1/8 Wenn wir die Bedeutung von gesellschaftlichen Phänomenen verstehen wollen, ist es oft zielführend, sich deren mediale Darstellung genauer anzusehen. Welche Geschichten werden über welche Gruppen erzählt?
2/8 Im Bereich Gewalt lässt sich schnell erkennen, dass Fälle besonders dann medial hochgepusht wird, wenn sie von Migranten ausgeübt werden oder "angesehene" Gesellschaftsmitglieder betroffen sind (siehe Kitzbühel).
3/8 Was prinzipiell wenig(er skandalisierend) thematisiert wird, ist Gewalt ausgehend von weißen Männern. Warum ist das so? Weil deren Geschlecht und "ethnicity" die gesellschaftliche Norm darstellt und nur Abweichungen betont werden.
4/8 Wenn zu 99% weiße Buben aus der Mittelschicht school shootings in den USA begehen, sprechen wir über "kids killing kids". Wären es Buben afroamerikanischer Herkunft, würde damit eine Debatte über "race" und "culture" ausgelöst werden.
5/8 Wären es Mädchen, würde eine Diskussion darüber geführt werden, was mit der Erziehung von Mädchen heutzutage falsch läuft, wie sich-wandelnde Geschlechternormen zu diesen inakzeptablen Verhaltensweisen beitragen etc.
6/8 Wenn ein Geflüchteter online gruppenspezifische Gewalt- und Vernichtungsfantasien äußert und mit einer geladenen Pistole in Vorlesungen geht, sprechen wir über Terrorgefahr. Wenn es ein junger weißer Student macht, nicht.
7/8 Die Kategorien "race", "class", "gender", "sexual orientation" etc. werden nur als Abweichungen von der Norm thematisiert. Das ist teils irrwitzig, etwa wenn wir davon sprechen deutsch zu "gendern". Deutsch ist bereits gegendert. Und zwar männlich.
8/8 Auch Männer haben ein Geschlecht ("gender"), auch Weiße haben eine Hautfarbe etc. Jene Kategorien bei dominanten Gruppen nicht zu thematisieren, wirkt machtstabilisierend. Denn damit bleiben strukturelle, schädliche Verhaltensweisen tendenziell unsichtbar und unhinterfragt.
