Wir Besprachen #Extremunbrauchbar, erschienen im Verbrecher Verlag () und bringen hier eine kurze Besprechung der Buchvorstellung im Freien Radio Kassel (freies-radio-kassel.de) am 14.2.20.
Tom Uhlig erläutert die Extremismustheorie mit ihrer wichtigsten Grundlage, der Hufeisentheorie. Für ihn ein problematisches Interpretationsschemata der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Der Sendesaal ist ohne freie Plätze.
Dennoch fragt man sich warum nicht mehr Interessierte erscheinen. Tom Uhlig spricht die freiheitliche demokratische Grundordnung als Angelpunkt des Diskurses an. Das ist die politikwissenschaftliche Perspektive. Auch ganz am Ende der Veranstaltung kommen die
Referentinnen Tom Uhlig und Lillemor Kuht wieder auf das Grundgesetz zu sprechen. Es bildete für den Abend den Referenzpunkt schlechthin, das war Konsens im Saal. Was was verfassungsfeindlich ist, bestimmt die Auseinandersetzung. Uhlig stellt fest: Alles was nach
Veränderung der Gesellschaft aussieht, wird zur Zeit kriminalisiert. Beide, die Autorin Lillemor Kuht und Mitherausgeber von _Extrem unbrauchbar_ Tom Uhlig stimmten auf eine Frage nach "Stellschrauben" aus dem jungem gebildeten Publikum darin überein,
dass der Verfassungschutz die erste Stellschraube sei, solche autoritären Entwicklungen aufzuhalten. Die Extremismustheorie, so Uhlig und Kuht, hilft den Status Quo zu verteidigen. Und der ist schlecht und menschenverachtend, antiaufklärerisch.
Man lässt flüchtende Menschen Im Mittelmeer ertrinken. Aber die Gesellschaft wird, mit Kuth, politisch so immer wieder darauf eingestimmt (Kuth erinnert an 2006 und die Weltmeisterstimmung), alles sei in Ordnung.
Die Veranstaltung ist zugleich eine Radiosendung, wir bemühen uns um den Mitschnitt. Uhlig referiert auch nochmal die Herkunft der Hufeisentheorie und erwähnt die Nationalbolschewisten, die tatsächlich eine Annäherung von autoritär links nach repressiv rechts propagierten.
heutzutage wird das so reproduziert: Die äußersten Linke nähern sich der äußersten Rechten an. Strategien der so genannten Querfront (vergeiche akweb.de/ak_s/ak513/06.…) sind dabei das eine, der demokratische Staat aber sei von beiden, Linken wie
Rechten, die politisch nichts miteiander zu tun haben, gleichermaßen bedroht, auf die Weise, "wenn Linke den nationalen Schulterschuss mit Reaktionären suchen".
Tom Uhlig weiter: Es sei die soziale Kälte, mit der die Mitte sich vor den Extremisten schützen will. Dass diese "Mitte" ein Mythos ist und doch ständig auch im kritischen Sprachgebrauch unterläuft, erläutert er anschaulich.
Eingeladen hatte die Bildungsstaette Anne Frank, die nun neu auch in #Kassel einen Standort hat (bs-anne-frank.de). In der Zigarettenpause vor der Tür sagt jemand, Arbeit am Begriff würde nicht reichen. Jemand entgegnete, dass Fakten zu schaffen, das richtige sei.
Lillemor Kuth liest aus ihrem Beitrag im Buch und geht darauf ein, dass die wiederholte These vom Einzeltäter mit den Morden der "NSU" nicht stimmig sei, sie aber eine Funktion habe, nämlich (Zitat) "rechten Terror von seinen gesellschaftlichen Zusammenhängen zu isolieren".
Der Rassismus der "Mitte" würde mit der Extremismustheorie verdeckt, weil er so ja von Extremen ausginge und als nicht weit verbreitet und tief verankert angesehen werden kann. Die Extremismustheorie bietet also primär Entlastung.
Klassenverhältnisse werden mit dieser Mitte zu einem Brei ohne Unterschiede. Der liberale Staat ist - laut Uhlig, der hier Adorno zitiert - repressiv. Kuth macht nochmal fragend klar: Die Isolierung des Terrors von den Verhältnissen droht vielleicht auch bei der Anklage gegen
den oder die Mörder von Walter Lübcke. Uhlig formuliert den Wunsch nach einem "common ground" der Aufklärung, auf die man sich beziehe. Zur Bildungsarbeit, so merken beide, Uhlig und Kuth auf Fragen an, sind in der direkten Diskussion mit Jugendlichen Affekte stark und
Logik schwach vertreten. Ein pädagogisches Problem. Die Moderatorin Maria Seip, Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank in Kassel, kündigt eine Ausstellung der Bildungsstätte in Kassel im Haus der Jugend für Sommer 2020 an, siehe bs-anne-frank.de/ausstellungen.
Tom Uhlig weist noch darauf hin, dass das Extermismusmodell eben nicht logisch sei. Zudem, dass Referentinnen bei Bildungsträgern vom Verfassungsschutz überprüft werden oder überprüft werden sollen.
Hier nochmal zum Buch: Tom David Uhlig, Eva Berendsen, Katharina Rhein (Hg.). _Extrem unbrauchbar. Über Gleichsetzungen von links und rechts_. verbrecherverlag.de/book/detail/10….
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