Wie gut schützt die #Impfung vor Ansteckung? Eine weitere Studie, vor 2 Tagen im Lancet veröffentlicht, gibt weitere Hinweise darauf, dass wir uns von der Idee der #Herdenimmunität verabschieden & Alternativstrategien finden müssen.

Hier eine kurze Zusammenfassung der Studie ⬇️:
thelancet.com/journals/lanin…

Man hat COVID-19 Indexfälle (Alpha und Delta) und ihre Kontakte (>5 Jahre) via UK Nachverfolgungssystem ausgewählt und bis zu 20 Tage lang Abstriche gesammelt.

Für die Delta Variante untersuchte man 138 Indexfälle und 204 Haushaltskontakte
unter Einbeziehung des Impfstatus beider Gruppen.
Von den Indexfällen waren 50 voll, 25 teilweise und 63 nicht geimpft.
Es steckten sich bei geimpften Indexfällen etwa genauso viele Haushaltskontakte an (SAR 25%) wie bei Ungeimpften (23%).
Hierbei steckten sich die geimpften
Kontakte durchschnittlich etwas weniger häufig an (SAR 25%) als die ungeimpften (38%), der Unterschied war nicht signifikant. Damit liegt die Effektivität der Impfung für die Reduktion der Ansteckungen in Haushalten hier bei etwa 34%. Die Daten liegen, trotz kleiner Fallzahlen
(53 PCR-positive Kontakte), etwa im Bereich/leicht unter der anderer größerer Studien, zB. thelancet.com/journals/lance….

Da nicht bei allen (Kontakte) untersucht wurde, wie lange die Impfungen bereits zurück liegen & die Datenlage eher einen kontinuierlich mit der Zeit
nachlassenden Schutz
gegen Infektion nahe legt, sind Vergleiche jedoch schwierig. In der vorliegenden Studie war die 2. Impfung der Indexfälle durchschnittlich 73 Tage her und zeigt damit eine sehr frühe Reduktion der Effektivität der Impfung gegen Infektiösität.
Die Beschränkung auf Haushaltskontakte in dieser Studie nivelliert jedoch auch ein wenig den Effekt der Frage nach der Infektösität des Indexfalles zum Kontaktzeitpunkt. Die Viruslastkurve bei Geimpften verläuft etwas anders als bei Ungeimpften.
Aufgrund früherer Studien (medrxiv.org/content/10.110…) und dieser, kann man davon ausgehen, dass ähnlich hohe Viruslasten, aber über kürzere Zeit bei den Geimpften
nachzuweisen sind. Da die Studie aber für diese Untersuchung nur Haushaltsmitglieder einbezogen hat, ist davon
auszugehen, dass durch täglichen Kontakt, zum Zeitraum der höchsten Infektiösität auch Kontakt stattgefunden hat. Daher können aber solche Daten nicht unbedingt
auf zufällige Kontakte, zB. bei Veranstaltungen, übertragen werden. Zufällige Kontakte finden nicht unbedingt während der Phase der höchsten Viruslast statt, die in Ungeimpften länger anhält. Daher ist es durchaus zu erklären, warum Studien, die die Effektivität nicht nur aus
Haushaltskontakten ableiten, zu einer (wenn auch nicht deutlich) höheren Effektivität gegenüber Infektion kommen.

Eine Hauptschwäche der Studie ist mE. die Auswahl der Kontakte aus der Kontaktverfolgung. Damit entfallen alle unbekannten Sekundärfälle.
Außerdem entsteht ein Bias in der Alterverteilung
(mehr ältere Menschen geimpft, aber hier länger her)

➡️ Aus meiner Sicht sprechen die Ergebnisse der Studie vor allem gegen ein weiteres unkritisches Umsetzen von #2G. Der Vorteil einer verkürzten ansteckenden Phase durch
Geimpfte kann hier nur statistisch bei einer hohen Anzahl von Kontakten ins Gewicht fallen. Genau diese hohen Viruslasten
erkennen wir aber sehr gut mit Schnelltests.
Die meisten Übertragungen finden jedoch im Haushalt statt und in diese werden Infektionen auch durch
Geimpfte getragen und dort recht effektiv selbst zwischen geimpften Infizierten und geimpften Kontakten übertragen (hier 39% der Infektionen bei voll geimpften Kontakten durch voll geimpfte Indexfälle). Viele Geimpfte testen sich jedoch nur noch selten.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass die reine Erhebung von Infektionszahlen eher epidemiologische Relevanz haben. Die Impfungen wirken weiterhin sehr gut gegen schwere Krankheitsverläufe und sind deshalb weiterhin unbedingt zu empfehlen.
Meine Betrachtungen beziehen sich ausschließlich auf die Nutzung der Impfungen zum Eindämmen der Pandemie - hier sehe ich wenig Hoffnung, so etwas wie Herdenimmunität zu erreichen, egal wie hoch wir die Impfquote drehen. Wir brauchen daher ergänzende Schutzmaßnahmen und hier sind
vor allem die hoch effektiven #Schnelltests wieder stärker einzusetzen, vor allem in Bereichen, in denen mit schweren Schäden durch Durchbruchinfektionen zu rechnen ist.

Um die Welle zu brechen, brauchen wir mE. nicht mehr #2G & #falscheSicherheit, sondern mehr #1G - GETESTET.

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More from @F_I_Briest

30 Oct
Disagree. Wir haben mittlerweile einige Publikatiken, die zeigen, dass der Infektions-(thelancet.com/journals/lance…) und Übertragungsschutz (medrxiv.org/content/10.110… & thelancet.com/journals/lanin… ) durch die #Impfung relativ schnell nachlässt. 2G ist überhaupt nicht sicher. 2G ist eine
paternalistische staatliche Erziehungsmassnahme, mit dem Ziel eine #Impfquote zu steigern, anstatt #Risikogruppe zu definieren, dort Impflücken aufzufüllen und zu boostern.

