1) Noch als Ergänzung zu dem Interview in der Republik:
Die Rede von den angeblich gleich schlimmen linken und rechten „Rändern“ nennt man in der Forschung Hufeisenmodell.
Die Rede von den angeblich gleich schlimmen linken und rechten „Rändern“ nennt man in der Forschung Hufeisenmodell.
2) Es produziert den Mythos, es gebe eine unideologische und vernünftige bürgerliche Mitte, die Vertreter der „Normalen“ quasi, deren Angebote und Meinungen jenseits aller „Extreme“ sind.
3) Wir wissen aber, historisch wie aktuell, dass die selbst ernannte Mitte nicht selten zu Extremismus beiträgt, Radikalisierung stützt, Steigbügelhalter dafür ist. Provokationen und Ressentiments "ernst nimmt", ihnen Legitimität verschafft, statt sich zu distanzieren.
4) (mit dem Resultat, dass heute selbst gewöhnliche sozialdemokratische Forderungen und liberaldemokratisch Prämissen wie Gleichstellung oder Minderheitenrechte als „extremistisch“ gelten).
5) Kurz: Die "bürgerliche Mitte" ist eben gerade NICHT einfach selbstverständlich ein Hort der Verteidigung der Demokratie. Nicht zuletzt produzierte die bürgerliche Aufklärung zwar tolle Ideen wie Gleichheit – aber:
6)Gleichzeitig ist die bürgerl. Aufklärung u Politik SELBST inhärent Produzentin von Diskriminierung u Ausschluss. Dass diese Dinge der bürgerl. "Mitte" äusserlich wären = Mythos.Die Rede von den gefährlichen Rändern ist die Weigerung, sich mit dem Extremismus d Mitte zu befassen
Lektüreempfehlung zum Hufeisenmodell: Tom Uhlig: "Über die Gleichsetzungen von links und rechts": verbrecherverlag.de/book/detail/10…
