Thread by @zineworkshop

Bernd Stegemann macht Theater und Polemiken. Er gehört damit zu den privilegierten Sprechern, zur linken Prominenz.
Seine Kritik an der Familie #Hohenzollern[1] fällt entsprechend aus: auf symbolischem Plateau. Das wirkt entlastend.

Stegemanns theoretische Kritik der Performance[2] orientiert sich u.a. an Badiou (s. Abb.) und hat den Unterton des Kapitalismus des Finanziellen. Das Wirkliche des Kapitalismus ist, für Stegemann, irgendwie kompromittiert

vom Geld. Mit Alain Badiou positioniert sich Stegemann gegen das postdramatische Theater, für die weniger dokumentierende denn meinende Symbolarbeit.
Nun schlägt Stegemann gegen die Ansprüche des ehemaligen Hochadels, gegen die Hohenzollern, eine

Readymadestrategie vor (monopol-magazin.de/hohenzollern-c…). Readymades sind ästhetisierte Gegenstände, mit deren Symbolgehalt, das worauf sie verweisen, das Symbolisieren selbst thematisiert wird. Der Unterschied zum Museum der Dinge liegt in der Repräsentanz.

Readymades repräsentieren nichts, sie verweisen auf die Symbolfunktion der Dinge selbst. Stegemann nun schlägt vor, die "Mafia" Hohenzollern im Stadtschloss wie Readymades auszustellen. Fällt er damit nicht in die performance? Oder besser, sind die live ausgestellten (von

Warhols "Invisible Sculpture" und Timm Ulrichs Aktionen bekannte Techniken) nicht dann Performance von Stegemann? Der symbolische Liveexhibit-Platz ist den Hohenzollern so oder so sicher. Bahlsen und und und

könnten gleich daneben einziehen (s. Abb. oben Screenshot zug-der-erinnerung.eu, 21. Dezember 2019). Und das ist dann auch die Schwäche von Stegemanns Polemik. Nicht erst mit Sir Christopher Clark und Knopp wird in der

BRD die Geschichtsrevision betrieben, Kriege und Diktatur seien alle nur Unfälle gewesen. Die materiellen/monetären Forderungen der Opfer des NS, wie vom #ZugderErinnerung formuliert, müssen darum ganz nach vorne. Linke Privilegierte sollten hier prominent unterstützen, soweit

nicht bereits geschehen. Denn so klar es keine Wiedergutmachung und keine Wiedergutwerdung geben kann, so klar hilft jeder Euro - realsymbolisch, weil Wertform - denen, an denen die Hohenzollern und millionen andere Deutsche mörderischste Verbrechen begangen haben.

[1] monopol-magazin.de/hohenzollern-c….
[2] Bernd Stegemann. _Kritik des Theaters_, 2013. Aus dem Waschzetzeltext: "Die kapitalistisch organisierte Gesellschaft bleibt von diesen [postmodernen] Spielen [des Theaters] ungestört. Sie macht ihre zerstörerischen

Geschäfte mit fiktivem Geld, das im Leben der Menschen eine verblüffend echte Rolle spielt." Fiktives Geld ist ein Pleonasmus, ein weißer Schimmel. Stegemanns Klappentext zeigt, dass die Form von Wert, genannt Geld, hier von Autor nicht begriffen wurde. Stegmann

hat sich nicht umsonst in der Nähe zu Wagenknechts nationalem Sozialismus aufgehalten. Zur Grundansicht dieses "Sozialismus" in einem Theater gehört das Märchen vom guten Kapital und die Maskierung der Performanz der

Wertherstellung aus "unbewerteter" Mehrarbeit und Aneignung des Werts durch den Kapitalisten. Für Stegemann ist Geld in erster Linie ein Medium. Bleibt es im Land, kanns besser an die Arbeiter verteilt werden. Bleibt

das Theater bei seiner Rede über Wirklichkeit, bleibt es Medium. Thematsiert es sich selbst und den Zugriff auf Wirklichkeit, kollaboriert es mit dem Bestehenden. Stegemann verkennt mit dieser Systematik den Einfluss des Theaters auf Prozesse. Medien

sind nicht allein Reflektionsmedien mit Chor und Abstraktion.

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