1/ Wir haben eine Dunkelziffer mehr als die anderen.
Eine Dunkelziffer hat jedes Land. Aber wir haben noch eine mehr: Durch systematische Untertestung.
- Wie hoch sie sein müsste
- Auswirkung auf unser Risikomanagement
- Wie wir darauf reagieren könnten
(thread)
2/ Natürlich hat jedes Land viele Infektionen, die nicht gefunden werden. Aber wir haben darüber hinaus noch eine, die wir durch gezielte Untertestung erzeugen. So sieht der Vergleich aus, wenn wir die Daten nehmen, wie sie sind:
3/ Es wird deutlich, dass wir rekordverdächtig niedrige Inzidenz haben, zumindest im Vergleich zu unseren Todeszahlen. Länder mit Todezahlen, die ähnlich unserer Zahlen sind dagegen, haben deutlich höhere Inzidenzen.
4/ Wir haben Inzidenzen wie Südamerika, aber Todeszahlen wie Nordamerika.
Kann es also sein, dass unsere Inzidenz viel zu niedrig ist?
5/ Der #Inzidenzwert ist die wichtigste Kennziffer in der Geschichte der Bundesrepublik:
- Sie ist die wichtigste ökonomische Variable der deutschen Wirtschaftsgeschichte
- Sie ist der entscheidende Risiko-Indikator für die Eindämmung von #Covid-19
6/ Diese mit Abstand wichtigste Kennzahl ist die Basis, mit der ein Gremium aus 17 Regierungen regelmäßig das Land in Atem hält.
Sie entsteht durch PCR-Tests, die mal mehr und mal weniger verwendet werden, und deren Kriterien immer wieder strenger werden.
7/ Sie wird zur Basis für beispielsweise Schulöffnungen. Aber das Risiko, dass Schulen zu Superspreader-Hubs werden, ist auch an Schwellenwerte bei der Inzidenz geknüpft. Es wundert also kaum, dass sie hier weiter steigen. (Grafik by @risklayer )
8/ Die Mutter aller Dunkelziffern bekommt stetig Kinder, so funktioniert exponentielles Wachstum.
To be continued sobald ich wieder Zeit habe:
- Manipulierbarkeit der Inzidenz
- Warum ist sie bei uns so anders als bei anderen?
- Was das für das Krisenmanagement bedeutet
9/ Warum ist die #Dunkelziffer mittlerweile um so vieles anders als die unserer Nachbarländer?
Hier ein Indiz: Während in der Vergangenheit die Kurven fast immer parallel liefen, haben sich die Steigungen in der logarithmischen Darstellung entkoppelt.
10/ Wie könnten wir die #Dunkelziffer berechnen? Es gibt viele Indizien. Aber wir haben es hier nicht mit einer normalen Dunkelziffer zu tun, sondern einer, die offenbar seit Januar wächst.
Unsere Sterblichkeit hat keinen Höhepunkt, sondern ein Hochplateau.
A) Testen nur mit Symptomen
B) Kaum K1 oder K2
C) #Antigentests müssen mit PCR bestätigt werden
Wir testen nicht für präventive Gesundheit, wir
14/ Wir testen für die klinische Gesundheit.
Unsere Tests machen klinische Diagnosen. Meist bei Leuten, von denen wir uns sowieso schon sicher sind. Das machen die anderen Länder auch, aber danach testen sie weiter - jede darf. Bei uns muss man sich qualifizieren.
15/ Diese feinen Unterschiede der Testniveaus sind übrigens nur zu erkennen, wenn man Dänemark, Großbritannien, oder Tschechien weglässt. Und auch das wäre schon schwer wenn ...
16/ Wenn man Österreich mit einschließt, verschwimmt unten sogar, dass Belgien, und Schweden fast doppelt so viele Tests wie wir machen, und Estland, Italien oder Frankreich drei mal so viele. Aber auch hier ist nicht das Niveau entscheidend, sondern der Vektor:
17/ Wir alle starteten 2021 auf unserem Niveau, und fast alle anderen sind enorm gewachsen.
Das wirft die Frage auf: Wie viel mehr #Infektionen werden durch Tests gefunden, die nicht nur klinisch sind?
to be continued
Hier die Methode, die uns zu einer sinnvollen Erhellung der Dunkelziffer führen könnte:
1/ Dies hier ist die vermutete deutsche #Dunkelziffer.
Wenn wir noch so messen würden, wie wir es Anfang November getan haben. Also bevor wir die Regeln für PCR-Tests verschärft hatten.
2/ Wie kommen wir drauf? Zunächst sind hier die Case Fatality Rates der EU und zweier Staaten, die ähnlich stark betroffen sind wie wir. Auffällig: Alle bewegen sich, aber wir verharren oben.
3/ Wenn wir einen gleitenden Durchschnitt ansetzen, bekommen wir eine anschaulichere Bewegung.
2/ Im November waren wir vergleichbar: Inzidenz klein, #Todeszahlen gering. In #Europa wurde überall ähnlich erhoben.
3/ Jetzt ist das anders: Wir haben Inzidenzen wie Dänemark, aber Todeszahlen wie Frankreich. Es wäre kein Problem, wenn wir mehr Infizierte und weniger Tote haben, aber sich sicher fühlen und dann überrascht werden ist kritisch.
Krisenstatus
Wie es aussieht, musste Südafrika die Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff stoppen, weil B1351 trotzdem Leute krank macht. Die anderen Impfstoffe scheinen dagegen zu funktionieren. edition.cnn.com/2021/02/07/hea…
B1351 ist das, was gerade in Tirol rumgeht. Als Krisenmanager würde ich diese Region strikt abriegeln, sofort. sueddeutsche.de/politik/suedti…
In den USA wurde jetzt mal eine Projektion zu B117 gemacht, deren Form etwa auch in Deutschland zutreffen könnte. Danach verdoppeln sich die Zahlen alle 10 Tage (also etwa ein R von 1,3). Dominanz in den USA ab dem 23.03.
Was sollte meiner Sicht als hauptberuflicher Krisenmanager eigentlich im RKI-Bericht stehen?
(Der RKI-Bericht ist in seiner Form und seinem Inhalt keine Grundlage für sinnvolle Entscheidungen.) #Corona#Covid#Krisenamanagment#b117@fneuhann@metroskop@jensspahn
A. Status Quo 1. B117 wird die dritte Welle treiben und bei gleich bleibenden Maßnahmen spätestens Ende März den Inzidenz-Rekord aus dem Januar übertreffen. Wir wissen nicht, was ab April passiert.
2. Die Gesundheitsämter und Labore sind nicht in der Lage, ein engmaschiges Tracking & Tracing zu gewährleisten.
(1) Deutschland: Es gibt erste deutschlandweite Ergebnisse zur #B117-Inzidenz. Am Montag berichtet das @rki_de dazu.
In SH und BW scheint die Inzidenz am höchsten. In Flensburg sind es ein Drittel aller sequenzierten Fälle, Münster wohl 4%, in Köln 9%.
(2) Damit können wir davon ausgehen, dass B117 in Deutschland sicher dabei ist, pandemisch zu werden. Unsere gesamtdeutschen Neuinfektions-Zahlen sinken gestern im Vergleich zur Vorwoche um 13,7%. Das ist weniger als 20%. Der Rückgang verlangsamt sich.