1. Vor 10 Tagen habe ich hier gefragt, wie #Hochschulen in der #Coronakrise mit #Lehrverpflichtung umgehen. Ich wollte wissen, ob es Reduktionen oder andere Erleichterungen gab & wenn ja, für wen & unter welchen Bedingungen. Jetzt möchte ich die Rückmeldungen zusammenzufassen.
2. Ich bin keine Bildungswissenschaftlerin. Ich bin Amerikanistin & arbeite gleichzeitig im #Frauenbüro meiner Universität. Normalerweise analysiere ich Gedichte, Romane, Filme & Co. Ich arbeite also nicht empirisch & das ist auch hier nicht mein Anspruch.
3. Fast 40 Personen von 23 Hochschulen aus 12 Bundesländern haben geantwortet; einige davon nicht öffentlich. Die meisten Antworten kamen von befristet angestellten Qualifikant*innen (PhDs & Postdocs). Auch Lehrbeauftragte, Profs & entfristete Lehrende haben geantwortet. Danke!
4. Zum Umgang mit der #Lehrverpflichtung in Zeiten von #Corona ist zu sagen: nur an 3 von 23 Hochschulen gab es offiziell die Möglichkeit zur Deputatsreduktion, einmal davon für Personen mit hohem Deputat @AugsburgU & einmal für Personen mit Betreuungspflichten @ruhrunibochum.
5. An mehreren Hochschulen wurde kommuniziert, dass Lehrende #KreativeLösungen finden sollen, um sich gegenseitig zu entlasten. Mehrere Lehrende haben angegeben, dass sie ihre Lehre zugunsten von Kolleg*innen oder für ihre Studierenden aufgestockt haben. Bewundernswert!
6. Gewährte Reduktionen & kollegiale Hilfe bedeuten oft größere Kurse bzw höhere Studierendenzahlen. #OnlineLehre, größere Kurse & zusätzliche Wiederholungsangebote für Studierende bedeuten #Mehrarbeit. Ob diese Mehrarbeit anerkannt & angerechnet wird, ist häufig nicht klar.
7. #Krisenkommunikation ist komplex & selten perfekt. Gute Kommunikation ist aber auch im Umgang mit #Lehrverpflichtung wichtig. Es herrscht teilweise immer noch #Unsicherheit darüber, ob #OnlineLehre voll angerechnet wird & ob Reduktionen bzw Ausfälle nachgeholt werden müssen.
8. Manchmal wird in Bezug auf #OnlineLehre von einem Faktor 0,5 gesprochen. Wichtig scheint hier aber die Unterscheidung zwischen der Entwicklung von Materialien für zukünftige Onlineangebot & der Durchführung von Onlinekursen. Moderne #DigitaleLehre sollte voll anrechenbar sein.
9. #Unsicherheit entsteht auch, wo nicht klar ist, wie sich #Dienstbefreiung für #Kinderbetreuung auf die #Lehrverpflichtung auswirkt. Oft bedeutet das, dass Lehrende auch unter schwierigen Umständen & unter gesundheitsschädlichen Bedingungen arbeiten. Das sollte nicht so sein!
10. Schwierig ist die Situation besonders für Lehrende mit #Hochdeputat, körperlichen Beeinträchtigungen und/oder kleinen Kindern. Dass es mittlerweile in vielen Bundesländern Initiativen gibt, Lehrende an Hochschulen als #systemrelevant einzustufen, finde ich wichtig & richtig.
11. Einige Hochschulen stellen besonders belasteten Lehrende studentische Hilfskräfte zur Seite (@ruhrunibochum 💙). An anderen Unis werden solche Notfallfonds oder Unterstützung bei der Kinderbetreuung noch diskutiert (@unibt, @OttoFriedrich) & hoffentlich bald genehmigt.
12. An vielen Hochschulen laufen Diskussionen über Möglichkeiten der #Entlastung. Es lohnt sich also für alle nachzufragen & damit Bedarf anzuzeigen, ob im #Gleichstellungsbüro, bei der #Mittelbauvertretung oder an anderen Stellen, die sich für #Nachteilsausgleich einsetzen.
13. Warum spreche ich von #Nachteilsausgleich? Weil eigentlich niemand für #Deputatsreduktion für alle Lehrenden fordert. Mehrere Rückmeldungen machen dagegen deutlich, welche Lehrenden dringend Entlastung benötigen: Qualifikant*innen, Personen mit Hochdeputat & lehrende Eltern.
14. Obwohl das Thema #Vergütung nicht Teil der Frage war, stellt sich die Frage trotzdem: sollten #Lehrbeauftragte, die #Mehrarbeit für #OnlineLehre leisten, eventuell #Bonuszahlungen erhalten? Oder noch besser: sollten Lehraufträge einfach grundsätzlich besser bezahlt werden?
15. Wer argumentiert, dass sich Lehrende an Hochschulen nicht beschweren sollten, da sie nicht in #Kurzarbeit sind & trotz #Coronakrise weiter gut verdienen, sollten bedenken, dass viele Qualifikant*innen unfreiwillig in #Teilzeit & damit finanziell in Kurzarbeit arbeiten.
16. Was bei den Antworten #Lehrverpflichtung auch auffällt: das Deputat mancher Qualifikant*innen (#PhD & #Postdoc) ist bedenklich hoch (bis 10 SWS). Gleiches gilt für Lehrprofessuren, LfBAs & Lehrende an HAWs (16 bis 24 SWS), ob mit oder ohne #Coronakrise.
17. Lehrende sind keine Roboter. Viele haben Kinder oder #Pflegeaufgaben, leben mit #Beeinträchtigung und/oder gehören zur #COVID19 Risikogruppe. Viele haben die Art Geld- & Zukunftssorgen, die befristete (Teilzeit-)Anstellungen mit sich bringen. Hochschulen sollten das bedenken.
18. Lehrende an Hochschulen weisen nicht auf Überlastungen hin, weil sie arbeitsunwillig sind. Viele sind überlastet, weil ihnen GUTE #OnlineLehre wichtig ist & weil sie in der aktuellen #Coronakrise besonders viel Zeit darauf verwenden, Studierende zu unterstützen. #carework
19.Wenn Lehrende auf Probleme im aktuellen #Coronasemester hinweisen, tun sie das nicht aus Bosheit oder Freude an #Systemkritik, sondern weil sie soziale Wesen sind, die möchten, dass möglichst alle die Krise gesund überstehen, ohne dass dabei Benachteiligungen verstärkt werden.
20. Danke fürs Lesen & Kommentieren. Alles Gute für die nächsten Wochen & Monate! Bleibt gesund, engagiert euch & don’t stop caring! Ich freue mich auf weiteren Austausch über #Hochschulpolitik in Zeiten der #Coronakrise, aber auch zu anderen Themen.
