"Eine Gesamtschau der Region wird erst dann möglich, wenn man sich des Mittelalterbegriffs entledigt, der sich weder für die Geschichte Europas noch für die des Mittleren Ostens und Zentralasiens als irgendwie hilfreich erweist."
faz.net/aktuell/feuill…
faz.net/aktuell/feuill…
"Wechsel der Religion ist nicht entscheidend."
"Die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts bildete einen wesentlich epochaleren Einschnitt als die Zeit um 1500. Damit ergäbe sich folgende Epochengliederung: Die geht um 250 in eine Spätantike über, die um 1050 in eine neue Epoche eintritt, welche bis etwa 1750 andauert."
Der Artikel ist ein feuchter Traum der Mittelalterabschaffer und derjenigen, welche die Frühneuzeit noch nie als eigenständig angesehen haben. Dass das globale Zeitalter erst im 18. und nicht im 16. Jahrhundert beginnt, ist hanebüchen.
"Thomas Bauer ist Professor für Islamwissenschaft und Arabistik an der Universität Münster."
Ja gut, da kommt zusammen, was zusammen gehört.
Ja gut, da kommt zusammen, was zusammen gehört.
Die Polemik beiseite: der Artikel hat natürlich einige gute Punkte. Auch Mittelalterfreunde wissen,d ass in der Mitte des 11. Jahrhunderts etwas passiert, etwas so tiefgreifendes, was mit Sicherheit der Erwähnung bedarf. Aber daher unterteilt man das Mittelalter ja auch!
Aber spätestens beim Versuch, das Jahr 1500 zu diskreditieren, läuft der Artikel schief. Denn in dem Zeitraum häufen sich eben nicht spektakuläre Einzelereignisse, sondern die Wurzeln tiefgreifender Veränderungen.
Der Buchdruck hat bereits in der Renaissance und der Renaissance eine so herausragende Beduetung für diese und nachfolgende Prozesse, dass man hier kaum von einem spektakulären Einzelereignis sprechen kann.
Die Entdeckung des Seewegs nach Indien wir gänzlich unterschlagen. Bereits im 17. Jahrhundert haben japanische Verhältnisse über den Silberhandel Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft. Und das soll kein globales Zeitalter sein?
Hier verwehrt eher die islamische Brille den Blick dafür, dass Engländer, Niederländer und Portugiesen in Ostindien, Amerika und Afrika ab dem 16. Jahrhundert in geopolitisch global agierende Rollen drängen.
Dann von Eurozentrismus zu schwafeln, ist so sinnvoll, wie in der Antike ab Augustus von Romanozentrismus zu reden. Die europäischen Großmächte sind es, die über die Seewege die Welt erobern und kontrollieren. Es ist nunmal die Geschichte ihrer Dominanz. Sie sind überall.
So mag sich die Entdeckung Amerikas auf die Wirtschaft in Europa bis zum späten 17. Jahrhundert kaum ausgewirkt haben. Doch sie macht sich definitiv bemerkbar bei den Bewohnern Amerikas und Teilen Afrikas, ist also doch ab dem 16. Jahrhundert "global".
(Ich zweifle übrigens auch die erste Hälfte an. Die Goldeinfuhren aus Amerika sorgten für einhudnert Jahre spanische Hegemonie in Europa, denn Gold = Söldner. Schon Karl V. hat das gegen Franz I. genützt. Amerika hatte demnach massiven Einfluss auf Europa, und das shcon früh.)
Ziehen wir das Fuggerimperium heran: ungarischen Kupfer nach Portugal in Kanonen gegossen um Gold in Afrika und Gewürze in Asien zu erwerben. Wenn man im Augsburg um 1500 schon globalen Kapitalismus betreibt, was genau trennt den dann so sehr von dem des 18. Jahrhunderts?
