Die DDR ist, in Gestalt der fünf gerade neu gegründeten Bundesländer, der BRD als Geltungsgebiet des GG beigetreten. Eine Wiedervereinigung fand nicht statt. Dieses Verfahren hatte 1990 eine Mehrheit in Noch-DDR & BRD - es ging am schnellsten. Die DDR-Wirtschaft war da schon am
Zusammenbrechen. Es musste fix das passieren, sonst Chaos - so erinnere ich die Stimmung in der BRD. Und so ging‘s dann weiter.
Ob dass das richtige Verfahren war, ist m. E. keine produktive Frage. Da hat die politische Form quasi ASAP die Praxis nachvollzogen: Aus der Noch-DDR sind die Leute ja massenhaft in den Westen gezogen. Die Medien hier waren voller Berichte von Menschen, die einfach ihre Kinder
irgendwo im Osten sitzen ließen, und „zu uns“ kamen. Und natürlich auch ihre Arbeitsplätze. Quasi von jetzt auf gleich verschwand selbst der Markt für eigentlich ganz attraktive Ost-Produkte, weil West-Produkte einfach West-Produkte waren - was wohl den ökonomischen Zusammen-
bruch beschleunigt hat - aber der lief eh. Gegen die Konkurrenz hatte so ein Ländchen wie die DDR ja nix zu bestellen. Ob man das anders als mit einem semi-zentralen, semi-staatlichen Restrukturierer & Abwracker als der Treuhand hätte machen können? Bestimmt, aber ob da rein öko-
nomisch & wirtschaftsstrukturell was anderes rausgekommen wäre? Dass die westlichen Politik- & Wirtschaftseliten (inkl. Medien) den Zusammenbruch einer zumindest nominell auf Arbeitern & deren sozialer Rechte setzenden Wirtschaft nutzten, um die sozialstaatlichen Errungen-
schaften in der BRD abzubauen, Solidaritäts- & Gemeinschaftssinn lächerlich zu machen (in den 90er beginnt das, was wir heute in der „Gutmenschen verbieten mir, meine Meinung zu Schlampen, N..., Juden & anderem Geschmeiß zu sagen“-Rhetorik bewundern) ist auch nicht so verwunder-
lich. Genauso wenig, dass linke, soziale Kräfte dem wenig entgegensetzten konnten, weil der menschenverachtende Murx, den die DDR & die anderen real-sozialistischen Staaten fabriziert hatten, ja wirklich nicht so einfach wegzudiskutieren ist. Voilà, Capitalismus Triumphans.
Jetzt lernen wir gerade, dass Kapitalismus gar nicht von selbst eine Demokratie aus lauter selbstbestimmten Individuen gebiert, dass 1990 wohl auch das Ende der (wirtschafts-)liberalen Gesellschaften / Demokratien ist. Und dass das Ende der Geschichte halt nur heißt, westliche
gesellschaftliche Eliten & privilegierte Gruppen haben Null politische Phantasie & Wille zur Zukunftsgestaltung mehr & das die schöne Ordnung des Kalten Krieges vorbei ist.
Und deswegen finde ich die Frage Giovanni de Lorenzos reichlich Stulle. Wir sprechen hier nicht von nem Start-up.
