Die Twitter PoMo-Bubble.
Ein Thread:
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Der Begriff PoMo leitet sich ab von 'Postmodern' und ist keine Eigenbezeichnung dieser Gruppe sondern wird von anderen zur Bezeichnung oder Abgrenzung benutzt.
Die PoMo Bubble verortet sich selbst als radikal links, antirassistisch und feministisch. Innerhalb von Linkstwitter sind die PoMos dabei aber stark umstritten und regelmäßig Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen.
Die Aktivität der PoMo Bubble wird überwiegend getragen von jungen nichtweißen Frauen, Transpersonen und Menschen die sich selber keinem Geschlecht zuordnen möchten.
Nichtweiße PoMos sehen sich selber als Betroffene von Rassismus denen aus dieser Position die alleinige Definitionsmacht zusteht, ob eine bestimmte Handlung einer weißen Person Rassismus darstellt.
Eine Verteidigung gegen den Vorwurf etwas rassistisches gesagt oder getan zu haben ist nach diesem Konzept unmöglich, weil es weder auf eine objektive Prüfung ankommen soll noch auf die subjektive Willensrichtung des Beschuldigten.
Der Versuch einer Verteidigung gegen den Rassismusvorwurf wird dabei als typischer Beleg für die Richtigkeit des Vorwurfes gewertet. Gleiches gilt für den Vorwurf der Transfeindlichkeit oder der Misogynie.
Weißen Personen steht das Definitionsmachtkonzept in Bezug auf Rassismus dabei umgekehrt nicht zur Verfügung weil es nach Ansicht der PoMo schon dem Grunde nach keinen Rassismus gegen Weiße geben könne. Gleichermaßen keine Geschlechterdiskriminierung gegen Männer etc
Hierdurch entsteht automatisch eine Hierarchie bei der es immer darauf an kommt WER einen Vorwurf oder eine Forderung erhebt bzw aus welcher 'Positionierung' (weiß, schwarz, PoC, männlich, weiblich) heraus und weniger WAS die Person sagt oder vertritt.
Weiterhin herrscht dort die Auffassung, dass eine Forderung oder ein Vorwurf einer nichtweißen Person auch keiner inhaltlichen Begründung bedarf, weil es nicht Aufgabe der Betroffenen sein könne andere auch noch weiterbilden zu müssen.
Ein solches Setting aus Hierarchie und fehlender Notwendigkeit einen Standpunkt erläutern zu müssen ist natürlich der Tod jeder sachlichen Diskussion.
Deswegen sind Diskussionen mit PoMos kaum möglich, weil sie in der Regel sofort abgebrochen werden sobald erkennbar wird, dass man sich dem geschilderten Setting nicht unterwirft.
Hieraus entsteht die paradoxe Situation, dass PoMos sich zwar selber als Kämpferinnen für eine andere bessere Gesellschaft sehen, aber gleichzeitig nicht bereit und in der Lage sind mit Personen außerhalb der Bubble zu interagieren oder diese gar überzeugen zu wollen.
Wer sich als Weißer (Mann) in der Bubble engagieren möchte kann dies nur als Ally (Alliierter) tun. Ein solcher Ally darf dabei aber keineswegs selber zu aktiv sein, weil er damit den eigentlichen nichtweißen Aktivistinnen "Raum wegnimmt".
Die Aufgabe des Allys ist daher eher eine dienende. Er muss Support geben und soll Unterstützung leisten, gerne auch finanziell. Dank und Anerkennung darf er dafür aber nicht erwarten, weil es sich dabei um eine Selbstverständlichkeit handelt
Ein weißer Alliierter der z.b. erfolgreich Bücher oder Vorträge gegen Rassismus oder Frauenfeindlichkeit hält muss damit rechnen, dass ihm aus der Bubble vorgeworfenen wird den eigentlich Betroffenen damit Raum und Geld wegzunehmen und ihr Wissen für sich auszubeuten.
Es gibt dazu auch einen Thread von @robin_urban
Unterschieden wird zwischen weiß, schwarz und PoC (People of Color). Gemeint sind damit aber laut Theorie nicht die "Hautfarben" sondern die "gesellschaftliche Positionierung".
Die schwarze Frau ist also schwarz nicht wegen schwarzer Haut, sondern weil die Gesellschaft sie schwarz "liest". Das wirft jetzt einige Folgeprobleme auf:
Gilt jemand als PoC auch wenn er im Alltag von der Gesellschaft wegen heller Hautfarbe als "Weiss" angesehen wird? ("white passing")
Weiteres Problem: Sind jüdische Menschen PoC oder Weiße? Wären Sie Weiße wäre Rassismus gegen sie per PoMo-Definition unmöglich, daher werden Juden von einigen PoMos in die Kategorie PoC eingruppiert.
Wenn "Schwarz-sein" eine gesellschaftliche Positionierung ist und nicht an die Hautfarbe gebunden ist, dann müsste eine weiße Frau, die sich optisch wie eine schwarze Frau kleidet und schminkt sich selber als "Schwarz" positionieren können.
In der PoMo Bubble wird ein solches Verhalten aber als Rassismus gewertet (Blackfishing) weil die "weiße Frau" sich damit unzulässig die "schwarze Kultur aneignet" um damit Vorteile zu erhalten. Aktuelles Beispiel: Kim Karadashian
Ich habe übrigens bis vor kurzem wirklich gedacht, dass Kim Kardashian eine schwarze Frau sei. Tatsächlich ist sie armenischer Abstammung. Ich hätte sie also als "schwarz positioniert". Nach PoMo Auffassung ist sie aber eine weiße Rassistin, die sich schwarze Kultur aneignet. 
Ist Kardashian mit armenischer Abstammung zumindest PoC? Kann eine PoC rassistisch gegenüber Schwarzen sein? Man weiss es nicht.
Das dahinter stehende Problem ist aber: Die Menschen müssen unbedingt in eine Kategorie (weiss, schwarz, PoC) eingeordnet werden und können diese auch nicht wechseln. Die Einordnung gilt als Teil ihrer Identität denn daraus folgt die Sprecherposition als Betroffene oder nicht
Da steckt man dann mittendrinn in der Folgeproblematik der "kulturellen Aneignung" (cultural appropriation) nach der es unzulässig und rassistisch ist, wenn Weiße sich Teile aus "fremden" Kulturen "aneignen (z.B. als Weißer Dreadlocks tragen)
Das soll aber nicht nur für Kleidung oder Haatracht gelten sondern nach Ansicht strenger Vertreter jede Art der "kulturellen Ausbeutung" betreffen. Als Weißer ein erfolgreiches indisches Restaurant betreiben wäre rassistische Ausbeutung indischer Kultur.
Ich fragte in so einer Diskussion mal, ob sich ein schwarzer Sushikoch demnach rassistisch die japanische Kultur aneigne - erhielt darauf aber keine befriedigende Antwort.
Denn auch hier gibt es wieder eine Ausnahme, denn Schwarze und PoC dürfen sich natürlich alle Errungenschaften "weißer Kultur" aneignen, weil es sich um die herrschende Dominanzkultur handeln würde und Rassismus gegen Weiße ja per Definition nicht existiere.
