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Der @DLF hat heute mit @jule_specht eine kritische Position zur #bayreuthererklärung zu Wort kommen lassen. Zu den Positionen des Interviews kann ich wenig Kritisches sagen, daher fasse ich das Interview zusammen & gehe auf einzelne Punkte ein. @SchulzBene
@DLF @jule_specht @SchulzBene @jule_specht weist im Interview auf die Problematik des Begriffs "Qualifizierungssystem" hin, in dem die unterschiedlichen Formen der Qualifizierung nicht differenziert werden.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Wir erinnern uns - in dem Interview mit dem Sprecher der Kanzler*innen sprach Dieter Kaufmann, vor allem von Promovend*innen - der Grund dafür ist klar: hier macht ein außerordentliches Befristungsrecht Sinn und wird daher auch von den Gewerkschaften nicht infrage gestellt.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Wenn die #bayreuthererklärung von Qualifizierung spricht, meint sie alles auf einmal: (1) die akademische Grundausbildung (Studium), (2) die Qualifizierung zur wissenschaftlichen Forschung (Promotion) und (3) die Qualifizierung zur wissenschaftlichen Lehre (PostDoc Phase).
@DLF @jule_specht @SchulzBene @jule_specht weist darauf hin, dass sich die Qualifizierung nach der Promotion ausschließlich auf eine wissenschaftliche Karriere richtet - das ist wichtig zu betonen, bestätigt aber unter Umständen den ulkigen Qualifizierungsbegriff der #bayreuthererklärung:
@DLF @jule_specht @SchulzBene Vom PostDoc als Qualifizierungsphase zu sprechen ist nicht falsch-mit Hinblick auf die Schwammigkeit ist es aber absurd, den Begriff analog zu Studium & Promotion zu verwenden. Es gibt einen Grund, weswegen "PostDoc" keine Tätigkeit, sondern einen persönlichen Zustand beschreibt.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Das weist auf einen interessanten wisspolitischen Aspekt hin: dass die Qualifizierung zur wissenschaftlichen Lehre möglicherweise stärker formalisiert werden müsste. Habilitationen sind in Berufungsverfahren schon lange nicht mehr (derart) zentral. Darauf komme ich gleich zurück.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Richtig ist, dass die Promotion in der Regel der ideale Absprungspunkt ist, wenn man in andere Arbeitsmärkte möchte - das Argument der #bayreuthererklärung, man qualifiziere auch hier für die Wirtschaft greift nicht - uU im Gegenteil. PostDocs gelten leicht als überqualifiziert.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Auf die Befürchtung, man bremse die Qualifizierungsfähigkeit durch feste Beschäftigung aus, weist @jule_specht darauf hin, dass man sich in der PostDoc Phase "nicht vor allem qualifiziert, sondern vor allem einen wichtigen Beitrag zur Forschung und Lehre leistet"
@DLF @jule_specht @SchulzBene Das Argument ist an sich plausibel, das Gegenargument mE allerdings absehbar: die Promotion alleine ist keine Qualifizierung zur Lehre. IdS ist man nach der Promotion auch noch nicht zwangsläufig qualifiziert, was dann weitere Qualifizierung auf befristeten Stellen rechtfertigt.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Eine solche Argumentation wäre natürlich ziemlich verlogen, weil an dt. Universitäten auch Personen mit Master und Promotion unterrichten - wären die wirklich unqualifiziert, wäre es unverantwortlich sie unterrichten zu lassen.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Es ist insofern kein Wunder, dass sich die Vertreter*innen der #bayreuthererklärung in Vagheit hüllen: sie haben zwar irgendwo Recht, dass wiss. Lehre qualifiziert sein sollte - gleichzeitig gibt es fehlen klare Strukturen/Transparenz. Die Universität nutzt diesen Umstand aus.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Denkbar wäre zB die Abgrenzung von Promotions- & WiMi-Stellen, damit Promovierende ihre Forschung konzentriert zum Abschluss bringen können. Das würde gleichzeitig auch die Ungleichstellung von Promovend*innen in Drittmittelprojekten vs. Lehrstühlen beenden.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Parallel bräuchte man eine fachspezifische & stärker didaktisierte Heranführung an die univ. Lehre - sowas wäre in Form einer zeitlich begrenzten, strukturierten Ausbildung denkbar. Gibt es in vielen Berufszweigen - nur im vermeintlichen top-notch Sektor verzichtet man darauf. 🧐
@DLF @jule_specht @SchulzBene Auf die Frage nach bestehenden Ansätzen wie Tenure Tracks weist @jule_specht auf die Problematik hin, dass hier veraltete Strukturen bedient werden. Tenure Tracks betreffen idR Professuren, nicht aber den Mittelbau, der einen zentralen Anteil der wissenschaftlichen Arbeit leistet
@DLF @jule_specht @SchulzBene Hier wird übrigens ein Punkt deutlich, der in der Debatte oft unterkommt: die Universität hat u.a. deswegen ein Interesse an großer Flexibilität, weil sie WiMi Stellen als Verhandlungsmasse in Berufungsverfahren einsetzt. Das Lehrstuhlprinzip ist daher Teil der Problematik.
