Ist der Klimawandel Schuld an den Bränden in Australien? Die Antwort liegt irgendwo zwischen "ja" und "kann man so nicht sagen". Trotzdem ist die Katastrophe in Australien jedenfalls ein starkes Argument für mehr Klimaschutz. (Thread)
Es ist schon wahr: Buschfeuer in Australien gab es schon immer. Sie sind grundsätzlich nichts Schlimmes, die Evolution hat Pflanzen und Tiere hervorgebracht, die damit grundsätzlich zurecht kommen. Die Frage ist also: Werden die Buschfeuer mehr, weil die Erde wärmer wird?
Und das ist weniger selbstverständlich als man meinen könnte. Die Gleichung "mehr Wärme führt zu mehr Trockenheit führt zu Feuer" ist in dieser Allgemeinheit falsch. So einfach ist die Sache nicht. Der Klimawandel führt lokal zu unterschiedlichen Effekten.
In manchen Gegenden kann das auch zu mehr Feuchtigkeit (ev. sogar zu sinkenden Temperaturen) führen. In Australien, wo jetzt die Brände wüten, ist die Sache aber klar: Dort ist es heißer und trockener geworden, die Brandgefahr ist gestiegen -davor wurde schon seit Jahren gewarnt.
Jetzt wird aber wieder relativiert, mit dem Argument: Das ist Wetter, nicht Klima! Einzelne Extremereignisse kann man nicht dem Klimawandel in die Schuhe schieben. Und auch das ist nicht einmal so völlig falsch.
Natürlich kann niemand sagen, ob es dieses Jahr nicht genauso schlimme Brände gegeben hätte, wenn wir schon vor 20 Jahren massiv auf CO2-Reduktion gesetzt hätten. Aber die Wahrscheinlichkeit für solche Katastrophen wäre dann eben deutlich geringer.
Wenn ein Kettenraucher an Lungenkrebs erkrankt, kann auch niemand sagen, ob er ohne Rauchen nicht auch krank geworden wäre. Nur die Wahrscheinlichkeiten ändern sich. Trotzdem wäre es dumm zu behaupten, dass es deshalb egal ist ob man raucht.
Wir sehen heute jedenfalls: Der Klimawandel ändert vieles, und zwar schneller als sich Natur und Mensch darauf einstellen können. Es ist keine langsame Verschiebung des Gleichgewichtszustandes, wie das bei anderen Klimaänderungen der Fall war. Es ist eine abrupte Kursänderung.
Die Folgen sind natürlich schwer vorherzusagen - wenn ich auf der Autobahn abrupt das Lenrad verreiße, ist das Ergebnis auch kaum prognostizierbar. Das heißt aber nicht, dass sich nicht sagen lässt, ob Lenkradverreißen eine gute Idee ist. Nein, ist es keinesfalls.
Und genau das ist der Punkt: Die wahre Klimagefahr ist nicht die Zunahme an Katastrophen oder der steigende Meeresspiegel, sondern die Summe vieler Veränderungen auf sehr kurzer Zeitskala, von denen wir überfordert sind - und die Natur ebenfalls.
Das führt zu Massensterben und zu schweren Schäden für die Wirtschaft und Kultur, zu politischen Problemen, Unruhen und Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen.
Es geht nicht um +2-4 Grad. Es geht um das Verreißen des Lenkrads bei Höchstgeschwindigkeit auf der Klima-Autobahn. Wir müssen bremsen und umkehren. Ohne Panik, aber rasch und entschlossen, ohne Zeit zu verlieren.
