Thread by @RichterHedwig

Weil oft gesagt wird, Frauen seien in der männlichen Form selbstverständlich mitgemeint - schon immer. Historisch gesehen: Nein.
Hier einige Beispiele:
Die "Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen", gerne als "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" übersetzt:

Für die Revolutionäre bestand 1789 kein Zweifel, dass mit Fraternité & Égalité allein Männer gemeint waren. Auch die Frauen wussten das. Olympe de Gouges lancierte daher 2 Jahre später die "Déclaration des Droits de la Femme et de la Citoyenne".
Faksimile:
gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt…

Die Schrift von Olympe de Gouges ist heute berühmt, aber damals wurde sie kaum zur Kenntnis genommen - die Forderung war absurd. L'Homme, der Mensch war schließlich der Mann. Frauenclubs u.ä. wurden schnell verboten, u der Code Civil von 1807 brachte für Frauen massive Nachteile.

Ein weiteres Beispiel: das Deutschlandlied von Hoffmann v Fallersleben (1841). Es gehört in die Aufbruchzeit der Demokratie u sollte nicht vom NS her interpretiert werden. Nation bedeutete nicht nur Ausschluss der anderen, sondern immerhin Gleichheit der Zugehörigen - Männer.

Ich mag die deutsche Hymne, die dritte Strophe des Deutschlandliedes (noch mehr die zivile Haydn-Melodie). Aber: Mit "Brüderlich" sind die Brüder gemeint, offensichtlich. Und selbstverständlich hatte das "Vaterland" die Männer im Blick.

Während in der deutschen Nationalhymne Frauen nicht vorkommen, ist das im "Lied der Deutschen" durchaus der Fall:
"Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!"
Tja.
Klar ist damit auch, für wen die besungene Freiheit gilt.

Es wäre ein Leichtes, den Text der Nationalhymne so zu gestalten, dass Frauen dabei sind. Sehr klug dazu @geierandrea2017 im @WDR:
podcast.de/episode/379806…
Aber wenn das nicht möglich ist: Wie wäre es mit Brechts "Kinderhymne", die lässt sich sogar auf die Haydn-Melodie singen.

Also, Code Civil natürlich 1804.