Ich höre immer öfter, auch von Bekannten: „Wir müssen mit dem Virus leben“. Das stimmt! Gras ist grün, morgens geht die Sonne auf… Quasi *jede/r* Virologe geht davon aus, dass #SARSCoV2 nicht mehr verschwindet. Die Feststellung „Wir müssen mit dem…“ an sich ist inhaltslos.
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Diese Formel wurde allerdings medial geschickt mit einem „freiheitlichen“ Gedanken verwoben, nach dem möglichst viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wieder geöffnet werden sollen, weil wir das Virus ja sowieso nicht mehr loswerden, das Leben ja aber weitergehen muss.
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Da beide Grundannahmen stimmen– das Virus wird nicht verschwinden und das Leben muss weitergehen– glauben viele, wer diesen Satz sagt muss auch mit seinen Forderungen „Recht“ haben. Das ist ein Missverständnis! Aber eins nach dem anderen– wie werden wir mit dem Virus leben?
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Der Satz kann ja auch Angst machen– die Befürchtung: wir werden unser altes Leben nicht mehr zurückbekommen, weil wir uns irgendwie mit dem Virus arrangieren müssen. Entwarnung: ich sehe das nicht so! „Mit dem Virus leben“ wird heissen, wir haben dann eben eine weitere…
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…Krankheit, mit der man sich anstecken kann. Allerdings werden nur noch sehr wenige Menschen krank, einfach weil praktisch jeder einen gewissen Immunschutz gegen sie besitzt; entweder, weil man das Virus schon als Kind als milden Infekt durchgemacht hat, oder weil man sich…
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…impfen ließ. Für diesen Endzustand (man sagt: das Virus ist „endemisch“, gehört also zum normalen Erregerspektrum) sehe ich zwei Möglichkeiten. Im *ungünstigsten* Fall wird #SARSCoV2 etwas wie die saisonale Grippe (Influenza, Flu): rauscht jeden Winter unkontrolliert durch…
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…die Bevölkerung und infiziert eine gewisse Anzahl an Menschen (für Flu durchaus mehrere Millionen jedes Jahr). #COVID19 ist allerdings sehr viel gefährlicher ist als die Influenza, die in schlimmen Jahren mit bis zu 20.000-30.000 Toten bereits am Rande dessen ist, was wir…
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…als Gesellschaft noch akzeptieren. #COVID19 ist nun, zumindest für Erwachsene (und für ältere in sehr hohem Maße), noch deutlich ernster und auch tödlicher– hier ein Vergleich der Sterblichkeiten (IFR) über mehrere Jahre und versch. Studien hinweg⬇️. Aus diesem Grund wird… 8/
…die Impfung noch viel wichtiger sein als bei der Flu! Durch eine gewisse Mutationsrate kann es sein, dass- ebenfalls ähnlich der Grippe- der Impfstoff ab und zu angepasst werden muss und man eine Auffrischung braucht. Das ist gar nicht so wahrscheinlich, aber denkbar.
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In diesem Grippe-ähnlichen Szenario „leben wir mit dem Virus“ also u.U. fast ganz normal und fast jeder, der möchte, kann sich dank sehr guter Impfstoffe schützen. Menschen, die aus med. Gründen nicht geimpft werden können, diejenigen, bei denen d. Impfung nicht ausreichend…
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…anschlägt (ggf. auch bei Auftreten einer neuen Variante, bevor der Impfstoff angepasst wurde) sowie Impfverweigerer werden allerdings nun neben Grippe&Co noch ein weiteres, nennenswertes Infektionsrisiko haben. Darum werden wir im Winter ggf. ähnlich wie in Asien…
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… allgemein häufiger Masken tragen und mehr Abstand halten beim Einkaufen etc.
Das war das *ungünstigste* realistische Szenario für „mit dem Virus leben“.
Im zweiten, günstigeren und nicht unwahrscheinlicheren Szenario, können wir #SARSCoV2 mit den #Masern vergleichen.
