Thread by @P_Graichen

Am 11. März 2021 jährt sich der GAU von #Fukushima zum 10. Mal. Wenig später kam das Atom-Moratorium, anschließend der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem #Atomausstieg und die #Energiewende wurde politischer Konsens. Damals gab es viele Fragen - ein kleiner Rückblick im Thread: /1

Zunächst: Wo stehen wir aktuell beim #Atomausstieg in DE? Seit 2011 wurden 11 AKWs abgeschaltet, 6 weitere werden bis Ende 2022 folgen. Bisher haben wir also gut die Hälfte des Atomausstiegs geschafft. /2

(1) Wie hat sich der Anteil von Atomstrom seit 2011 geändert? Seit 2010 hat sich der Anteil der #Atomkraft am #Strommix in DE von 22% auf 11 % (2020) halbiert, der Anteil der #Erneuerbaren stieg von 17% (2010) auf ganze 45% (2020) um mehr als das Doppelte an. /3

(2) Entstand durch den Atomausstieg, wie 2011 oft befürchtet, eine Stromlücke?
Nein, denn die #Erneuerbaren haben den weggefallenen #Atomstrom um etwa das Doppelte kompensiert. Ebenso wurde 2020 nicht mehr #Gas vestromt als vor 10 Jahren. /4

(3) Wie stellt sich der Atomausstieg im Zeitverlauf dar?
Bisher läuft er sehr geräuschlos, seit 2010 ist der #Atomstrom um etwa 80 TWh gesunken. Aber es steht eben auch noch ein großer Schritt bevor: Bis Ende 2022 fallen weitere 64 TWh weg. /5

(4) Hat der Atomausstieg die CO2-Emissionen steigen lassen?
Nein, aber sie sind im Stromsektor bis 2015 eben auch kaum gesunken. Erst seither sinken sie wegen den Erneuerbaren und höheren CO2-Preisen. /6

Hätten wir bei Beibehaltung der Laufzeitverlängerung mehr CO2-Minderung gesehen? Das ist unklar, denn der EE-Ausbau in Deutschland hing politisch eng mit dem Atomausstieg zusammen. Vermutlich wäre der EE-Ausbau früher eingebrochen und wir hätten keine +150 TWh EE gesehen. /7

(5) Hat Deutschland mehr (Atom-)Strom importiert?
Im Gegenteil, nach 2011 wurde Deutschland zum Stromexportland. Seit 2018 sinken die Exporte wieder, weil viele EU-Länder auf #EE setzen und die CO2-Preise steigen.

(6) Hat die Strom-Versorgungssicherheit gelitten?
Eine 2011 oft geäußerte Befürchtung - Antwort: definitiv nein, denn die Strom-Ausfallzeiten sind im internationalen Vergleich sehr niedrig und seit 2011 nochmals weiter gesunken.

(7) Sind durch den Atomausstieg die Strompreise gestiegen?
Mit Bezug auf die Börsenstrompreise auch hier ein klares "Nein" - Deutschland hat nach den skandinavischen Ländern regelmäßig die niedrigsten Strompreise in Europa, auch 2020 wieder.

Mit Bezug auf die Strompreise für Privathaushalte muss man sagen: Ja, sie sind v.a. bis 2013 stark angestiegen, seither pendeln sie um die 30 ct/kWh. Grund war allerdings damals die EEG-Umlage, nicht der Atomausstieg. Hier ist Handeln nötig, damit Strom wieder günstiger wird.

(8) Bedeutet der Atomaussteig mehr Netzausbau?
Unbequeme Antwort: Ja. Denn der wegfallende Atomstrom wird weitgehend durch Windstrom ersetzt, der aus dem Norden nach Süden transportiert werden muss. Allein mit PV kann man Bayern und Ba-Wü nicht versorgen. Da ist noch was zu tun.

(9) Wie wird der Atomausstieg 2021/2022 kompensiert? Damit Erneuerbare auch die bald wegfallenden 60 TWh Atomstrom decken können, muss der Ausbau bei Wind und Solar rasch beschleunigt werden!!

(10) Last, but not least: Wird es eine Renaissance der #Atomkraft geben? No way. Neue Atomkraftwerke sind bei weitem die teuerste Technologie zur #Stromerzeugung. #Wind- und #Solar sind deutlich günstiger, zudem sinken die Technologiekosten für #Erneuerbare weiter.

Diesen Thread gibt es ein bisschen ausführlicher als Foliensatz zum Download auf unserer Website (/end). agora-energiewende.de/presse/neuigke…