Thread by @watch_union

Was tun gegen sexuelle und sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, ob es jetzt körperliche Gewalt oder deren Dokumentation (vulgo "Kinderpornos"/"CSAM") ist, "Grooming" oder andere Ausbeutung? Ein Thread. /MS

Das Allerwichtigste: Kinder müssen - schon im Kindergartenalter - korrekte Bezeichnungen über ihren Körper, dessen Teile und Funktion lernen.
Aus einem "der Onkel hat mich am Bauch gekrault" lässt sich gerade für Außenstehende nicht erkennen was Sache ist. /MS

Auch im Kindergarten muss "Consent" schon als Thema eingeführt werden. Nein, niemand muss den schmierigen Onkel umarmen oder sich küssen lassen. Auch nicht "aus Respekt". /MS

Spätestens in der Grundschule geht es weiter: die Existenz von LGBTI muss erklärt werden. Gerade auch damit es nicht zu Mobbing-Fällen kommt weil der Michi am Nachbartisch zwei Mütter hat. Und nein, liebe #AfD, das ist keine "Frühsexualisierung". /MS

Der nächste große Block ist Medienkompetenz. Heute haben ja schon Grundschüler:innen Smartphones mit Internetfunktionalität und Whatsapp.
Kinder müssen die Gefahren kennen, die im Netz lauern. /MS

Und auch hier spielt wieder das Thema "Consent" rein. Kinder und Jugendliche müssen wissen, dass niemand sie dazu zwingen darf, Nacktfotos von sich zu machen. (Die teils absurden Regelungen im Strafgesetzbuch zum Thema Sexting sind ein reformbedürftiges Thema für sich) /MS

Der Sexualkundeunterricht der Schulen darf sich nicht länger nur auf "das ist eine Banane, das ist ein Gummi, und wenn ihr das Gummi weglasst schaut ihr hinterher so aus <hier Bilder von STIs einfügen>" beschränken. /MS

Safer Sex, Asexualität, nicht-klassische Beziehungsformen ("friends with benefits", offene Beziehungen), Sexualität als LGBTI, Sexualität mit körperlichen/mentalen Einschränkungen, Sexualität in sensiblen Bereichen (z.B. BDSM), Sexualität und Machtgefälle, die Liste ist lang./MS

Der Sexualkundeunterricht muss all das, all diese Vielfalt, abdecken und auf dem Stand der Wissenschaft bleiben!
Die wirksamste Waffe gegen sexuelle und sexualisierte Übergriffe nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondern auch im Erwachsenenalter, ist WISSEN. /MS

Was muss sich in der Praxis tun? Die Kitas, Kindergärten und Schulen müssen personell so ausgestattet sein, dass die Erzieher:innen/Lehrer:innen auch die Zeit haben, ihrer Aufgabe als Früherkennung für alle Formen von Gewalt & Vernachlässigung nachzukommen. /MS

Viele Kinder suchen teils über Jahre nach Hilfe oder die Anzeichen für Gewalt sind mehr oder weniger offensichtlich - nur nimmt es niemand wahr, sei es wegen Sprachbarrieren, Überlastung oder einem Nichtvorhandensein von Hilfsstrukturen. /MS

Dann zur Polizei: die braucht keine neuen Befugnisse, die am Ende eh nur gegen Linke missbraucht werden. Ausgerechnet #NRW unter #Reul beweist: die effektivste Waffe gegen sexuelle Gewalt sind Polizist:innen. /MS

Die Polizei benötigt genügend Fachkräfte, vor allem zur Auswertung der teils enormen Datenberge. Jeder der CSAM-Großkomplexe sind zigtausende Stunden Material, die alle ausgewertet werden müssen, allein schon um Betroffene zu identifizieren. /MS

Diese Fachkräfte müssen auch mit zeitgemäßen IT-Systemen versorgt werden - und das möglichst bundesweit einheitlich vernetzt und gern auch für alle anderen Formen IT-basierter Kriminalität. /MS

Und zuletzt müssen auch die Strukturen zur Hilfe für Täter - und solche die es nicht werden wollen! - verbessert werden. Mindestens 1% aller Männer (!), also in Deutschland 250.000 Männer, ist pädophil geneigt. /MS
focus.de/gesundheit/rat…

Das gesamte Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist verständlicherweise mit einem enormen gesellschaftlichen Stigma belegt - sowohl auf Täter:innen- als auch auf Betroffenenseite.
Nur: diese Unfähigkeit, offen über das Thema zu reden, schadet eben auch. /MS

Die Forschungslage zum Thema Pädophilie, Ephebophilie, sexuelle und häusliche Gewalt ist auch sehr, SEHR dünn ausgeprägt. Die polizeiliche Erfassung bildet nur einen geringen Teil ab, auch durch schlechte Typisierung. /MS