, die da in aller Ruhe die Regale einräumt?!?“
Tja, das ist unsere PKA. Eine PKA kümmert sich um die Warenwirtschaft, bearbeitet Warenlieferungen, kümmert sich um Bestellungen und die Lagerhaltung. Eine PKA gehört nicht zum pharmazeutischen Fachpersonal und darf
weder Kunden pharm. beraten noch Arzneimittel abgeben, da die Ausbildung kaufmännisch ausgerichtet ist. Daher „ignoriert“ sie wartende Kunden (natürlich grüßt sie freundlich) und räumt die Regale ein.
5. Mehrmals am Tag (wenn Lieferungen kommen) steht unser Bote auf der Matte und sammelt die nächste Runde Tüten ein, die ausgeliefert werden müssen. Unser Bote hat viel zu tun und muss möglichst schnell wieder los. Wenn wir es nicht rechtzeitig vorher geschafft haben, müssen
spätestens dann die Medikamente fix per SecurPharm aus dem System ausgebucht und entsprechend eingepackt werden. Sind Kühlartikel dabei, können die erst kurz vor seiner Abfahrt eingepackt werden. Das dauert vielleicht mal 5 Minuten, in denen dann auch mal ein Kunde warten muss.
6. Und dann sind da natürlich auch „ganz natürliche“ Bedürfnisse. Ja, auch wir müssen mal aufs Klo. Und ja, wir müssen auch mal was essen. Daher ist in der Mittagszeit auch immer mindestens eine von uns in der Pause und es kann mal etwas länger dauern, bis man dran ist.
Alle anderen Arbeiten lassen wir übrigens stehen und liegen, sobald ein Kunde die Apotheke betritt. BTM-Dokumentation, Rezeptkontrolle, sämtlicher sonstiger Papierkram, Aktionsplanung usw. usf. erledigen wir meist „nebenbei“ so wie grad Zeit ist.
Wenn also gefühlt mal 10 Min. (tatsächlich eher 5) nix passiert und plötzlich 2 Mitarbeiterinnen um die Ecke biegen, kommt eine vermutlich grade aus der Pause zurück und die andere hat sich telefonisch um die Anliegen von Kunden gekümmert.
Vielen Dank für Ihr Verständnis!
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