Corona sei ein „kleine Grippe“, man müsse zurück zur Normalität. Ist Brasiliens Präsident Bolsonaro jetzt völlig durchgedreht? Nein, hinter seinen Aussagen steht ein brutales Kalkül. Ein Thread. 
Während einer TV-Ansprache spielte Bolsonaro gestern Corona erneut herunter und kritisierte die Landesregierungen scharf. Die Gouverneure hatten vielen Städten einen Stillstand auferlegt. Denn: Expert*innen befürchten italienische Zustände in Brasilien.
Laut Bolsonaro müssen Geschäfte und Schulen wieder öffnen, da die Wirtschaft nicht stoppen darf. Durch solche Aussagen versucht Bolsonaro, die Verantwortung präventiv auf die Landesregierungen abzuwälzen.
Corona wird die bereits kriselnde Wirtschaft hart treffen, viele Brasilianer*innen werden weiter verarmen, es drohen soziale Aufstände. Im bevorstehenden Elend und Chaos wird Bolsonaro versuchen, sich aus der Verantwortung zu ziehen und erklären, dass er gegen den Stillstand war.
Es wird einmal mehr klar: Bolsonaro geht es keiner Weise um das Wohl der Bevölkerung, sondern nur um seinen Machterhalt. Er ist nicht durchgeknallt, sondern ein brutaler Taktiker, der mit seinen Egotrips ganz bewusst den Tod von Menschen in Kauf nimmt.
Doch die Strategie könnte nach hinten losgehen: Die nun allabendlichen Proteste sind mittlerweile auch in den Vierteln der Reichen zu hören. Wenn sich die Elite abwendet, war das in Brasilien meist eine Zeichen dafür, dass eine Regierung am Ende ist.
