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Als ich ganz neu in der Onkologie angefangen habe, lag dort gerade ein Teenager im sterben. Der OA hat mir die ganze Geschichte erzählt, die mich auch nach so vielen Jahren immer noch unfassbar wütend macht.

Der Patient wurde 6!!! Monate lang vom Hausarzt behandelt. 6 Monate
lang brüllten alle Symptome Leukämie. Der Patient klagte über:

Knochenschmerzen
Müdigkeit
Konzentrationsschwäche
Ständige Infektionen
Petechien
Hämatome
Nachtschweiß
Gewichtsverlust
Geschwollene Lymphknoten
Leistungsminderung
Blässe
Thrombozyten im Keller
Hb/ Erys im Keller
Leukozyten stark erhöht

Mit einer Überweisung zum Facharzt wäre die Leukämie früh erkannt worden und er hätte eine gute Chance gehabt.
Kein Arzt kann alles wissen, aber muss sich einfach bei einem Kollegen Hilfe holen wenn man nicht weiter weiß. Einen Patienten der permanent
schwere Infektionen hat, Schmerzen, kaum Leistungsfähigkeit, am ganzen Körper übersät ist von Hämatomen und Petechien und ein verschobenen Blutbild hat, da kann ich keine 6 Monate warten, bis sich das Problem vielleicht von alleine löst.
Viele Erkrankungen sind nicht immer
leicht zu erkennen und vieles sieht ein Hausarzt vielleicht auch nie oder nur sehr selten. Für all das habe ich Verständnis, aber nicht dafür dass in so einer Situation monatelang nichts passiert.
Nach 6 Monaten rief der HA in der Klinik an, es wäre zwar sehr unwahrscheinlich
aber könnte es vielleicht auch eine Leukämie sein. Unser OA ist am Telefon ziemlich sauer geworden. "Arzt am Rande der Legalität." war sein wütender Kommentar dazu.
Bei uns angekommen hatte der Patient:

Hb 5,8
Thrombos: 10000
Leukos: 500000

Diagnose Hochrisiko ALL.
Die Chancen standen nicht gut und er wurde erst palliativ, dann präfinal.
In der Zeit entwickelte er eine Thrombose nach der anderen, egal was wir taten. So verloren wir nicht nur den Hickmankatheter, sondern auch mehrere ZVKs. Die großen Gefäße waren zum Schluss so verstopft,
dass das legen neuer ZVKs unmöglich wurde. Es bildeten sich Umgehungskreisläufe auf der Brust des Patienten und die einzigen Zugänge die wir hatten, waren Braunülen in diesen Venen. Das habe ich danach bei keinem Patienten mehr so erlebt.
Es ist keine Schande etwas nicht zu wissen, aber bitte holt euch Hilfe wenn es so ist. Lasst nicht euren Stolz größer sein, als das Leben eines Patienten.

Ich habe zu viele solcher Geschichten erlebt. 🖤
Eine weitere Geschichte, mit glücklichem Ausgang:

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