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Was sagt Fremdenkriminalität über Integration aus? Leider ist der Zusammenhang nicht ganz so einfach. Weder "beweisen" niedrige Kriminalitätsraten gute Integration, noch deuten höhere Raten bei der 2. od. 3. Generation auf Des-Integrationsprozesse hin. #thread
Integration zeigt sich nicht durch völlige Unauffälligkeit, sondern durch „normale“ Kriminalitätsraten. Angezeigt werden & anzeigen verweist auf Überwindung des eigenen Milieus, gesteigerte Erwartungen an Freiheit & Teilhabe, und Vertrauen in öffentliche Institutionen.
Das ist besonders bei Gewalttaten in der Familie der Fall, welchen u.a. interfamiliäre Konflikte aufgrund voranschreitender Emanzipation und Aufbegehren der Frauen/Töchter zugrunde liegen (Stichwort "nichts mehr gefallen lassen").
Viele Gewalttaten sind darauf zurückzuführen, dass Männer Zurückweisung oder Trennungen nicht ertragen, kurz: dass Frauen sich das Recht nehmen, zu tun, was sie wollen. Etwas, das für Frauen früherer Migrantengenerationen undenkbar war.
Wenn Anzeigen wegen häuslicher Gewalt aus MigrantInnenfamilien zunehmen, zeigt dies also überlieferte patriarchale Verhältnisse, jedoch auch, wie sie in unserer Gesellschaft langsam erodieren.
Denn Kriminalanzeigen sind immer auch Ausdruck von Problematisierung und Zurückweisung v. häuslicher Gewalt durch die Opfer. Sie setzen Vertrauen in österr. Behörden, Überwindung der familiären Zwänge und Zustimmung zur Strafverfolgung voraus.
Paradoxerweise kann bekannt gewordene Kriminalität deshalb auch ein Indikator *für* Integration sein - über komplizierte, konfliktbehaftete und schmerzhafte Emanzipationsprozesse.
