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Ich möchte Ihnen in einem kurzen Thread zeigen, warum man aus der #MitteStudie nichts zu den Einstellungen der Befragten über Asylbewerber schließen kann.

Ich werde zuerst zeigen, dass schon die beiden relevanten Aussagen und die Antwortmöglichkeiten ungeeignet sind.
Aussage 1: »Die meisten Asylbewerber werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt.«

Damit wird keine Einstellung, sondern eine Tatsache abgefragt. Die Befragten müssten die Anerkennungsquoten des BAMF für die Herkunftsstaaten kennen.
Nun haben Sie als befragte Person entweder vier Antwortmöglichkeiten:

- stimme überhaupt nicht zu
- stimme eher nicht zu
- stimme eher zu
- stimme voll und ganz zu.

Oder fünf Antwortmöglichkeiten: Dann kommt noch »teils/teils« hinzu.

Sie ahnen, worauf es hinausläuft?
Entweder man bricht den Test ab oder man ringt sich zu irgendeiner Antwort durch.

Wenn ich nur vier Antwortmöglichkeiten hätte, könnte ich die Frage NICHT beantworten. Wenn ich fünf Antwortmöglichkeiten hätte, könnte ich nur »teils/teils« sagen, was aber völlig nutzlos wäre.
Die andere Frage lautet: »Bei der Prüfung von Asylanträgen sollte der Staat großzügig sein.«

Damit wird zwar eine Einstellung gemessen. Aber wenn ich meine, dass das BAMF einfach rechtsstaatlich und sachlich entscheiden sollte, stimme ich der Aussage nicht zu.
Aus den Antworten auf diese beiden faktisch nicht beantwortbaren Fragen schließen linke/grüne Politiker und viele Medien, dass sich die Einstellung der gesellschaftlichen Mitte gegenüber den Asylbewerbern verschlechtert habe.

Dieser Schluss ist (wie gezeigt) gar nicht möglich.
Bei einer Befragung können in folgenden Phasen Fehler gemacht werden:

1. Entwurf
2. Erhebung
3. mathematische Auswertung
4. Visualisierung
5. Interpretation
6. Verständnis der Empfänger

Ab der Phase des Fehlers sind alle Ergebnisse falsch (oder werden noch falscher).
In der #MitteStudie liegen die ersten Fehler schon im Entwurf.

Der Fehler wird bei der Visualisierung und Interpretation noch größer, weil sehr kleine Einzelergebnisse wie zum Thema Asyl prominent herausgezogen und in der Zusammenfassung dargestellt werden.
Was bei Medien und Politik als ersten Empfängern ankommt, ist dann praktisch wertlos.

Medien hätten nun die Pflicht, die Studie zu hinterfragen. Und man kann zu @ClausKleber stehen, wie man will, aber er hat es gestern zumindest versucht. Auch wenn es SO nicht gesendet wurde.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit und bleiben Sie bitte kritisch!
Lesen Sie hier, wie die Frankfurter Rundschau aus den Fehlinterpretationen der Studie einen ganzen Leitartikel macht:

fr.de/meinung/viel-t…
Ein ganz besonderer Fehlschluss: Die Zustimmung zu abwertenden Einstellungen gegenüber Asylbewerbern kann (wie gezeigt) gar nicht abgefragt worden sein.

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