Was wirklich hilft, die Infektionszahlen und damit sekundär auch die schweren Erkrankungen zu reduzieren,
ist 1G: #TESTEN für alle (itwm.fraunhofer.de/de/presse-publ…)
Die Schnelltests hat sich Ihre Regierung leider von fragwürdigen BeraterInnen/Labormedizinlobbyisten madig machen lassen.
Aus meiner Sicht war das Abschaffen der Kostenübernahme für Tests einer der größten Fehler der Pandemie.
Read 4 tweets
29 Oct
Nein, Herr @Karl_Lauterbach - #LongCovid und kognitive Defizite sind kein Tabu - es gibt nur bisher wenig gute (zB. prospektive, kontrolliert erhobene) Studien dazu. Aber dennoch qualitativ deutlich hochwertigere, als die, die Sie hier zitieren.
ZB: thelancet.com/journals/eclin…. Es liegt also durchaus nah, dass kognitive Einschränkungen tatsächlich zu beobachten sind.
Die ungeklärte Frage: wie lange hält das an? Dazu haben wir keine langen Nachbeobachtungszeiträume. Wir wissen es daher einfach nicht. Das hat aber nichts
mit Tabu zu tun. Die Fachleute sind einfach vorsichtig mit voreiligen Schlüssen.

Bei der hier durch Sie zitieren, habe ich allerdings nach dem Material und Methodenteil aufgehört zu lesen.
Warum?
1️⃣ Rekrutierung u.a. im Facebook LongCovid Forum —> Selection bias? Image
Read 7 tweets
28 Oct
Eine aktuelle Studie aus Oxford, (medrxiv.org/content/10.110…) basierend auf Forschungsnetzwerk Daten vor allem aus den USA, wurde vor 10 Tagen als Preprint (noch nicht begutachtet, man kann Anhänge nicht einsehen) veröffentlicht.

Thread mit allgemeinverständlichen Erklärungen ⬇️
Die Studie untersucht etwa 10.000 Geimpfte
mit Durchbruchinfektionen gegen eine passende Kontrollgruppe und zeigt zunächst erwartbare Ergebnisse:

➡️ Covid Impfung reduziert effektiv das Risiko von schweren #COVID19 Verläufen (ITS, Tod, Beatmung etc.), zwei Impfungen schützen
besser als eine, Menschen >60 profitieren
weniger als Jüngere usw.

💡Erklärung der Grafik: Die Abbildung zeigt einen sogenannten Forestplot, der das relative Risiko für die Symptome/Ereignisse gegenüber der Kontrollgruppe als Punkt und den Vertrauensbereich des Ergebnisses
Read 19 tweets
25 Oct
Eieiei. Vor etwa 11 Monaten hat ⁦@RapidtestsDE⁩ geneins mit ⁦@If_Bund⁩ ein Positionspapier zu Testen an den Schulen vorgelegt, von 8 Monaten kam von Rapidtests ein Konzept, wie optimalerweise an Schulen getestet werden sollte um spiegel.de/wissenschaft/m…
a) die positiven prädikativen Wert in einem verlässlichen Rahmen zu halten, b) PCR Pools nicht zu überlasten und c) Ressourcen optimal auszulasten: rapidtests.de/schulkonzept-t….
Dazu gab es bereits damals Modellierungen aus Harvard, die gezeigt haben, dass 2x oder 3x pro Woche gar
nicht den großen Unterschied machen. Dazu haben wir im April selbst modelliert & gezeigt, dass es zentral ist, möglichst viele Menschen zu testen und daher eben auch Tests an Arbeitsstätten etc. gefordert (rapidtests.de/s/Offener_Brie…)
Und @Karl_Lauterbach kommt jetzt auf die Idee
Read 4 tweets
24 Oct
Ich möchte etwas Nachdenkliches mit euch teilen.
Im Dezember war ich Ziel eines Shitstorms, da wurde mein Privatleben durchwühlt, mein Arbeitgeber kontaktiert, mit dem Vorwurf ich hätte Schnelltests geklaut (die zum Zeitpunkt bereits für Fachpersonal zu kaufen waren), immer
wieder mein Arbeitgeber und meine Partei getaggt.
Das ist zwar etwas abgeflaut, aber obwohl ich die Identität meiner Kinder seit Jahren konsequent schütze (schon lange vor Covid, wegen Morddrohungen durch Nazis während meiner aktiven politischen Zeit), wurde ich auch schon
von der Schule kontaktiert. Ich habe mit Menschen gesprochen, deren Webseiten angegriffen werden, die Drohungen gegen ihr Leben oder das ihrer Kinder erhalten, Menschen, deren Arbeitgeber Klarnamen auf sozialen Medien nicht mehr lesen möchte, Selbstständige, deren Unternehmen/
Read 22 tweets
23 Oct
Herr @Lauterbach, das ist so nicht richtig! Selbst im Abstract der Studie steht bereits, dass Kinder signifikant seltener Post-Covid/#LongCovid bekamen als Erwachsene! Das trifft sowohl auf die incidence rate als auch auf die incidence rate ratio zu, die bereits die
Kontrollgruppe berücksichtigt.
Interessanterweise gibt es auch Unterschiede in der Art der Symptomatik, möglicherweise bedingt durch die Erhebung der Daten (Selbst-/Elternreportins), zB. wurden bei Kindern unspezifische
Erschöpfungssyndrome (ICD‐10‐GM: R53) ermittelt, aber keine signifikante CFS Symptomatik (ICD‐10‐GM: G93.3), möglicherweise aufgrund unterschiedlicher Zugänglichkeit zu Fachdiagbostik in diesem Bereich.
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