@DLF @jule_specht @SchulzBene @jule_specht s Gegenvorschlag: Departmentstrukturen, in denen WiMi Stellen nicht Profx zugeordnet sind. Das erfordert grundsätzliches Umdenken in der Wissenschaft. Kann man problematisch finden - oder als Aufforderung das experimentell in einer Innovationsuniversität zu testen.🎈
@DLF @jule_specht @SchulzBene Abschließend kommt das Gespräch auf die Flut befristeter "Nachwuchswissenschaftler*innen"-Verträge als neues Phänomen. Braucht es die überhaupt? Hier macht @jule_specht einen guten Vorschlag: die Unis sollen sich als Gegenpol zum Drittmittelwesen positionieren.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Beschäftigungsstabilität sei dabei nicht zwangsläufig auf Planstellen angewiesen, sondern könne auch mithilfe von Drittmitteln umgesetzt werden, die im Turnus Festangestellten zugeordnet werden. Das macht v.a. dann Sinn, wenn man Lehrstühle als eingespieltes Team begreift.
@DLF @jule_specht @SchulzBene (Habe ich übrigens bereits in der Praxis gesehen und natürlich ist das Gift für die Ohren der Kanzler*innen, weil Stellen im Zweifelsfall/Scheitern von Anträgen nicht mehr durchfinanziert wäre. Man könnte aber auch mit zeitlich befristeten Mittelzuschlägen arbeiten.)
@DLF @jule_specht @SchulzBene Das alles bedeutet letztlich eine Aufwertung der Stellen an Universitäten und mit dem steigenden Prestige auch einen stärkeren Kampf um die entfristeten Stellen. Was die Kanzler*innen als "Verstopfung" der verfügbaren Planstellen darstellen ist so in jeder anderen Branche üblich.
@DLF @jule_specht @SchulzBene (Ich habe an dieser Stelle schon öfter das Argument gehört, dass Befristung mehr Wissenschaftler*innen die Möglichkeit zur Forschung&Lehre ermöglicht. Das ist theoretisch richtig, aber praktisch falsch - befristet oder nicht: 1 Vollzeitäquivalent bleibt 1 Vollzeitäquivalent. ☝️)
@DLF @jule_specht @SchulzBene Hauptvorteil der Befristung: Erfahrungsprogression wird gering gehalten/Entwicklungsstufen greifen seltener u.a. Wegfall von Sonderzahlungen = geringere Ausgaben. Finanzieller Nachteil sind alle Kosten, die im Personalwesen für regelmäßige Neuanstellungen anfallen.
@DLF @jule_specht @SchulzBene Weitere Kosten berechnen die Kanzler*innen anders: sie meinen regelmäßige Neuanstellung steigern sie wiss. Mehrwerte. Das ist aber überhaupt nicht erwiesen (wie auch? Methodologie?) Umgekehrt könnte man genauso unterstellen, dass Sicherheit bessere wiss. Ergebnisse produziert.
@DLF @jule_specht @SchulzBene So oder so, es wird in der Tat einseitig und innovationslos argumentiert. Das Hauptinteresse der #bayreuthererklärung scheint nicht einmal die Reduktion zu sein, sondern einfach nur die Aufrechterhaltung des Status quo.
@DLF @jule_specht @SchulzBene *Reduktion der Kosten
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