Exklusiv: Endet die #CumEx-Aufarbeitung an der deutschen Außengrenze? Nach Informationen von WDR und SZ setzt sich offenbar erneut ein Angeklagter ab. Dieses Mal ein Banker aus der Schweiz. Recherche von Massimo Bognanni (@buon_anni) und @Willmroth.
Kurz vor dem geplanten Prozessbeginn vor dem Landgericht Bonn in der kommenden Woche will sich der Angeklagte einem Gerichtsverfahren entziehen. Ihm droht nun ein Haftbefehl. Eine Sprecherin des Gerichts erklärte, derzeit halte die Kammer noch an den geplanten Terminen fest.
Die Staatsanwaltschaft Köln wirft dem Ex-Banker Anlagebetrug sowie Steuerdelikte vor. Der einstige Kundenbetreuer der Sarasin-Bank kümmerte sich um die Geldvermehrung von Super-Reichen. Gegenüber der Staatsanwaltschaft hatte er umfassend ausgesagt, die Vorwürfe aber bestritten.
Der Banker soll  u.a. den milliardenschweren Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer sowie Drogeriemarkt-König Erwin Müller für #CumEx-Geschäfte begeistert haben. Was er den Kunden nach Ansicht der Strafverfolger nicht erzählt haben soll: Die Geschäfte könnten illegal gewesen sein
Über seine Strafverteidiger ließ der Angeklagte mitteilen, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien unzutreffend – er habe sich deshalb entschlossen, als Schweizer Staatsbürger in seinem Heimatland, in dem er seit mehr als 30 Jahren seinen Lebensmittelpunkt habe, zu bleiben.
Womöglich hat den Angeklagten jedoch auch die Aussicht auf eine drohende Strafe abgeschreckt, sich dem #CumEx-Verfahren zu stellen. Schließlich wurde in der vergangenen Woche ein Ex-#Warburg-Banker zu 5 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt (nicht rechtskräftig)
Der Schweizer Banker ist längst nicht der einzige Beschuldigte, der die Aufarbeitung des wohl größten deutschen Steuerskandals aus vermeintlich sicherer Ferne beobachtet. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen mehr als 1000 Beschuldigte, viele im Ausland.
Endet die Aufarbeitung des größten deutschen Steuer-Skandals an der deutschen Außengrenze? Mit Fahndungsplakaten jagte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt unlängst einen neuseeländischen Angeklagten, der sich für seinen Prozess in Wiesbaden von Anwälten entschuldigen ließ.
Es scheint, als würden sich Beschuldigte und Angeklagte im Ausland vor dem drohenden #CumEx-Verfahren verbarrikadieren, während deutsche Angeklagte sich nicht entziehen können.

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