Thread by @CaptainKling

Guten Morgen! Ich beginne mal mit ein paar Ideen zur Verbesserung der Streitkräftekultur und einem besseren Selbstvertrauen in der Truppe. @ThomasHitschler hat um Beiträge für #SPDBundeswehr gebeten. #Bundeswehr

Prinzip der Inneren Führung vom Staatsbürger in Uniform ist eine geniale urdemokratische Traditionslinie der Bundeswehr. Sie trägt dem Widerspruch zwischen notwendiger militärischer Kultur und zivil-kritischer Haltung in der deutschen Gesellschaft Rechnung. Schon '55.

Ursache von Verdrossenheit & Moral der Truppe ist verwaschene Sinnstiftung (Purpose), blinde Beamtenbürokratie, Absicherungsmentalität, Opportunismus, Mutlosigkeit im Dienst & inkonstistente SiPo. Es braucht verantwortliche Menschenführung und charakterfeste Vorgesetzte.

Mit dem Credo "vom Einsatz her denken" ist vor allem der Grundbetrieb, die Diskussions- und Fehlerkultur sowie Förderung von konstruktiver Kritik und charakterliche Erziehung zu kurz gekommen. Heutige Entscheidungen werden der militärischen Auseinandersetzung vorweggenommen.

Gerade zu Hause in der Kaserne braucht es mehr Zivilkultur, wo der Diskurs mit der Gesellschaft deprimiert und die Wahrnehmung der Politik frustrieren kann. Hier muss sich Tapferkeit auch gegenüber Vorgesetzten und Kameraden beweisen und Soldaten auch "zivile" Staatsbürger sein.

Dazu 1. Politische Bildung verpflichtend im Dienstplan höher gewichten und externe PolBil-Lehr zur Ergänzung des KpChefs holen. (vgl. JgdOffz)

2. Förderung (z.B. als Kriterium in Beurteilungen) von soldatischer Beteiligung am gesellschaftlichen/sicherheitspolitischen Diskurs mit klaren/praktikablen Handreichungen zu Do's und Don'ts.

3. Professionell institutionalisiertes Führungskräftecoaching durch die gesamte Laufbahn für alle OA & Offz durch eigene Vorgesetzte inkl. charakterliche Aus- und Weiterbildung (Leadership) mit digitalem Protokoll von Quartals- oder Jahreszielen. (mit Auswirkung auf Beurteilung)

4. Beurteilungsscreening bzw. externe Hilfe durch PersAmt beim Beurteilungsprozess zur Sicherstellung, dass auch kritische Köpfe ihren Vorgesetzten überleben.

5. Weniger Überforderung der Truppe und hohlen Strukturen durch Einsätze, Standby-Phasen, Übungen, Vorhaben durch kleine flexiblere Einheiten (in die nicht alles von oben reingedrückt werden kann) mit mehr Zeit für Kameradschaft, PolBil, Coaching, Miteinander...

6. Weniger Zentralisierung und agilere Prozesse durch flachere Hierachie mit mehr Entscheidungsbefugnis bei Kommandeuren. KSK kann als Paradebeispiel dienen, wie Profis sich selbst um Ausrüstung/Ausbildung, Prozesse kümmern.

7. Faktisch findet ab 16.30 kein Leben in den Kasernen mehr statt. Alle Soldaten brauchen wieder Stuben, OHGs müssen wieder aufgebaut werden und die Dienstzeit muss mehr Miteinander ermöglichen (vgl. LekU-Seminare)

8. Vereinbarkeit von Familie & Beruf durch finanzielle Förderung von Familientagen und Festen. Lehrgangsangebote für Soldatenkinder und Ehepartner für private Aus- und Weiterbildung.

9. Erhöhung der Quereinsteiger aus Wirtschaft und zivilen Universitäten durch Headhunter. Soldaten direkten Einstieg in Offz/Uffz-Laufbahn ohne Studium aber it Bildungsgutschein anbieten. (Verkürzt Wirkung der Einstellung auf die Truppe um 4 Jahre)

10. Sechswöchige Grundausbildungen in den Semesterferien, Off/Uff-Schule in Semesterferien etc. für zivile Studenten und ein ROTC-Programm einführen, das Uniabgängern sofort einen Einstieg auf einem Dienstposten sichert.

11. Servicementalität der Bundeswehrverwaltung gesetzlich umsetzen und sicherstellen, dass jeder Soldat betreut wird und die für ihn bestmöglichen Lösungen/Anträge gefunden werden. Die sog. "Optimierung" ist derzeit beim BwDlZ den Rechnungsführern verboten!