Was mich an der ganzen Debatte um den Anschlag in #Harnau stört ist die gerade vielfach gestellte Frage, ob es sich bei dem Täter um einen psychisch Kranken oder einen Rechtsradikalen handelt. Dabei entsteht der Eindruck dies sei ein Widerspruch. Nur stimmt das halt nicht. (1/8)
Man kann problemlos beides sein. Menschen die an einer psychischen Störung leiden haben natürlich auch eine politische Meinung und grade bei Psychosen ist bekannt, dass sie oft im Einklang bzw. Bezug mit dem Weltbild der Person stehen. (2/8)
Wir wissen zu wenig über den Täter um zu einer klaren Bewertung zu kommen, aber es scheint vieles dafür zu sprechen, dass dieser an einer Störung aus dem psychotischen Spektrum erkrankt war. Es spricht aber auch viel dafür, dass sein Weltbild rechtsradikal eingefärbt war. (3/8)
Dies kann sich gegenseitig verstärken, bedingen oder aber völlig unabhängig voneinander sein. Wir wissen zu wenig über die mögliche Krankheitsgeschichte um uns fundiert dazu äußern zu können. (4/8)
Was wir aber kennen ist die Tendenz der Medien in der Darstellung bei bestimmten Tätergruppen auf die psychische Konstitution und bei anderen auf die Ideologie zu fokussieren. Dies reduziert die Bewertung der Taten extrem und oftmals auf eine gefährliche Weise. (5/8)
Es stigmatisiert psychisch Erkrankte, relativiert demokratie- und menschenfeindliche Ideologien während es gleichzeitig andere Weltbilder mit Terrorismus gleichsetzt und die individuellen Faktoren von Gewalt ignoriert. (6/8)
Wir müssen uns bewusst machen, dass menschenfeindliche Ideologien generell einen Nährboden für politische Radikalisierungen darstellen, für die manche Menschen anfälliger sind als andere. (7/8)
Und auch wenn individuelle Faktoren einen Menschen sicherlich anfälliger für extremes Verhalten machen, findet dieses doch immer in einem sozialen und auch ideengeschichtlichen Kontext statt. Diesen zu selektiv zu ignorieren ist vor allem eines. Gefährlich. (8/8)
Korrektur: #Hanau