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Auch wenn wir häufiger Grippevergleiche hören, sind die Masern tatsächlich ein sehr gut geeigneter Vergleich für SARS-CoV2! Auch die Masern werden über die Luft übertragen, allerdings noch *viel* effizienter als das Coronavirus. Und die Masern haben– auch das ist…
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…vielen nicht klar– eine ähnlich hohe Sterblichkeit wie #COVID19, die höchste allerdings bei (Klein-)Kindern, wo sie (je nach Entwicklungsstand des Landes) zwischen 0,3 (USA) und 2-3% (weniger entwickelte Länder ⬇️) liegt; früher noch deutlich höher! 14/ thelancet.com/journals/langl…
Noch eine Ähnlichkeit: auch bei den Masern kann es zu Langzeitfolgen kommen. Die Masern wurden und werden zurecht für eine der weltweit gefährlichsten „endemischen“ Infektionskrankheiten gehalten. Auch bei uns sind sie mitunter noch ein Problem. who.int/news-room/fact…
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Allerdings: gegen die Masern gibt es eine hervorragende Impfung! Die Impfung ist so gut, dass man bei genügend hoher Durchimpfung eine echte Herdenimmunität erreichen kann. Das heisst, dass das Virus durch Immunität in der Bevölkerung tatsächlich komplett (nicht nur „fast“)…
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...ausstirbt und auch bei einem Neueintrag, z.B. aus anderen Ländern, sich nicht verbreiten könnte. Soweit die Theorie– da die Masern wie gesagt ein *extrem* ansteckendes Virus sind, braucht es hier eine sehr hohe Impfrate. Da wir die erforderliche Durchimpfung nach wie vor…
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…nicht ganz erreichen in Deutschland (und vielen anderen Ländern– Stichwort „Impfgegner“, „Masernparties“, …), kommt es immer wieder zu Ausbrüchen, bei denen sich die Masern lokal doch wieder ausbreiten. In solchen Fällen gehen die Gesundheitsämter ganz ähnlich…
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… wie bei #Corona vor, Isolieren Infizierte und versuchen die Kontakte jedes einzelnen Falls nachzuverfolgen (sehenswert ⬇️ @Maithi_nk). So gelingt es, Ausbrüche einzudämmen und die weitere Ausbreitung zu verhindern! Und ein sehr ähnliches Szenario… 19/ www1.wdr.de/mediathek/vide…
… kann ich mir auch durchaus für #SARSCoV2 / #COVID19 vorstellen! Auch hier haben wir exzellente Impfstoffe, die die Infektion und Weitergabe wohl tatsächlich signifikant verringern. Zusammen mit der niedrigeren Ansteckungsrate (der berühmte R0-Wert⬇️) ist eine Annäherung... 20/
…an die Herdenimmunität durchaus denkbar. Je nach dem, wie weit verbreitet das Virus weltweit bleibt, also wie häufig es wieder bei uns eingetragen wird, kommt es dann häufiger oder seltener zu lokalen Ausbrüchen, die dann von den Gesundheitsämtern konsequent nachverfolgt…
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…und eigedämmt werden müssten. Bei genügend hoher Durchimpfung (Impfpflicht dürfte früher oder später, wie bei Masern, doch nochmal diskutiert werden) wäre also „mit dem Virus leben“ ein Leben wie vor der Pandemie! Ggf. müsste auch in diesem Szenario ab und zu d. Impfung…
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… aufgefrischt werden, falls Virusvarianten auftauchen, die den Immunschutz unterlaufen. Allerdings: je weniger das Virus weltweit zirkuliert, desto weniger Mutationen treten auf– globale Impfkampagnen kommen darum auch uns zugute! Go #COVAX@cepi! 23/ who.int/initiatives/ac…
Wir werden also „mit dem Virus leben“, und vermutlich sogar relativ gut! Das werden wir allerdings erst, wenn wir diese praktisch bevölkerungsweite Immunität erreicht haben und sich die Lage stabilisiert hat in einem der geschilderten Szenarien (oder irgendwo dazwischen).
