Likes & Favs haben das alles kaputt gemacht. Sie machten aus sozialen Netzwerken aggressiv kompetitive Räume.
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Am Anfang gab es keine Favs bei Twitter, zumindest keine, die ordentlich gezählt wurden. Irgendwann hängten sich Dienste wie Favstar an die Api und werteten Likes extern aus. Oder man baute sich gleich selbst eine Zählmaschine (Looking at you, @mspro! :).
Mit der später sichtbaren Favzahl wurden aus Insider-Jokes messbare Schenkelklopfer. Und diese Messbarkeit brachte plötzlich sichtbare Konkurrenz. Wo Konkurrenz ist, entsteht im besten Fall ein kreativer Wettbewerb. Im schlechtesten Fall Neid, Missgunst, Eifersucht & Misstrauen.
Kreativer Wettbewerb, den gab es. Aber eben auch alles andere. Favs und Likes verwandelten soziale Interaktion zu einem Ego-Kapitalismus, der, wie im echten Kapitalismus, eine Elite herausformte (inkl. Macht-Insignien wie Followeranzahl, blaue Haken, etc.), …
Diese Like-Mechanismen sind die Triebfedern für die Radikalisierung in Echokammern. Likes sind wie Drogen, an die man sich gewöhnt. Man muss die Dosis erhöhen. Im besten Fall immer witziger, durchdachter, charmanter. Im schlechtesten Fall immer härter, stumpfer, bedrohlicher.
Dem kapitalistischen Verwertungsgedanken von FB, Twitter & Co. stand die anfängliche soziale Kuschelei, das echte netzwerken im Grunde diametral entgegen. Denn nur messbares lässt sich verkaufen. Reichweite, Interaktion, Zielgruppe etc. Und wir haben's gern professionalisiert.
Ganze Berufsbilder sind darum entstanden. Social Media-ManagerInnen, Community-Managerinnen, Content-KonzepterInnen, InfluencerInnen etc. usw. usf. Alles um Sinne des Ego-Kapitalismus optimal zu funktionieren. Egal ob Persönlichkeit, Marke, oder Parteien.
Die AfD funktioniert zum Beispiel vor allem deshalb so gut im Netz, weil sie genau diese Instinkte triggert, den Ego-Kapitalismus perfekt bedient und sich davon bedienen lässt.
Nun würde man sagen, dass echte soziale Netzwerke keiner inneren Verwertungslogik mit Belohnungssystemen unterworfen werden dürfen. Sie werden sonst asozial und die Entwicklungen auf Twitter und FB belegen das, neben all dem guten, was aus ihnen entstehen kann, sehr eindrücklich.
Eine konkurrenzlose Interaktion in unserer Gesellschaft ist utopistisch. Warum sollte die also im Netz funktionieren? Vielleicht brauchen wir aber einen neuen Namen für das Ganze, denn soziale Netzwerke sind das schon lange nicht mehr. Likes & Favs haben das alles kaputt gemacht.
Danke für eure vielen Gedanken, Replys, Kommentare & vor allem für die vielen Studien & Bücher-Tipps zum Thema. Das wird uns noch lange beschäftigen. Vor allem, weil wir, glaube ich, in Wirklichkeit immer noch nicht die Kulturtechnik Internet weder begriffen noch erlernt haben.
