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Thread: Ein Megaevent zur Entpolitisierung

Zusammen mit Aktivist*innen von #FridayForFuture will das Berliner start-up "Einhorn" im Juni 2020 ein 1,8 Millionen Euro teures Riesenevent im Berliner Olympia-Stadium organisieren. Versuch einer solidarischen Kritik.

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Die Idee des Events ist, dass man so viele Leute ins Olympiastadion bringt, dass unmittelbar Petitionen unterzeichnet werden können, die das 50-000er-Quorum überschreiten, so dass sie direkt in den Bundestag eingebracht werden können. 2/
Hier beginnt das erste Problem: Die Veranstalter*innen suggerieren, so sei "wirkliche Veränderung" möglich. Dass Petitionen zu den zahnlosesten Mitteln bürgerlicher Demokratie gehören, geht in dem Slogan "so billig war die Weltrettung nochg nie" unter. 3/
Das Mobi-Video strotzt von start-up Mentalität: Die Lösung für die "größte Krise der Zivilisation" gibt "es jetzt bei startnext zu kaufen" und ähnlich absurde Hottakes prägen den Ton. Es wird "Partizipation" beschworen, die aber durch ein solches Politikmodell gar nicht ... 4/
... stattfinden kann. Nichts gegen Petitionen, aber sie sind keine Basisdemokratie, sondern die schwächste Form des Appells an den bürgerlichen Staat. Und ein einmaliges Event in einem Stadion ist auch kein irgendwie modernes ... 5/
... Revival von Rätedemokratie, sondern ähnelt eher einem Konzert, nur halt mit politischen Inhalten. Das dürfte auch den Veranstalter*innen klar sein, schreiben sie doch, es gehe vor allem um die "emotionale Aufladung" (übrigens noch das nachvollziehbarste an dem Konzept) 6/
Weitaus problematischer könnte da schon werden, wie die Auswahl der "Expert*innen" gestaltet wird und wer da am Ende das Recht bekommt, sich als "Popstar" feiern zu lassen. Neben #FridaysForFuture - die offenbar die Masse bringen sollen - gehören ... 7/
... zu den Veranstalter*innen Organisationen, die eng an den Staat gebunden sind - wie z.B. Deutschplus - oder der durchaus fragwürdige Think-Tank "centre for a feminist foreign policy", deren Gründer*innen für das Außenministerium 8/ ...
... die berühmt-berüchtigte Atlantikbrücke arbeit(et)en und die durch Nähe zu Großkonzernen und deren Stiftungen auffallen. 9/
Nichts davon soll jetzt heißen, so ein Event ist völlig nutzlos. Aber es fällt jedenfalls hinter einen in vielen #FridaysForFuture - Ortsgruppen bereits vorhandenen antikapitalistischen Ansatz von unten weit zurück. Zudem wird man durch solche ... 10/
... Megaevents das behauptete Ziel einer Veränderung der Gesellschaft - und zwar gegen Kapital und Staat und nicht als deren "diverses" Feigenblatt - nicht erreichen. Im Gegenteil, man beginnt nur jenen Weg, der die Grünen da hin gebracht hat, wo sie heute sind. 11/
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