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Die Feststellung alleine, dass „wir mit dem Virus leben“ werden, sagt aber nichts darüber aus, wie wir dieses Stadium erreichen wollen. Wir *können* jetzt Stück um Stück Bereiche öffnen, so dass wir endlich wieder mehr Freiheiten im Alltag haben. Dadurch erreichen…
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Die Feststellung alleine, *dass* wir mit dem Virus leben werden, sagt nichts darüber aus, *wie* wir dieses Stadium erreichen wollen. Wir *können* jetzt Stück um Stück Bereiche öffnen, so dass wir endlich wieder mehr Freiheiten im Alltag haben. Dadurch werden mehr (junge)…
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…Menschen infiziert und dadurch (mit oder ohne schwere Krankheit) immun werden, während auf der anderen Seite die Impfung voranschreitet. Wir *können* aber auch für uns beschließen, dass wir auf diese natürliche Art der Immunisierung verzichten- auch wegen des bei…
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…bestimmten Menschen recht hohen gesundheitlichen Risikos, dem sie dann zunehmend, freiwillig oder unfreiwillig, ausgesetzt sind. In dem Fall müssten wir dann aber weiterhin verschiedene Maßnahmen diszipliniert durchhalten, bis wir dann (optimalerweise noch vor dem Herbst)…
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…durch die Impfung eine genügend hohe Immunität in der Bevölkerung erreicht haben. Das Wissen, dass wir langfristig mit dem Virus leben werden, entbindet uns also nicht davon, uns bewusst mit diesen unterschiedlichen Strategien des Pandemiemanagements auseinanderzusetzen.
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Ich schlage mich hier auf keine Seite– es sind ja auch nicht nur zwei Seiten, sondern eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten. #noCOVID ist das eine Extrem, und schnelle Öffnungen im öffentlichen Leben solange Krankenhäuser / Intensivstationen nicht überlastet sind, das andere.29/
Dazwischen liegen ja noch viele Schattierungen, z.B. der relativ stringente (wenngleich etwas unübersichtliche) Stufenplan der Bundesregierung. Über diese Verantwortung, die wir alle tragen, sollte sich einfach jeder klar sein, und auf dieser Grundlage argumentieren.
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Congratulations, Agnieszka @BartenschlagLab! We actually began working on this during the last pandemic threat (#Zikavirus) and the way through editor and reviewer offices was not exactly aided by the current pandemic. But now it’s finally out! jvi.asm.org/content/early/…
Through TLR3, ZIKV induces proinflammatory #cytokines (IL-6, IL-10), which trigger STAT3 signaling, which in turn dampen #interferon responses. As #RIGI and #MDA5 sense ZIKV and induce IFN production, this antagonism eventually aids viral replication as we can show.
This is all so weirdly complex– a lot of work ahead to understand the details of innate immune regulation in virus infection. Ha, saying that– if you made it all the way to here in this thread, consider contributing to this special issue on exactly this topic ⬇️
Die südafrikanische Variante #B1351 ist problematisch– Übertragbarkeit nicht das Hauptproblem (evtl. nicht wesentlich erhöht), aber es bestätigt sich, dass #SARSCoV2 Antikörper (nach durchgemachter #COVID19 oder #Impfung) deutlich weniger gut wirken!
1/11
Die gerade erschienene Studie zeigt, dass die Antikörper im Serum von Genesenen oder Geimpften zum Teil deutlich weniger gut darin sind, eine Infektion von Zellen (im Labor) mit #B1351 zu verhindern. Das deutet darauf hin, dass diese Personen weniger gut vor einer Ansteckung… 2/
… mit der südafrik. Variante geschützt wären. Ähnliches dürfte übrigens für die brasilianische Variante gelten; dort scheint Re-Infektion bereits ein großes Problem zu sein⬇️.
