TÜRKEI 1 MONAT VOR WAHLEN - MEINE EINDRÜCKE AUS ANKARA, KAYSERI UND IZMIR
1. Keiner spricht gerne über die Politik. Ausserhalb der Wohnung sind alle vorsichtig und still. Menschen haben Angst vor Willkür des Regimes, vor Verhaftungen und grundlosen Vorwürfen.
1. Keiner spricht gerne über die Politik. Ausserhalb der Wohnung sind alle vorsichtig und still. Menschen haben Angst vor Willkür des Regimes, vor Verhaftungen und grundlosen Vorwürfen.
2. Ein Grundschullehrer aıs Ankara: „Wir leben nicht in einer Demokratie. Wir können unsere Meinung nicht frei aussprechen, weder in der Schule noch auf der Straße.“
3. In Ankara hat der frühere AKP-Bürgermeister einen Scherbenhaufen hinterlassen. Überall Beton und Hochhäuser, kaum Infrastruktur, Grünanlagen und Parks. Bei fast jedem Regen gibt es Überschwemmungen. AKP muss bei Wahlen hier mit starken Verlusten an Stimmen rechnen.
4. Erdoğan gilt noch als Favorit in Ankara. Ankaras Strassen werden von seinen Bildern und AKP-Fahnen dominiert. Wenn sich die Opposition aber in der 2. Runde auf einen gemeinsamen Kandidaten einigt, könnte man ihn zum Fall bringen, so die Hoffnung und der Plan.
5. Worüber die Menschen reden, ist die immer schlimmer werdenden Lebensbedingungen. Lira verliert Tag für Tag an Wert und Kaufkraft. Arbeitslosigkeit ist hoch. Menschen werden ärmer. Von Mindestlohn zu überleben scheint unmöglich zu sein.
6. In der Stadt Kayseri, im tiefsten Anatolien, rechnen Menschen mit einer Überraschung. Viele unterstützen hier Meral Akşener, die Chefin der İYİ-Partei. Sie könnte Erdoğan besiegen, so Meinung eines Taxifahrers. Er rechnet mit einem Kopf an Kopf-Rennen zw. Erdoğan und Akşener.
7. Auf dem Land in der Provinz Kayseri ist ausser Erdoğan kaum ein Gegenkandidat bekannt. Medien werden von AKP und Erdoğan dominiert. Vor allem einfache, ungebildete Menschen sehen im Fernsehen hauptsächlich Erdoğan und sind von ihm begeistert als starker Staatsmann.
In der liberalen Stadt İzmir überragen Bilder von Atatürk. Hier haben Sozialdemokraten die Nase vorne (CHP). Ihr Kandidat Muharrem İnce punktet in erster Linie bei den jungen Erwachsenen und Uni-Absolventen, die keinen Job finden und keine Perspektive haben.
9. Der Fastenmonat Ramadan ist in Izmir kaum sichtbar oder spürbar. AKP versucht mit kostenlosen Iftar-Essen (Fastenbrechen) die Menschen in der Innenstadt anzusprechen. Das gelingt ihr kaum. Cafes, Restaurants Bars sind voll - auch tagsüber. Letze Bastion unter den Großstädten.
10. Zwei Rentner sprechen in İzmir: Einer sagt: Das Land geht Bach runter. Der Gott (Allah) soll uns helfen. Der andere antwortet: Gott hat uns den Verstand gegeben. Wir müssen uns helfen, aus diesem Sumpf raus zu kommen. Gott hat Wichtigeres zu tun.
11. Alle Kritiker sind in einem Punkt einig: „Erdoğan/AKP werden die Wahlen wieder manipulieren, Stimmen klauen.“
Daher Appell an europäische Politiker: “Nicht nur aus der Ferne kritisieren, sondern Wahlbeobachter in die Türkei schicken! Damit die Wahlen fair stattfinden.”
Daher Appell an europäische Politiker: “Nicht nur aus der Ferne kritisieren, sondern Wahlbeobachter in die Türkei schicken! Damit die Wahlen fair stattfinden.”