Außer Reinfektion von bereits Genesenen ist natürlich auch das Thema Impfschutz spannend. Hier…
3/11
Jetzt muss sich auch mal meinem Ärger Luft machen– #Lockdown, #homeschooling, #homeoffice und dann kriegt @vodafone_de@vodafoneservice es monatelang nicht auf die Reihe, das Internet in Heidelberg (ganz BaWü? D?) zu stabilisieren! Da kann ich meinem Sohn nur zustimmen ⬇️
Nur zur Erläuterung– nein, wir erwarten nicht rund um die Uhr maximale Downloadraten für Netflix & Co. Aber eine halbwegs stabile Verbindung mit einem Upload auch mal über 0,8 MBit hinaus wäre schon gut! Vorlesungen und wichtige Videokonferenzen kann ich zu Hause gar nicht mehr…
… riskieren! Nominell haben (und bezahlen!) wir einen 400 MBit TV-Kabel-Anschluss (20 MBit up)!
Das Problem kam kurz nach Unity-Vodafone-Übernahme und wurde zum Sept 2020 so massiv, dass wir immer wieder Verbindungsabbrüche (Kabel-Modem!) hatten. Seit dem ungelöst ⬇️
Der Kampf um R– ich möchte einmal versuchen darzustellen, wie bei einer Epi-/#Pandemie letztlich dieser eine Wert „R“ bestimmt, ob und wie sich die Infektion ausbreitet und wie beide Seiten– Mensch *und* Virus– versuchen, R zu ihren jeweiligen Gunsten zu verschieben! #COVID19
1️⃣/
Jeder, der mit dem Virus infiziert kann es theoretisch auf jemand anderen übertragen und damit zur Verbreitung beitragen. Bei wem das zu welchem Zeitpunkt wie wahrscheinlich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Ganz klar: die Menge an „lebensfähigem“ Virus in den oberen…
2️⃣/
Atemwegen ist maßgeblich für die Möglichkeit, jemand anderen anzustecken, was aktuell nun auch in einer großen Studie gezeigt wurde⬇️. Die sog. Viruslast ist bei #SARSCoV2 übrigens bereits kurz (~1d) *vor* Einsetzen der Symptome sehr hoch, wodurch dieser Zeitraum um den…
3️⃣/
Je höher also der Anteil der #Variante|n an allen zirkulierenden #SARSCoV2-Viren ist, desto mehr wirkt sich ihr erhöhtes R auf den Gesamt-R-Wert in der Bevölkerung aus. Und dieses Gesamt-R versuchen wir ja wie gesagt möglichst unter 1 zu halten.
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Zu sehen, wie sich die erfolgreichen Varianten langsam (und schneller werdend) durchsetzen, erlaubt es uns, ein wenig besser vorauszuplanen, wie sich die Epidemie in der kommenden Zeit entwickeln wird. Es sieht leider sehr danach aus, dass die Variante(n) das Gesamt-R…
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…bald wieder über 1,0 ziehen könnten, und dann haben wir natürlich ein Problem. @c_endt hat das hier fantastisch erklärt und illustriert ⬇️.
Wer die Zusammenhänge in diesem (ich weiß: viel zu langen!) Thread verstanden und durchschaut hat, der wird vielleicht besser… 28/
Was gibt es Neues zur „englischen #Variante“ #B117❓Ein kleines Update!
In aller Kürze: die erhöhte Ansteckungsfähigkeit bestätigte sich! Anzeichen mehren sich nun, dass auch das Risiko für schwere Verläufe etwas erhöht ist. Etwas ausführlicher im Thread. #SARSCoV2#COVID19
1️⃣/
Zuerst einmal: wer verstehen möchte, wie und warum Viren im Allgemeinen und SARS-CoV2 im Speziellen dazu neigen #Mutation|en auszubilden, so dass #Variante|n (oder neue „Linien“) entstehen, dem sei nochmals mein Thread vom Dezember empfohlen ⬇️
Was gibt es nun also Neues? Der englische Gesundheitsdienst @PHE_uk hat ein Update seiner Daten zu VOC202021/01 (= B.1.1.7) veröffentlicht (bereits Mitte Jan, sorry!). Der Trend wird bestätigt, dass sich #B117 stark ausbreitet: